14.10.2020 | Intensivmedizin
Belastungen für Patienten auf der Intensivstation
Eine Analyse unter Berücksichtigung der Kontrollierbarkeit
Erschienen in: Wiener klinisches Magazin | Ausgabe 5/2020
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Fragestellung
Es existieren bislang keine Untersuchungen zu Belastungen für Patienten der Intensivstation, die sowohl das Belastungsempfinden als auch die erlebte Kontrollierbarkeit erfassen. Mit dieser Untersuchung sollten die Fragen beantwortet werden, welche Situationen von Patienten der Intensivstation als belastend erlebt werden, ob diese aus Patientensicht kontrollierbar sind, und ob das Belastungserleben von der Kontrollierbarkeit abhängig ist.
Material und Methoden
Es wurde ein Fragebogen zu 18 potenziell belastenden Situationen für Patienten der Intensivstation konzipiert. Diese sollten hinsichtlich ihres Vorkommens, der Wiederholungshäufigkeit, der Belastung und des Kontrollempfindens beurteilt werden. 198 Patienten der chirurgischen Intensivstation und 100 Patienten der allgemeinchirurgischen Normalstation wurden während ihres stationären Aufenthalts befragt.
Ergebnisse
Patienten der Intensivstation erinnerten signifikant mehr Belastungssituationen als die der Normalstation (M ± SD = 10,2 ± 2,7 vs. 6,6 ± 2,0; d = 1,48; p < 0,001) und empfanden diese als belastender (mittlere Belastung: M ± SD = 3,6 ± 1,5 vs. 2,2 ± 1,3; d = 1,01; p < 0,001). Die belastendsten Situationen für intensivpflichtige Patienten waren „Fixierung der Arme“ (M ± SD = 7,47 ± 3,27), „maschinelle Beatmung“ (M ± SD = 7,36 ± 3,29) und „endotracheales Absaugen“ (M ± SD = 7,19 ± 2,99). Je weniger Kontrollierbarkeit von Patienten der Intensivstation erlebt wurde, umso ausgeprägter waren die aktuelle Angst zum Befragungszeitpunkt und das mittlere Belastungsempfinden (r = −0,20, r = −0,36; p < 0,01).
Schlussfolgerung
Erlebter Kontrollverlust steht in deutlicher Beziehung zum Ausmaß der Belastung, die intensivpflichtige Patienten erfahren. Dies ermöglicht Überlegungen zur Reduktion der Belastung auf Intensivstationen.
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