1. Einleitung
1.1 Präambel
1.2 Allgemeines
2. Zielsetzung der Leitlinie
3. Aufbau
4. Definition „Long COVID“
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Akuterkrankung COVID-19: Befunde und Symptome von COVID-19 bis zu 4 Wochen
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Anhaltende Symptome von COVID-19: 4 bis 12 Wochen
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Post-COVID-Syndrom: Befunde und Symptome, die während oder nach einer Infektion mit SARS-CoV‑2 entstehen und zu den bei COVID-19 beobachteten Symptomen passen, die mehr als 12 Wochen bestehen und bei denen keine andere erkennbare Ursache vorliegt
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in der Regel Manifestation bis 3 Monate nach Beginn der COVID-19/SARS-CoV-2-Infektion
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Symptome, die über mindestens 2 Monate bestehen, nicht durch eine andere Diagnose erklärt werden können
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Symptome haben generell Bedeutung für die Alltagsfunktion der Betroffenen
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Symptome, die evtl. nach initialer Erholung von der akuten COVID-19-Episode aufgetreten sind oder seit der initialen Erkrankung persistieren
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Symptome, die fluktuieren oder im Verlauf rezidivieren
5. Epidemiologie und Bedeutung
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Hohe Viruslast zu Beginn [49]
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Waning Immunity/nicht vorhandene Immunität [40]
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Genetische Faktoren, Immunopathien
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Soziale Deprivation
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Vorbestehende Autoimmunerkrankungen
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Vorbestehende Beeinträchtigungen der mentalen Gesundheit/verminderte Resilienz
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Re-Aktivierung von bereits im Körper persistierenden Viren, wie z. B. EBV [49]
6. Symptomatik
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Müdigkeit, Erschöpfung, eingeschränkte Leistungsfähigkeit bis hin zur Leistungs‑/Bewegungsintoleranz (Post-Exertional-Malaise), Schwäche (unterschiedlicher Schweregrade, bis zu Fatigue-Syndrom),
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anhaltender Verlust des Riech- und/oder Schmeckvermögens (variantenabhängig),
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Atembeschwerden, Kurzatmigkeit, Belastungsdyspnoe,
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Insomnie,
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Konzentrationsstörung, Gedächtnisstörung,
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Tachykardie, Dizziness, Symptome einer orthostatischen Dysregulation,
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Brustschmerzen oder Brustenge,
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Husten,
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Gelenk- und/oder Muskelschmerzen,
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Kopfschmerz,
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Nervenschmerzen und andere Missempfindungen, beschrieben auch als „pins and needles and numbness“,
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Haarausfall und sexuelle Dysfunktion [66].
7. Pathomechanismen – Was ist bekannt?
7.1 Spezielle Aspekte
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Die COVID-19-bedingte Riechstörung entsteht durch eine Schädigung der Stützzellen der Riechschleimhaut.
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Bei Schädigung der Riechnervenzellen kommt es zu einer langfristigen, evtl. dauerhaften Störung.
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Eine zentrale Schädigung (z. B. Bulbus olfactorius) gilt als weniger wahrscheinlich.
7.2 Zusammenfassung
8. Organsysteme – Übersicht: Leitsymptome und Krankheitsbilder
8.1 Pneumologie/Infektiologie
8.1.1 Pneumologische Leitsymptome als Folge von COVID-19
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Dyspnoe im Rahmen von Long COVID äußert sich vor allem als Kurzatmigkeit bei Belastung und findet sich häufiger nach schwerem Verlauf (nach 3 Monaten noch in ca. 40 % [108], aber auch nach nicht hospitalisiertem Verlauf (in ca. 10 %) [8]). Eine milde Dyspnoe über einige Wochen nach der Akuterkrankung wird häufig berichtet. Wenn diese aber nach der Infektion akut neu aufgetreten, zunehmend oder mehr als nur milde ist, wenn sie den Alltag einschränkt oder mit weiteren Symptomen einhergeht, erfolgt die differenzialdiagnostische Abklärung
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Husten nach akuter Erkrankung findet sich häufig, z. B. noch in 17 % nach 3 Monaten [108]. Bei persistierendem Husten ist leitliniengemäß eine pneumologische Abklärung und Abgrenzung zu nicht-pneumologischen Hustenursachen zu empfehlen bzw. die weiterführende Diagnostik wie bei jedem anderen Husten.
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Sekundäre bakterielle, virale oder fungale Infektionen v. a. nach SARS-CoV-2-assoziierter Pneumonie
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Rezidivierende Infektionen: Nach einer schweren Infektion kommt es häufig zu einer länger persistierenden Immunsuppression (wie beispielsweise nach Masern) und damit zu einer vermehrten Anfälligkeit für Infektionen. Das Ausmaß, die Qualität und die Dauer einer Immunsuppression nach COVID-19 und potenzielle Risikofaktoren dafür sind noch nicht ausreichend untersucht [109, 110].
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Thorakale Beschwerden treten häufig bei Patient:innen noch Wochen nach akuter Infektion auf. Die Ätiologie ist unklar, möglicherweise Folge der suspizierten autonomen Dysfunktion und Muskelschwäche im Rahmen des postviralen Zustandsbildes.
8.1.2 Krankheitsbilder in möglicher Assoziation mit COVID-19
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Bei akuter Dyspnoe mit D‑Dimer-Erhöhung oder anhaltender Dyspnoe mit Belastungsdesaturation oder Zeichen einer pulmonalen Hypertonie oder nur geringen strukturellen Veränderungen (unverhältnismäßig zur Dyspnoe) ist ein Angio-CT indiziert.
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Ein regelmäßiges Screening auf Mikroembolien ist in der Routine nicht empfohlen.
8.1.3 Methoden der pneumologischen Abklärung
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In Ruhe (Spirometrie, Bodyplethysmographie, Diffusionskapazität, Blutgasanalyse, maximale inspiratorische Atemmuskelkraftmessung [MIP oder PImax]) und
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unter Belastung (z. B. 1‑Minute-Sit-to-Stand-Test, 6‑Minuten-Gehtest, Spiro‑/Ergometrie)
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Unter Berücksichtigung möglicher Vorerkrankungen sollte beieine Bildgebung mittels HRCT durchgeführt werden.
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pathologischer Lungenfunktion (FVC, TLC) oder
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pathologischem Blutgasbefund (SpO2 in Ruhe oder Belastung) oder
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einer verminderten CO-Diffusionskapazität (DLCO)
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8.2 Kardiologie
8.2.1 Allgemeines
8.2.2 Kardiologische Symptome im Zusammenhang mit COVID-19
8.2.3 Weitere kardiale Krankheitsbilder im Zusammenhang mit COVID-19
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akute Perikarditis,
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Beschwerden ohne spezifische Ätiologie wie Palpitationen, Kreislauflabilität (s. auch 11.8 und 11.9),
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akute Herzinsuffizienz bis zum Lungenödem,
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akutes Koronarsyndrom (NSTEMI, STEMI),
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akute Stresskardiomyopathie,
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akute Myokarditis,
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supraventrikuläre und ventrikuläre Arrhythmien (am häufigsten Vorhofflimmern),
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akute rechtsventrikuläre Dysfunktion (nicht nur bei Lungenembolie).
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Myokarditis,
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Perikarditis,
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Myokardischämie (neu oder verschlimmert) auf Basis einer (klassischen epikardialen) KHK oder einer mikrovaskulären Dysfunktion,
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nichtischämische Kardiomyopathie (rechts- oder linksventrikulär),
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Lungenembolien mit entsprechenden akuten und chronischen Folgen,
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Arrhythmien (z. B. Vorhofflimmern, Extrasystolen) Methoden der kardiologischen Abklärung,
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hypertensive Entgleisung.
8.2.4 Kardiologische Untersuchungsmethoden im Zusammenhang mit COVID-19
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BB, Troponin, NT-proBNP, CRP,
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EKG,
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Echo,
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24-h-EKG,
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Thoraxröntgen (oder CT),
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Lungenfunktionsuntersuchung.
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Die physikalische Untersuchung dient der Erkennung von Zeichen einer hydropischen Dekompensation und/oder einer Arrhythmie und umfasst unbedingt auch die Blutdruckmessung.
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Mittels 12-Kanal-EKG werden Frequenz und Rhythmus sowie allfällige Rhythmusstörungen erfasst. Unspezifische Veränderungen können bereits auf eine Myoperikarditis, Herzinsuffizienz oder eine KHK hinweisen. Das 24-h-EKG dient dem Nachweis von Arrhythmien und generell dem Verlauf der Herzfrequenz.
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Eine Laboruntersuchung zum Ausschluss anderer internistischer Ursachen für Dyspnoe soll bei (klinischen oder anamnestischen) Hinweisen auf Herzinsuffizienz bereits die Bestimmung eines NT-proBNP inkludieren. Ein NT-proBNP-Wert <125 pg/ml schließt das Vorhandensein einer symptomatischen Herzinsuffizienz weitgehend aus [134].
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Die Echokardiographie ist beweisend für die Diagnostik von verschiedenen Formen der Herzinsuffizienz (HFpEF bis HFrEF), wegweisend für die Erfassung einer pulmonalarteriellen Hypertension und liefert Hinweise auf eine KHK (z. B. Narben nach abgelaufenem Herzinfarkt).
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Belastungsergometrie – diese hat aufgrund der geringen Sensitivität im diagnostischen Algorithmus zur Abklärung einer koronaren Herzkrankheit mittlerweile einen geringeren Stellenwert. Sie wird aufgrund der guten Verfügbarkeit als Vorfelddiagnostik aber immer noch häufig eingesetzt. Sollte sich der Verdacht auf das Vorliegen einer koronaren Herzerkrankung erhärten, kommen je nach Höhe der Vortestwahrscheinlichkeit weitere nichtinvasive Untersuchungsmethoden (Myokardszintigraphie, Stressechokardiographie, Koronar-CT) oder die Koronarangiographie zur Anwendung. Im Rahmen eines postviralen Zustandes ist die Objektivierung einer Leistungseinschränkung ein Vorteil der Ergometrie, besser noch der Spiroergometrie.
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Der 6‑min-Gehtest mit Monitoring von Herzfrequenz, Blutdruck und Pulsoxymetrie kann ebenfalls rasch Aufschluss über die körperliche Leistungsfähigkeit geben.
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Der nichtinvasive Goldstandard für die Diagnose einer Myokarditis ist die Kernspintomographie, die in kleinen Fallserien nicht selten Myokarditis-typische Veränderungen nach COVID-19 zeigte [129].
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Aktiver Standtest (Schellong-Test): Unter sorgfältiger Observanz werden Herzfrequenz und Blutdruck nach dem Ruhen im Liegen und dann unmittelbar nach dem Aufstehen sowie nach 2, 5 und 10 min gemessen (Abb. 2).
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Kipptischuntersuchung bei orthostatischen Beschwerden oder Schellong-Test, wenn Klärung anders nicht möglich.
8.3 Neurologie
8.3.1 Allgemeines
8.3.2 Neurologische/psychiatrische Leitsymptome von Long COVID
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Postinfektiöse Müdigkeit
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Hirnleistungsstörungen (Konzentrations‑, Gedächtnisstörung)
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Kopfschmerzen
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Schlafstörungen
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Extremitätenschmerz (myalgisch, neuropathisch)
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Sensibilitätsstörungen (u. a. Missempfindungen, Taubheit)
8.3.3 Neurologische Krankheitsbilder im Rahmen von Long COVID
8.3.4 Abgrenzung anderer Beschwerdebilder gegenüber Long COVID
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Critical-illness-Neuromyopathie – Prolongierte Intensivaufenthalte mit Multiorganversagen führen zu einer nutritiv-toxisch bedingten Involution von Skelettmuskulatur und peripheren Nerven. Dieses Zustandsbild ist seit Jahrzehnten bekannt und wird anamnestisch, klinisch und elektrophysiologisch diagnostiziert.
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Persistenz einer septisch-toxisch-metabolischen Enzephalopathie nach ICU – Vor allem bei subklinischen zerebralen Vorschäden (z. B. Altersveränderungen des Gehirns) kann eine schwere Infektion mit ICU-Behandlungsbedarf durch Ausschüttung von Entzündungsmediatoren, Toxinen und Neurotransmitter-Imbalance zu einer prolongierten Aufwachphase mit Delir und persistierenden kognitiven Einbußen führen. Dieses Zustandsbild ist seit Jahrzehnten bekannt und wird anamnestisch, klinisch und mithilfe anderer Zusatzuntersuchungen diagnostiziert.
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Verschlechterung vorbestehender neurologischer Erkrankungen – Alle Erkrankungen des zentralen oder peripheren Nervensystems sowie der Skelettmuskulatur können sich durch eine schwere Allgemeinerkrankung passager oder auch dauerhaft verschlechtern. Patient:innen erreichen nach der Genesung von der Allgemeinerkrankung nicht mehr den vorherigen funktionellen Status. Dieses Zustandsbild ist seit Jahrzehnten bekannt und wird anamnestisch und klinisch diagnostiziert.
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Klinische Manifestation subklinischer Gehirnerkrankungen durch COVID-19 (z. B. „mild cognitive impairment“) – Chronische und bis dato unerkannte und subklinische Vorschädigungen des Gehirns können durch eine akute Infektion funktionell dekompensieren und nach Ausheilung des Infektes sich klinisch „erstmanifestieren“. Dieses Zustandsbild bedarf einer fachärztlichen Abklärung.
8.3.5 Methoden der neurologischen Abklärung (spezialisierter Bereich bei Indikation)
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Generell lässt sich sagen, dass sich die Symptome im Rahmen und nach SARS-CoV-2-Infektion hinsichtlich ihrer Diagnostik als auch hinsichtlich ihrer Therapie nicht von Symptomen, die unabhängig von SARS-CoV‑2 entstehen unterscheiden
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Fokussierter neurologischer Status (Motorik, Sensibilität, kognitive Funktion)
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Labor: zur gezielten (!) Differenzialdiagnostik entsprechend Anamnese und Klinik s. Kapitel 11 je nach Symptomen, z. B. zur Identifikation entzündlicher Erkrankungen oder ursächlicher Stoffwechselstörungen
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Zur Beurteilung der kognitiven Leistungsfähigkeit: MMSE („Minimental State Examination“) oder MoCA (Montreal Cognitive Assessments, s. dazu 11.7), ist aber für enzephalopathische Störungen nicht validiert.
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Weiterführende Untersuchungen z. B. MRT, EMG/ENG, autonome Testbatterie/Kipptisch, Geruchstests, neuropsychologische Untersuchung, Schlaflabor, Neuropsychosomatik, ergotherapeutische Abklärung (insbesondere im Hinblick auf die Voraussetzungen für Handlungs- und Partizipationsfähigkeit und -möglichkeit bzw. Alltagsbewältigung), ggf. psychiatrische Konsultation
8.4 Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde
8.4.1 Allgemeines
8.4.2 Leitsymptome und Krankheitsbilder im HNO-Bereich in Zusammenhang mit COVID-19
8.4.3 Andere Ursachen von Riechstörungen
8.4.4 Methoden der Diagnostik im HNO-Bereich
8.5 Dermatologie
8.5.1 Allgemeines
8.5.2 Dermatologische Krankheitsbilder
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Häufigkeit: 4–18 % der Hautveränderungen
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Zeitpunkt: Durchschnitt 3 Tage nach Symptombeginn
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Dauer: mediane Dauer 20 Tage, maximale Dauer 70 Tage
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Verteilung:1.Generalisiertes, polymorphes Muster2.Lokalisiertes Muster
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Symptomatik: kaum Pruritus
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Schweregrad der COVID-19-Infektion: moderat
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Häufigkeit: ca. 28 % der Hautmanifestationen
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Zeitpunkt: asymptomatische PatientInnen
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Dauer: mediane Dauer 15 Tage, maximale Dauer länger als 130 Tage, Erkrankungsgruppe: Kinder und junge Erwachsene
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Verteilung: Füße, seltener Hände, Symptomatik: Schmerzen, Brennen, selten Juckreiz
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Schweregrad der COVID-19-Infektion: asymptomatische PatientInnen. In Zusammenhang mit den sog. COVID-Zehen wurde nachgewiesen, dass die meisten Patienten negativ im PCR-Test sind.
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Häufigkeit: weniger als 4 % der Hautmanifestationen
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Es gibt hierbei 2 Untertypen:1.Untertyp: Livedo-reticularis-Typ-Verteilung:Verteilung: symmetrisch, Symptomatik mildSchweregrad der COVID-19-Infektion: meist bei mildem Verlauf und nicht assoziiert mit thromboembolischen Ereignissen2.Untertyp: Livedo-racemosa-Typ-Verteilung:Verteilung: größere asymmetrische, anuläre LäsionenSchweregrad der COVID-19-Infektion: häufig assoziiert mit schwerer Koagulopathie
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Häufigkeit: 1–8 % der Hautmanifestationen
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Verteilung: Ausbreitung bis zu nekrotischen, ulzerierenden Läsionen; generalisiert oder lokalisiert in intertriginösen Arealen
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Erkrankungsgruppe: ältere Patient*innen
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Schweregrad der COVID-19-Infektion: schwere COVID-19-Verläufe
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Die Hautveränderungen sind mit der höchsten Mortalität assoziiert.
8.5.3 Methoden der dermatologischen Abklärung
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Hautbiopsie inklusive einer direkten Immunfluoreszenz (nur bei Persistenz und unklarer Diagnose)
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Labor: Blutbild, Nierenfunktionsparameter, Elektrolyte, Leberfunktionsparameter, CRP, Gerinnung, bedarfsweise antinukleäre Antikörper + Subsets, ANCA, C3, C4, zirk. Immunkomplexe und Doppelstrang-DNA
8.6 Psychiatrie
8.6.1 Allgemeines
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Das Bedrohungsszenario der COVID-19-Pandemie stellte eine psychische Belastung für die gesamte Bevölkerung dar und führte zu einer Zunahme von Symptomen von Angst, Depression und posttraumatischen Belastungsstörungen (PTSD).
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Patienten mit vorbestehenden psychischen Erkrankungen haben ein höheres Risiko, an COVID-19 zu erkranken und einen schwereren Verlauf zu entwickeln. Wenn bereits in der Akutphase multiple körperliche, aber insbesondere auch neurokognitive Symptome und Schlafstörungen auftreten, ergibt sich ein erhöhtes Risiko für persistierende Beschwerden post COVID [205].
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Schwerere Verläufe von COVID-19 können zu organischen psychischen Störungen wie Delirien führen.
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Psychische Reaktionen sind im Rahmen eines postviralen Zustands immer mitzudenken:
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Psychische Reaktionen auf die veränderte Funktion
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Psychische Alterationen in Zusammenhang mit pathophysiologischen Veränderungen
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Grundsätzlich erscheinen Körper und Seele als eine lebendige Einheit
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8.6.2 Psychiatrische Leitsymptome und Krankheitsbilder im Zusammenhang mit COVID-19
8.6.3 Methoden der psychiatrischen Abklärung
8.6.4 Differenzialdiagnosen
8.7 Kinder
8.7.1 Allgemeines
8.7.2 Long COVID
8.7.3 MIS-C/PIMS-TS
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Kinder und Jugendliche ≤19 Jahre mit Fieber ≥3 Tage
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UND 2 der folgenden Kriterien:
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Exanthem oder bilaterale non-purulente Konjunktivitis oder mukokutane Entzündungszeichen (Mund, Hände, Füße)
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Hypotension oder Schock
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Zeichen einer myokardialen Dysfunktion, Perikarditis, Valvulitis oder Koronaranomalien
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Zeichen einer Gerinnungsstörung (PT, PTT, erhöhtes D‑Dimer)
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Akute gastrointestinale Beschwerden (Diarrhö, Erbrechen oder Abdominalgie)
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UND erhöhte Entzündungsparameter (Blutsenkung, C‑reaktives Protein oder Procalcitonin)
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UND keine andere offensichtliche Ursache der Entzündung wie bakterielle Sepsis, toxisches Schocksyndrom
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UND Evidenz für COVID-19 (positiver PCR-, Antigentest oder Serologie) oder wahrscheinlicher Kontakt zu SARS-CoV‑2
8.8 Immunologie: immunologische Dysfunktion, Immunopathien
8.8.1 Allgemeines
8.8.2 Anhaltende Symptome nach COVID-19 in Kombination mit rezidivierenden schweren Infekten
8.8.3 Autoimmunologische Aspekte
8.8.4 Zum Konzept der Mastzellüberaktivierung
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Haut (Urtikaria, Flush, Pruritus und/oder Angioödem)
-
Respirationstrakt (verstopfte Nase, nasaler Pruritus, keuchende Atmung, ödematöse Schwellungen im Halsbereich und/oder Heiserkeit)
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Kardiovaskuläres System (Kopfschmerzen, Hypotension bis zur Synkope und/oder Tachykardie)
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Gastrointestinaltrakt (abdominale Krämpfe, Diarrhö und/oder Übelkeit) [271]
8.8.5 Spezifische Indikationen für die immunologische Abklärung – Zusammenfassung
Indikation | Symptombild | Befunde | Immunologische Abklärung |
---|---|---|---|
PASC und schwere rezidivierende Infekte | PASC, z. B. chronische Fatigue und infektassoziierte Symptome | Blutbild inklusive Differenzialblutbild, Entzündungsmarker | Immunglobulin und Subklassen, Evaluierung Komplementsystem, Lymphozytensubtypisierung mittels FACS, ggf. funktionelle Lymphozytenanalyse |
Immunsupprimierte oder immundefiziente Personen mit PASC und Milz‑, Lymphknoten- und/oder Lebervergrößerung | PASC und infektassoziierte Symptome | – | Abklärung auf akute/chronische Infektionen (u. a. auch SARS-CoV-2-Persistenz oder Re-Infektion; u. a. EBV- oder CMV-Reaktivierung); alternative Diagnosen |
Hinweise auf Mastzellüberaktivierung, Unverträglichkeitsreaktionen gegen Nahrungsmittel und/oder Medikamente | Kardiovaskuläre, kutane, respiratorische und/oder gastrointestinale Leitsymptome entsprechend den internationalen Konsensusprotokollen | Leitsymptome erheben, Allergieabklärung Tryptase-Werte bis zu 6 h nach dem Beginn akuter Beschwerden | Weitere Abklärung entsprechend den verfügbaren internationalen Konsensusprotokollen |
8.9 Postvirale Fatigue
8.9.1 Allgemeines
8.9.2 Postvirale Fatigue in Zusammenhang mit COVID‑19
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Nicht erholsamer Schlaf, Einschlaf- und/oder Durchschlafstörungen, gekippter oder rollierender Schlaf-Wach-Rhythmus
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Kognitive Dysfunktionen, wie z. B. Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, Wortfindungsstörungen, Reizüberempfindlichkeit
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Neurogene Schmerzen, Kopfschmerzen, Muskel‑/Gelenkschmerzen
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Neuroendokrine Störungen, wie z. B. gestörte Anpassung der Körpertemperatur, Temperaturempfindlichkeit, Appetitstörung
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Zeichen einer Immundysregulation, wie z. B. Symptome, die zum Konzept einer Mastzellaktivierung passen [269, 270, 287]. (Zu diesem Konzept siehe 8.8.) Symptome sind z. B. Blähungen, Reizdarm, neu aufgetretene Unverträglichkeiten oder Allergien, Juckreiz, Herzrasen oder „Infekt-Symptome“ wie Verstopfung der Nase, Grippegefühl, Halsschmerzen bzw. eine Rötung der Bindehaut bzw. Sehstörungen oder aber Immundysregulation im Sinne einer Infektionsneigung.
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Angststörungen und/oder depressive Störungen (s. dazu auch 8.6) [206, 207]. Diese Störungen können durch die im Kap. 7 beschriebenen viralen und postviralen Prozesse direkt oder indirekt durch SARS-CoV‑2 getriggert werden. Sie können aber auch als depressive Störungen bzw. als Folge der Beanspruchung durch die anhaltende postvirale Symptomatik im Sinne einer sekundären somatischen Belastungsstörung zu verstehen sein. Zudem kommt es auch in der Allgemeinbevölkerung im Gefolge der Pandemie sekundär [288] zum vermehrten Auftreten von mentalen Belastungen.
8.9.3 Fatigue ohne Zusammenhang mit COVID-19
8.10 Dysfunktionen des autonomen Nervensystems (ANS)
8.10.1 Allgemeines
8.10.2 Autonome Funktionsstörungen nach COVID – Erscheinungsformen
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Beständiger Herzfrequenzanstieg ≥ 30 Schläge/min im Stehen über 10 min (≥ 40/min bei unter 19-Jährigen) innerhalb 10 min aufrechter Haltung mit Auftreten der Beschwerden
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Abwesenheit einer signifikanten orthostatischen Hypotonie (Blutdruckabfall ≥ 20/10 mm Hg)
-
Häufige Symptome von orthostatischer Intoleranz, verstärkt in aufrechter Haltung und rascher Besserung in liegender Haltung. Symptome können sehr individuell sein, beinhalten aber häufig Benommenheit, Palpitationen, Zittern, generelles Schwächegefühl, Unscharfsehen, Erschöpfung
-
Symptomdauer ≥ 3 Monate
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Andere Ursachen, die eine Sinustachykardie im Stehen erklären könnten, müssen ausgeschlossen sein.
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Akute Hypovolämie (als Folge von Dehydratation oder Blutverlust)
-
Anämie
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Orthostatische Hypotonie
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Endokrinopathie
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Nebenniereninsuffizienz
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Karzinoid
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Hyperthyreose
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Phäochromozytom
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Nebenwirkungen von Medikation (mitunter auch Nahrungsergänzungsmittel, Naturstoffe)
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Panikattacken und heftige Angst
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Längere oder dauerhafte Bettruhe
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Effekte von Freizeitdrogen
8.10.3 Neuroautonome Diagnostik nach COVID-19
-
Management siehe dazu 12.3.3 Behandlung autonome Dysfunktion
9. Versorgungsweg postvirale Erkrankungen am Beispiel der SARS-CoV-2-Infektion
9.1 Vorbemerkungen
9.2 Empfehlungen zum österreichischen Versorgungspfad
9.2.1 Aufgaben und Kompetenzen der Primärversorgung
-
Die Erstabklärung nach guter hausärztlicher Praxis (s. Differenzialdiagnostik, Kapitel 10 und 11.1) mit Veranlassung gezielter spezialistischer Abklärung im Bedarfsfall (z. B. Verdacht auf kardiale Erkrankung) ermöglicht Bestätigung oder Ausschluss organisch-struktureller und/oder psychiatrischer Erkrankungen und damit deren zeitgerechte Behandlung.
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Die hausärztliche Erstabklärung ermöglicht die Einschätzung von notwendiger begleitender sozialer, psychischer oder ergotherapeutischer Unterstützung.
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Sie ermöglicht die frühe korrekte Behandlung von Symptomen, die ursächlich der abgelaufenen Infektion mit SARS-CoV‑2 zugeordnet werden konnten, aber primär keinen organisch-strukturellen Schäden zugeordnet werden können:
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Eine kausale Therapie ist hier zwar noch nicht möglich, symptomatisch kann den Patient:innen jedoch oft bereits von Anfang an geholfen werden.
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Behandlungsoptionen sind Maßnahmen zu Pacing (siehe 12.2.1) und Coping (siehe 12.2.2) bei Symptomen von Fatigue mit Zeichen einer Post-Exertional-Malaise (PEM) oder PEM alleine, Aktivierungstherapie bei Fatigue ohne PEM/PESE (siehe 12.2.2) sowie die symptomatische Therapie postviraler Zustände (siehe 12.3.3). Erstlinientherapie im Regelfall meist nicht-medikamentös (siehe 12.1.1).
-
Zweitlinie: medikamentöse Optionen siehe 12.1.3
-
Wie bei Beschwerden anderer Art ohne derzeit noch gesichert nachweisbare alternative Ursache liegt der Schwerpunkt der multiprofessionellen Versorgung auf Kommunikation, Selbstwirksamkeit und kontinuierlicher individualisierter symptomatischer Betreuung, die ebenfalls im primärversorgenden Bereich geleistet werden kann [18, 302].
-
-
Das Monitoring von Symptomverläufen, v. a. wenn eine Beeinträchtigung des alltäglichen Lebens besteht (z. B. Post-COVID-19-Skala des funktionellen Status, „Klok-Skala“ Abb. 8), und eine Re-Evaluierung, wenn die Symptome anhaltend sind, können Verschleppung von Symptomen und eine (iatrogene) Chronifizierung verhindern (s. dazu Kap. 12).
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Kooperationspartner:innen (situationsabhängig):Viele Patient:innen profitieren von einer frühzeitigen Einbindung weiterer Gesundheits- und Sozialberufe wie Ergotherapie oder soziale Arbeit, da sich bei anhaltenden Symptomen soziale und existenzielle Probleme (u. a. durch Folgen auf die Teilhabe im Kontext von Erwerbsarbeit, Familie und sozialem Netzwerk) verstärken oder manifestieren können.Schwere oder protrahierte Verläufe erfordern jedenfalls die Beiziehung spezialisierter ärztlicher oder nicht-ärztlicher Expertise (niedergelassener Bereich, ambulante Spezialeinrichtungen, interprofessionelle Telekommunikation).
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Unverzüglich bei Red Flags
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Elektiv und gezielt, wenn sich aus der Erstabklärung im hausärztlichen Bereich die Notwendigkeit spezialisierter Untersuchungen ergibt (entsprechend den gültigen Leitlinien)
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Bei Notwendigkeit einer Behandlung im spezialisierten Bereich inklusive Gesundheitsberufe (entsprechend den gültigen Leitlinien)
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„Yellow Flags“ (mehrere ausgeprägte Symptome – v. a. gleichzeitige physische und mentale/soziale Probleme), anhaltende Symptome nach schwerem Verlauf (Post-ICU), atypische Symptomatik, schwere Funktionsbehinderung (mangelnde Arbeitsfähigkeit, Alltag nicht bewältigbar)
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Ausbleibende Besserung der Symptome im Verlauf von 12 Wochen nach Erkrankungsbeginn
9.2.2 Aufgaben und Kompetenzen der spezialisierten Ebene
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Gezielte weiterführende Diagnostik zum Ausschluss alternativer Ursachen: spezialisierte Disziplinen
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Bei postviralem Zustandsbild (z. B. autonome Dysfunktion 8.10, Fatigue 8.9, kognitive Dysfunktion 8.3.3, mit MCAS vereinbare Symptomatik 8.8.4; Indikation zur immunologischen Abklärung siehe 8.8, Small-Fiber-Neuropathie): Ärzt:innen mit spezifischer Expertise für postvirale Erkrankungen (wichtig ist, dass diese Expertise alle relevanten Fachbereiche umfasst, damit es nicht erneut zur Fragmentierung der Versorgung kommt) sowie Gesundheitsberufe mit spezifischer Expertise für postvirale Erkrankungen für:
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Präzisierende Diagnostik
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Therapievorschlag (derzeit noch hauptsächlich „off-label“) und Optimierung
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Anbindung an Studienzentren für Therapiestudien
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Einschätzung der Reha-Fähigkeit, ggf. Empfehlung der passenden Reha (Antrag durch Sozialarbeiter:in oder HÄ)
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Einschätzung der Arbeitsfähigkeit
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Kooperation mit der primärversorgenden Ebene/Gesundheits- und Sozialberufen
-
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Betreuungsstellen mit individualisierbarem Angebot zur Behandlung schwerer funktioneller postviraler Zustandsbilder könnten den speziellen Bedarfen gerecht werden, die mit dem tradierten Rehabilitationskonzept nicht erfasst werden können (individualisierte, personen- und kontextsensible Rehabilitation) [313]
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Mobile Teams für die Betreuung von immobilen Patient:innen (Unterstützung durch Videokonsultationen, Telemonitoring, digitale Gesundheitsanwendungen [DiGas])
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Extra- oder intramurale ambulante Anlaufstellen für Patient:innen mit der Möglichkeit zur weiterführenden Abklärung
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Telemedizinische Services zur interprofessionellen Konsultation, evtl. in Form von Panels
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Als weitere Ebene für schwere Erscheinungsformen sollte die Einrichtung von Kompetenzzentren oder multidisziplinären Boards für postinfektiöse Erkrankungen erwogen werden, wo Forschung und Wissenschaftstransfer vorangebracht werden könnten und auch einzelne, den Bedürfnissen speziell angepasste stationäre Betten zur Verfügung stehen.
10. Präsentiersymptome – Grundlagen der Differenzialdiagnostik
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Ausschluss eines potenziell gefährlichen Verlaufs (d. h. Situation mit akutem Handlungsbedarf ohne verfeinerte Diagnostik),
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Zuordnung des/der berichteten Symptoms/Symptome mittels: Anamnese, fokussierter Untersuchung, ausgewählter Zusatzuntersuchungen, Kenntnissen von Vorgeschichte und Kontext, Identifizieren von „Yellow Flags“ mit raschem Abklärungsbedarf,
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Procedereentscheidung (wie: Behandlung, Weiterleitung, abwartendes Offenhalten…).
10.1 Systematik des diagnostischen Ablaufs (Zuordnung)
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Der erste diagnostische Schritt ist, wie immer, die sorgfältige fokussierte Anamnese mit einigen Besonderheiten:
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Gegenwärtige Beschwerden und Symptome – exakte ExplorationBeginn mit offenen Fragen: Welche Symptome bemerken Sie?Präzisierung mittels konkreter Nachfrage entsprechend den angegebenen SymptomenAktives Fragen nach weiteren, nicht erwähnten Wahrnehmungen ist in Zusammenhang mit einem postviralen Zustand nach COVID-19 besonders wichtig
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Vorbestehende Erkrankungen, Ereignisse, Medikationen und Kontextfaktoren
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Infektionsvorgeschichte und -verlauf, insbesondere:Gab es Hinweise auf eine kardiale Beteiligung während der akuten Erkrankungsphase?Gab es Hinweise auf eine PAE/thromboembolisches Geschehen (CT, D‑Dimer)? Erfolgte eine andere Bildgebung der Lunge?Gab es Zeiten mit Atemnot, erheblicher Schwäche, Sauerstoffbedarf (Zeitraum und Menge erheben)Gab es neurologische Symptome?Andere Komplikationen?Behandlung: Was ist zu welchem Zeitpunkt geschehen?
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Danach erfolgt die fokussierte klinische Untersuchung entsprechend den von den Patient:innen berichteten Situationen.
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Aufgrund der Zusammenschau der Ergebnisse wird über die folgenden nötigen Basisuntersuchungen (Labor, apparativ etc.) und eine evtl. nötige Weiterleitung in den spezialisierten Bereich entschieden.
10.2 Diagnostische Zielsetzungen
Symptomzuordnung | Diagnostik-Tool | Link |
---|---|---|
Post-Exertional-Malaise | PEM-Screening-Fragebogen | |
Schwere der Fatigue-Symptomatik | Fatigue-Assessment-Scale | Abb. 6 |
Schwere der funktionellen Beeinträchtigung im Alltag | Post-COVID-19-Skala des funktionellen Status | Abb. 7 |
Orthostatische Dysfunktion | Schellong-Test | Abb. 8 |
Beurteilung Dyspnoe | BORG-Skala | Abb. 10 |
Beurteilung Dyspnoe | mMRC-Skala | Abb. 11 |
11. Symptombezogene Abklärungsgänge: häufige Präsentiersymptome
11.1 Erschöpfung (Müdigkeit/Fatigue/Leistungsminderung/Schwäche)
11.1.1 Allgemeines
11.1.2 Ausschluss potenziell gefährlicher Verlauf („Red Flags“)
-
Vitalparameter, klinischer Gesamteindruck
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Weitere Red Flags, z. B.: Zeichen einer Blutung, Intoxikation (Substanzgebrauch, Medikamente), Hypoglykämie, Stauungszeichen, Dyspnoe
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Erfassen der subjektiven und objektiven Beeinträchtigung (SpO2, Belastungstests, Scores)
11.1.3 Zuordnung
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Hinweise im akuten/protrahierten Verlauf der COVID-19-Erkrankung auf organspezifische Schädigungen (Myokarditis, KHK, PE …)
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Bestehende chronische organische oder Erkrankungen inklusive psychische Erkrankungen
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Psychosoziale Belastungsfaktoren
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Substanzgebrauch, Medikamente?
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(Vorangegangene) Blutungen oder Stürze
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Atemnot, Belastungsdyspnoe
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Gewichtsab-/-zunahme, Ödeme
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Fieber, Nachtschweiß
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Schmerzanamnese
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Ess‑/Trinkverhalten wegen möglichen Vitaminmangels/Elektrolytverschiebungen
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Stuhl‑/Harnverhalten
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Schlafverhalten und Schlafqualität
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Anamnese bestehender Zusatzsymptome wie orthostatische Dysfunktionen, PEM, Symptome, die mit dem Konzept einer Mastzellüberaktivierung in Einklang zu bringen sind (s. oben)
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Fokussierter Status: körperliche Untersuchung: Auskultation und Perkussion Cor, Pulmo, Abdomen, Hautkolorit, Schleimhäute, Palpation Abdomen, Lymphregionen, Schilddrüse, Stauungszeichen, Ödeme
-
Orientierende neurologische Beurteilung
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Bei fehlenden Hinweisen auf erklärende Ursachen:
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Beurteilung Vorhandensein POTS: Schellong-Test (Abb. 2), Weiteres s. Abschn. 8.10.2
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Evaluierung PEM, wenn keine Hinweise auf eine ursächliche Pathologie gefunden wurden (s. weiter oben, sowie Kapitel Fatigue Abschn. 8.9) mittels gezielter Anamnese und dem PEM-Screening-Fragebogen [282]: validierter PEM-Fragebogen (DePaul-Symptom-Questionnaire) für Erwachsene und für Kinder und Jugendliche: Dieses Vorgehen ist von großer Wichtigkeit, da sich die gesamte weitere Empfehlung und Behandlung hinsichtlich Aktivierung danach richten müssen [282].Patient:innen mit positivem PEM-Screening dürfen keine Aktivierungstherapie erhalten, sondern müssen sich streng an die Therapieform des Pacing halten. s. dazu Abschn. 12.2.1.Wenn keine PEM vorliegt, sollen die Patient:innen nach der Erkrankung symptomgetriggert wieder aktiviert werden, was vor allem bei Störungen des ANS von großer Bedeutung ist (s. Behandlung, Abschn. 12.2.3).Objektivierung mittels Scores und Fragebögen von Vorhandensein, Schweregrad sowie für das Verlaufsmonitoring ist von größter Wichtigkeit; wichtig für Maßnahmen/Therapien sowohl für PV als auch für SpezialambulanzFatigue Assessment Scale (FAS): (Abb. 9)Klok-Assessment-Scale zur Einschätzung des funktionellen Status im Alltag: (Abb. 8)
-
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Basisdiagnostik: RR, Puls, SpO2, Körpertemperatur, ggf. EKG, BZ, BB, CRP
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Je nach Leitsymptomen, Anamnese und körperlicher Untersuchung zusätzlich: TSH, Vitamin D, Vitamin B12, Folsäure, CK, CK-MB, TropT, proBNP, B‑Vitamine, Eisenstatus, Nieren- und Leberwerte, Elektrolyte, Stuhlprobe auf Blut
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Mehrere ausgeprägte Symptome – v. a. gleichzeitige physische und mentale/soziale Probleme
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Anhaltende Symptome nach schwerem Verlauf (Post-ICU)
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Hinweise auf strukturelle Erkrankungen
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Atypische Symptomatik, schwere Funktionsbehinderung (mangelnde Arbeitsfähigkeit, Alltag nicht bewältigbar: Klok > 2, s. unten)
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Kardiologische Untersuchung (Ergo, Echo): Herzinsuffizienz, KHK, pulmonalarterielle Hypertension, Arrhythmien. Bei Zustand nach SARS-CoV-2-Infektion ist u. a. auch an entzündliche oder postentzündliche Ätiologien zu denken (s. Abschn. 8.2)
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Neurologische Untersuchung, v. a. bei zusätzlichen kognitiven Dysfunktionen (MRT), neurogenen Schmerzen/autonomen Dysfunktionen (Abschn.8.3 und 8.10)
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Pulmonologische Begutachtung: (atypische) Fibrose, Tumor, PE, COPD, Asthma, Schlafapnoe etc. – s. Abschn. 8.1
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Rheumatologische Begutachtung bei zusätzlichen neurogenen, Muskel- und Gelenksschmerzen, evtl. Hinzuziehen von Schmerzambulanzen
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Weitere internistische Begutachtung (gastroenterologisch, nephrologisch, hepatologisch, endokrinologisch, onkologisch etc.)
11.1.4 Procedere
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Die Prognose ist in den meisten Fällen gut. Wesentlich ist die gute Information der Betroffenen
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Klinische Kontrolle bei der Hausärztin/dem Hausarzt je nach Situation, zumindest nach 4 bis 6 Wochen [314].Auf die Notwendigkeit der Wiedervorstellung bei Verschlechterung ist dokumentiert hinzuweisen!
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Hinweise auf kardiale Ursachen: Abklärung nach etablierten Routinen: Herzinsuffizienz, KHK, pulmonalarterielle Hypertension, Arrhythmien. Bei Zustand nach COVID-19 ist u. a. an entzündliche oder postentzündliche Ätiologien zu denken (s. dazu 8.2).
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Hinweise auf pulmonale Ursachen (siehe 8.1): Abklärung nach etablierten Routinen.
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Hinweise auf andere relevante Erkrankungen: weitere Abklärung nach jeweiligen Leitlinien.
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Postvirale Ätiologie: bei Persistenz > 3 Monate oder erheblichem Leidensdruck: Begutachtung durch spezialisierte Einrichtung mit Erstellen eines Therapieplans (s. Kapitel 9).
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Patient:innen über die zu erwartende Selbstlimitierung der Symptome aufklären: Nach viralen Erkrankungen sind postvirale Erschöpfungszustände im Rahmen der Rekonvaleszenz häufig und vor allem häufig selbstlimitierend.
11.1.5 Wichtige Differenzialdiagnosen ohne postinfektiöse Ätiologie
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Kardiale oder pulmonale Erkrankungen
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Nierenerkrankungen
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Lebererkrankungen
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Rheumatologische Erkrankungen
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Gastroenterologische Erkrankungen (z. B. CED, Blutungen …)
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Onkologische Erkrankungen
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Anämie und Blutungen
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Schilddrüsenfunktionsstörungen
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Andere hormonelle Dysfunktionen
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Chronische Infektionen/Entzündungen anderer Genese
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Stoffwechselerkrankungen (z. B. Diabetes)
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Muskuläre Schwäche
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Überlastungssituationen
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Psychische Erkrankungen (z. B. Depression, Angststörungen)
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Gestörter Schlaf und/oder Schlafstörungen
11.2 Riech- und Schmeckstörungen
11.2.1 Allgemeines
11.2.2 Ausschluss potenziell gefährlicher Verlauf
11.2.3 Zuordnung
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Zeitpunkt des Auftretens, Verlauf, genaue Symptomatik erfragen: Hyposmie, Dysosmie, Trauma, Chemo- oder Strahlentherapie, Operation? Weitere Symptome (neurologisch oder internistisch)?
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Riechtest
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Hinweise auf sinunasale Erkrankungen? Gezielte neurologische Untersuchung
11.2.4 Procedere
11.2.5 Weitere wichtige Differenzialdiagnosen ohne postinfektiöse Ätiologie
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Sinunasale Erkrankungen (z. B. chronische Sinusitis, Allergie, Septumdeviation, Rhinopathia gravidarum, Tumoren)
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Schädel-Hirn-Trauma
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Andere Infekte (nasal oder systemisch, z. B. Influenza, „common cold“)
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Zentrale Ursachen (z. B. Meningeom, Insult)
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Neurodegenerative Erkrankungen (z. B. Morbus Parkinson, Morbus Alzheimer)
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Internistische Erkrankungen (z. B. Leber‑, Nieren‑, Schilddrüsenerkrankungen)
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Medikamentös-toxische Einflüsse (z. B. Chemo‑, Strahlentherapie)
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Iatrogen (neurochirurgische Operation, Nasen/NNH-Operationen)
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Angeborene Riechstörung (z. B. Kallmann-Syndrom)
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Idiopathische Riechstörung (Ausschlussdiagnose!)
11.3 Kopfschmerz
11.3.1 Allgemeines
11.3.2 Ausschluss eines potenziell gefährlichen Verlaufs
11.3.3 Zuordnung
11.3.4 Procedere
11.3.5 Wichtige Differenzialdiagnosen ohne postinfektiöse Ätiologie
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Migräneattacke ohne Assoziation mit COVID-19
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Cluster-Kopfschmerz
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Plötzlicher Blutdruckanstieg
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Kopfschmerz bei körperlicher Anstrengung, koitale Kopfschmerzen
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Vasodilatanzien, Nitrate
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Neuralgien
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Subarachnoidalblutung (SAB) und intrazerebrale Blutungen
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Meningitis oder Enzephalitis
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Schädel-Hirn-Trauma
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Erhöhter intrakranieller Druck
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Phäochromozytom
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Glaukomanfall (akutes Engwinkelglaukom)
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Bekannter anfallsartiger Kopfschmerz (Migräne, Cluster …)
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Spannungskopfschmerzen
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Sinusitis, Otitis
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Kopfschmerzen, verursacht durch Erkrankungen der Zähne bzw. durch Bissanomalien
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Augenerkrankungen (z. B. Refraktionsfehler)
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Übergebrauch von Analgetika
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Posttraumatische Kopfschmerzen
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Intrakranielle Hypotension
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Tumoren
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Chronische Meningitis (Sarkoidose, Pilze, Tuberkulose)
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Hyperthyreose
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Hyperparathyreoidismus
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Hypoglykämie, Hypoxie, Hyperkapnie
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Vaskulitis, Sinus‑/Hirnvenenthrombose
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Chronische tägliche Kopfschmerzen: tägliche oder beinahe tägliche Kopfschmerzen, die eine Kombination unterschiedlicher Kopfschmerzarten darstellen können, wie etwa chronische Migräne, chronische Spannungskopfschmerzen, Medikamentenübergebrauchskopfschmerz etc.
11.4 Dyspnoe
11.4.1 Ausschluss potenziell gefährlicher Verlauf
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Erfassung der subjektiven und objektiven Beeinträchtigung (Pulsoxymetrie, Belastungstests). Bei subjektiver ausgeprägter Atemnot und/oder SpO2-Werten < 93 % (bei vorbestehender chronischer respiratorischer Erkrankung: deutlicher Abfall) besteht akuter Handlungsbedarf [19].
-
Weitere „Red Flags“: rezentes (neues) Auftreten; plötzliche oder rasche Zunahme, zusätzliche Symptome (Thoraxschmerz, Husten, Hämoptysen, Fieber, Stauungszeichen, Hautkolorit, EKG-Veränderungen, kognitive Veränderungen).
11.4.2 Zuordnung
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Dyspnoe (nur) in Ruhe, bei Belastung, oder Bewegung (wie Vorwärtsneigen)?
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Tatsächlich Atemnot – oder mangelnde Leistungsfähigkeit, Müdigkeit bis Fatigue? Belastungsintoleranz ohne objektivierbare Dyspnoe?
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Postinfektiöse Dyspnoe äußert sich vor allem als Kurzatmigkeit bei Belastung und findet sich häufiger nach schwerem Verlauf, aber auch nach nicht-hospitalisiertem Verlauf (in ca. 10 %) [316]
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Frage nach Vorerkrankungen und weiteren Symptomen
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Fokussierte Basisuntersuchung: Auskultation Herz und Lunge, Suche nach Stauungszeichen, Hautkolorit, Beurteilung der Atmung mit Objektivierung der Dyspnoe: Atemfrequenz, Sprechen, Belastungstests unter Beobachtung (Gehtest, Stiegensteigen) und Einstufung nach NYHA, Abgrenzung muskulärer Schwäche (Abb. 11)
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Jedenfalls: SpO2 (auch im Selbstmonitoring!), RR, KBB, CRP
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Bei klinisch objektivierbarer Dyspnoe: Thoraxröntgen, EKG, NT-proBNP. Fehlende Hinweise auf kardiale Genese: Spirometrie, Diffusionsmessung, evtl. D‑Dimer bei entsprechenden Verdachtsmomenten bzw. Risikofaktoren (Schwangerschaft, „Pille“).
11.4.3 Procedere
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Bis zu ca. 6 Wochen nach ambulanter Erkrankung ist eine milde Kurzatmigkeit häufig. Sollte diese anamnestisch bereits gebessert und mild sein, sind bei unauffälligem klinischem Status, unauffälligem Routinelabor und unauffälligem Thoraxröntgen vorerst keine weiterführenden Untersuchungen erforderlich.
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Klinische Kontrolle beim Hausarzt je nach Situation, zumindest nach 4 bis 6 Wochen [314].Auf die Notwendigkeit der Wiedervorstellung bei Verschlechterung ist dokumentiert hinzuweisen!
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Hinweise auf kardiale Ursachen: Abklärung nach etablierten Routinen.Herzinsuffizienz, KHK, pulmonalarterielle Hypertension, Arrhythmien. Bei Zustand nach COVID-19 ist z. B. auch an entzündliche oder postentzündliche Ätiologie zu denken, s. Kapitel 7.
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Hinweise auf pulmonale Ursachen: Abklärung nach etablierten Routinen.Zustand nach COVID-19: bei Risikofaktoren oder klinischen Hinweisen (akutes Einsetzen, akute Verschlechterung) Ausschluss einer PE (D-Dimer).
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Bei pathologischem Thoraxröntgen sowie ausgeprägter Dyspnoe mit Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit oder bei Verschlechterungstendenz ist die fachärztliche pneumonologische Abklärung erforderlich, um strukturelle Lungenschäden nach COVID-19 zu definieren wie residuale Pneumonie, organisierende Pneumonie, Hinweise für Fibrose, chronische PE – siehe dazu 8.1.
-
11.4.4 Weitere wichtige Differenzialdiagnosen ohne postinfektiöse Ätiologie
11.5 Husten
11.5.1 Allgemeines
11.5.2 Ausschluss potenziell gefährlicher Verlauf
11.5.3 Zuordnung
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Beginn, Dauer und Art des Hustens, Vorgeschichte (Hinweise auf Asthma/COPD, andere vorbestehende Erkrankungen), weitere Symptome, Auswirkungen auf Leistungsfähigkeit und Nachtschlaf
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Zunehmender Husten nach Virusinfektion, vor allem in Verbindung mit Verschlechterung des Allgemeinzustandes, Dyspnoe und Hypoxie, lässt an eine bakterielle Superinfektion denken.
-
-
Auskultation von Herz und Lunge, Beurteilung des Oberbauchs (Reflux), s. dazu DEGAM-Leitlinie Husten [317].
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Labor: BB, CRP bei Verdacht auf bakterielle Infektion
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Weitere Basisuntersuchungen: Lungenfunktion mit ggf. Broncholyse, Thoraxröntgen, evtl. D‑Dimer, weitere Bildgebung (bei Verdacht auf Pulmonalembolie – klinisch bzw. bei Vorliegen zusätzlicher Risikofaktoren)
11.5.4 Procedere
11.5.5 Weitere wichtige Differenzialdiagnosen ohne postinfektiöse Ätiologie
11.6 Thorakale Beschwerden
11.6.1 Allgemeines
11.6.2 Ausschluss potenziell gefährlicher Verlauf
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Zeichen des akuten Kreislaufversagens (Schockindex > 1)
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(Unmittelbar vorangegangene) Synkope oder Kollaps
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Kaltschweißigkeit
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Aktuelle Ruhedyspnoe (Vorgehen s. Abschn. 9.4)
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Ausgeprägte Angst der/des Betroffenen
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Tachykardie
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Fieber, starke Schmerzen, akut beeinträchtigte Atmung
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Symptomatik vereinbar mit instabiler Angina pectoris
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Zeichen einer dekompensierten Herzinsuffizienz (Dyspnoe, Ödeme)
11.6.3 Zuordnung
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Schmerzcharakteristik, Zeitpunkt des Auftretens, Dynamik, Atemabhängigkeit, Belastungsabhängigkeit, Bewegungsabhängigkeit, Leistungsminderung, Dyspnoe, Dyspepsie, Abhängigkeit von der Nahrungsaufnahme. Frage nach Verlauf der Akuterkrankung (Hinweise auf kardiale oder pulmonale Beteiligung?)
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Fokussierte Basisuntersuchung: Inspektion, Auskultation Herz und Lunge, Palpation des Thorax (Rippen, WS), dynamische Untersuchung des Oberkörpers und der oberen Extremitäten, Hautkolorit, Palpation des Oberbauchs
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RR, 12-Kanal-EKG (wenn kardiale Ursache klinisch nicht ausschließbar), Belastungstests, Thoraxröntgen (wenn pulmonale Ursache nicht ausschließbar). D‑Dimer, CRP, BB nur bei entsprechenden Hinweisen und Verdachtsmomenten.
11.6.4 Procedere
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Abklärung nach etablierten Routinen (s. Abschn.8.2). Besonders zu beachten: Myokardischämie (EKG), entzündliche Herzerkrankungen
-
Abklärung nach etablierten Routinen (s. Abschn.8.1) – insbesondere bei gemeinsamem Auftreten mit Dyspnoe/Tachypnoe (siehe dazu 11.4):
-
Akute Lungenembolie (D-Dimer), Pneumothorax, Pleuritis
-
Bewegungsmangel (Isolierung, Kontaktreduktionsmaßnahmen)
-
Patient:innen nach schwerem Verlauf (Hospitalisierung): Folge von Muskelabbau durch Immobilisierung
11.6.5 Wichtige Differenzialdiagnosen ohne postinfektiöse Ätiologie
11.7 Störungen der Hirnleistung
11.7.1 Allgemeines
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Aufmerksamkeit: „Brain fog“, Gedankenabrisse, Konzentrationsstörungen,
-
Exekutivfunktionen: vorausschauendes Denken, deduktives Denken, Multitasking behindert, verlangsamtes Denken,
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Motorik: Bewegungen verlangsamt,
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Sprache: Wortfindungsstörungen, Verlangsamung,
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räumlich-visuelle, visuomotorische und -konstruktive Fähigkeiten,
-
Gedächtnis: „Arbeitsgedächtnis“ – Kurzzeitgedächtnis beeinträchtigt.
11.7.2 Ausschluss potenziell gefährlicher Verlauf („Red Flags“)
-
Plötzliche deutliche Verschlechterung oder akutes Neu-Auftreten
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Auftreten multifokaler oder zentral neurologischer Symptome
-
Hinweis auf reversible Ursache oder progrediente (Akut‑)Erkrankung?
-
TIA bzw. Schlaganfall
-
Akute Erkrankung (z. B. Enzephalitis)
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Hypoglykämie
-
Akutes Delir
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Kognitive Verlangsamung im Rahmen einer schweren depressiven Episode? (Suizidale Gefährdung?)
-
Denkhemmung im Rahmen einer schizophrenen Psychose
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Substanzgebrauch
11.7.3 Zuordnung
-
Inklusive Medikamenten- und Drogenanamnese sowie psychiatrischer Exploration
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Gezielter neurologischer Status
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Ausschluss systemischer Ursachen (z. B. Anämie, respiratorische Insuffizienz, Schilddrüsenunterfunktion)
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Objektivierung der Gedächtnisleistungsstörung: einfach durchführbare kognitive Tests
-
Kurzer kognitiver Test zur Beurteilung einer möglichen Demenz [319]; z. B. 3 Worte, Uhrentest)
-
MMSE (Mini-Mental-Status-Examination) (über verschiedene Websites als pdf downloadbar)
-
MoCA (Montreal Cognitive Assessment) (über verschiedene Websites als pdf downloadbar)
-
11.7.4 Procedere
-
Bei Verdacht auf ein akutes zerebrales Geschehen oder akute reversible Ursache (vorhandene „Red Flags“) sollte eine entsprechende Abklärung entlang vorhandener Leitlinien inklusive zerebraler Bildgebung erfolgen.
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Die spezialisierte Abklärung wird bei gesicherter Neu-Manifestation/Therapieresistenz einer neurokognitiven Störung im Rahmen eines Long-COVID-Syndroms empfohlen. Dann erfolgt eine weiterführende Differenzialdiagnose nach den gültigen Leitlinien.
-
Bei Persistenz der kognitiven Einschränkungen > 12 Wochen sollte eine Re-Evaluation erfolgen.
11.7.5 Weitere wichtige Differenzialdiagnosen in Zusammenhang mit COVID-19
-
Depression
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Biorhythmusstörung (Insomnie, fehlende Tagesstruktur)
-
Andere organspezifische Ursachen als Folge von COVID-19
-
Folgen eines Delirs im Rahmen der schweren Erkrankung
-
Irreversible Schädigungen z. B. im Rahmen einer Hypoxämie/ARDS
11.7.6 Weitere wichtige Differenzialdiagnosen ohne postinfektiöse Ätiologie
-
Somatische Ursachen, z. B. Anämie, respiratorische Insuffizienz, Schilddrüsenfehlfunktion und metabolische Störungen, Blutdruckschwankungen
-
(Meningo‑)Enzephalitis anderer Ursache (u. a. ZNS-Infektionen)
-
Unerwünschte Neben- und Wechselwirkungen von Medikamenten oder anderen Substanzen
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Klinische Manifestation einer subklinischen Gehirnerkrankung (mit und ohne Assoziation zu COVID-19)
-
Somatisierung
-
Depression und Angststörungen
11.8 Schwindel („Vertigo“, „Dizziness“)
11.8.1 Allgemeines
11.8.2 Ausschluss potenziell gefährlicher Verlauf
-
Relevante akute Beeinträchtigung – Vigilanz?
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Kurzanamnese bezüglich Schwindel – Charakter (Drehschwindel), Symptomdynamik (akut oder länger bestehend, plötzlich oder allmählich)
-
Basiserhebung Vitalparameter (RR, HF rhythmisch?!, SpO2+AF, BZ)
-
Auftreten gemeinsam mit anderen, multifokalen oder zentral neurologischen Symptomen?
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Herzrhythmusstörung
-
TIA bzw. Schlaganfall
-
Neuritis vestibularis
-
Benigner paroxysmaler Lagerungsschwindel
-
Hypoglykämie
-
Dehydratation
-
11.8.3 Zuordnung
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Lageabhängigkeit, Bewegungsabhängigkeit, Provokationsmöglichkeit
-
Differenzierung Gleichgewichtsstörung/Schwindel/Kreislauflabilität (siehe dazu 11.8)
-
Sturz- bzw. (gerichtete) Fallneigung?
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Begleitende vegetative Symptomatik (Übelkeit, Erbrechen)
-
Dauer: rezidivierend? persistierend? → Bei Drehschwindel mit begleitender Hörminderung oder zusätzlichen neurologischen Symptomen ist eine spezialisierte Abklärung notwendig.
-
Erfassung der subjektiven und objektiven Beeinträchtigung
-
Auskultation, gezielter neurologischer Status
-
Auflösung/Provokation durch Lagerungsmanöver möglich? (BPLS)
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EKG bei Verdacht auf Herzrhythmusstörung, Blutdruckmessung inklusive liegend/stehend → „verkürzter Schellong-Test“ – 3 min aktiv stehend
11.8.4 Procedere
-
Wenn keine zusätzlichen Symptome und keine Red Flags vorliegen, die beschriebene Basisuntersuchung ohne Ergebnis bleibt und die Beschwerden den Alltag nicht wesentlich beeinflussen, kann beim ungerichteten Schwindel auf eine weiterführende Diagnostik verzichtet werden. Dies gilt insbesondere, wenn die Störung erst im Gefolge der COVID-19 aufgetreten ist.
-
Bei objektivierbaren kognitiven Störungen, Störungen der Vigilanz oder des Gedächtnisses (Außenanamnese!) wird eine neurologische Begutachtung empfohlen, vor allem wenn diese nicht klar in Zusammenhang mit der abgelaufenen Infektion stehen.
-
Unspezifische „Dizziness“ bei anhaltenden, störenden Beschwerden und leitliniengerechtem Ausschluss alternativer Ursache mit hausärztlichen Mitteln: internistische/neurologische Abklärung erwägen.
-
Zum Abklärungsgang bei gerichtetem Schwindel (Vertigo) wird auf die entsprechenden Leitlinien verwiesen (s. DEGAM-Leitlinie „Schwindel, akut in der Hausarztpraxis“ [320]).
11.8.5 Weitere wichtige Differenzialdiagnosen in Zusammenhang mit COVID-19
-
Orthostatische Dysregulation, POTS (siehe 8.10 AD, 8.2 Kardiologie, 11.9 Kreislauflabilität)
-
Somatisierendes Verhalten: Angst‑/Panikattacken, Depression mit Schwindel als Manifestation einer Somatisierung
-
Unspezifische Gangunsicherheit
11.8.6 Weitere wichtige Differenzialdiagnosen ohne postinfektiöse Ätiologie
-
Dehydratation, Anämie
-
Verspannungen der Nackenmuskulatur
-
Benigner paroxysmaler Lagerungsschwindel (BPLS)
-
Orthostasereaktion (s. Abschn. 8.10 und 12.3.3.2)
-
Kardiale Ursachen (Arrhythmie, myokardiale Genese etc.)
-
Neuritis vestibularis, Morbus Menière
-
Altersassoziierte unspezifische Schwindelsymptomatik
-
Polypharmazie
-
Angst/Panik
-
Andere neurologische Ursachen (z. B. MS, Epilepsie, Polyneuropathie)
-
Andere aktive/akute Infektionen oder Erkrankungen (Schilddrüsendysfunktion, Hypo- oder Hypertonie)
11.9 Kreislauflabilität
11.9.1 Allgemeines
11.9.2 Ausschluss potenziell gefährlicher Verlauf
-
Plötzliche Einschränkung des Bewusstseins/Bewusstlosigkeit?
-
Bei Synkope subjektive und objektive Beeinträchtigung (Vitalparameter: RR, HF, AF, SpO2, Blutzucker und Körpertemperatur)
-
Weitere „Red Flags“: Arrhythmie, Stauungszeichen, Hautkolorit blass oder zyanotisch, neurologische Symptomatik
11.9.3 Zuordnung
-
Differenzierung zwischen Schwindel, Gleichgewichtsstörung, autonomer Dysregulation: Posturales Tachykardiesyndrom (POTS – Orthostaseintoleranz, Tachykardie bei Orthostase, Palpitationen, Schwindelgefühl, Sehstörungen, Präsynkopen und Belastungsintoleranz), orthostatische Hypotonie (OH) (siehe 8.10)
-
Prodrome? Unter körperlicher Anstrengung? Potenzielle vasovagale Auslöser bzw. situativ erklärbar?
-
Dauermedikation? Neue Medikation? Trinkmenge? Substanzgebrauch?
-
Hinweis auf PEM (siehe dazu 8.9 und 11.1)
-
Weitere Symptome (Müdigkeit/Fatigue, kognitives Defizit, mit Mastzellaktivierung vereinbare Symptome?)
-
Auskultation Herz/Lunge
-
Blutdruckmessung, Schellong-Test (Abb. 2)
-
Zeichen für Dehydratation
-
Hinweise auf kardiorespiratorische Ursachen (Hautkolorit, Stauungszeichen, Anämie?)
-
Basislabor inklusive BSG/CRP, EKG
11.9.4 Procedere
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Wenn Hinweise auf organische Ursachen in der Basisabklärung nicht gefunden werden, wenn die Beschwerden im Zusammenhang mit COVID-19 aufgetreten sind, den Alltag nicht stören (Klok-Skala < 2 s, Abb. 8) und keine weiteren Symptome bestehen, kann unter allgemeinen Maßnahmen (Bewegung, ausreichende Flüssigkeitszufuhr etc.) die Besserung abgewartet werden (s. dazu Behandlung der AD, siehe 8.10 und 12.3.3). Die Patient:innen sollten informiert werden, sich bei Verschlechterung oder zusätzlich auftretenden Symptomen wieder vorzustellen.
-
Sind die Kreislaufregulationsstörungen alltags- bzw. arbeitsrelevant (Klok-Skala > 2, Abb. 8), kann eine zeitnahe Abklärung erwogen werden, bei Persistenz über 12 Wochen hinaus ist die Re-Evaluierung aber jedenfalls empfohlen.
-
Bei Hinweisen auf eine strukturelle bzw. Organsystem bezogene Erkrankung (neurologisch, pulmologisch, endokrinologisch, kardiologisch …) ist eine fachspezifische Abklärung entlang der üblichen Leitlinien empfohlen [321].
-
Bei Hinweisen auf AD als postvirales Zustandsbild nach COVID und ausbleibender Besserung auf therapeutische Maßnahmen (siehe 8.10 und 12.3.3): durch eine spezialisierte Stelle oder eine spezialisierte Neurolog:in.
11.9.5 Wichtige Differenzialdiagnosen In Zusammenhang mit COVID-19, z. B.
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Kardiale Genese nach COVID-19 (aber auch unabhängig davon möglich):
-
Herzrhythmusstörungen
-
Myokarditis
-
Herzinsuffizienz
-
-
Postinfektiöse Thyreoiditis
-
Postinfektiöse Fatigue
11.9.6 Wichtige Differenzialdiagnosen ohne postinfektiöse Ätiologie, z. B.
-
Dehydratation bzw. Elektrolytstörungen (z. B. Hyponatriämie), Anämie
-
Andere aktive Infektionen
-
Unerwünschte Neben- oder Wechselwirkung bei Polypharmazie
-
Somatisierendes Verhalten im Rahmen einer psychischen Erkrankung (z. B. Angst/Depression)
-
Schilddrüsendysfunktion
-
Multifaktoriell, unspezifisch
11.10 Schlafstörung
11.10.1 Allgemeines
11.10.2 Ausschluss potenziell gefährlicher Verlauf
11.10.3 Zuordnung
-
Subjektiv zeitlicher Zusammenhang mit COVID-19 oder Verstärkung vorbestehender Beschwerden
-
Ein- oder Durchschlafstörung, Störung des Schlafrhythmus, Tagesmüdigkeit, vorzeitiges Erwachen
-
Atemaussetzer – auch ohne Schnarchen (Fremdanamnese), Schlaf tagsüber
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Fragen nach negativen Gedanken, Gedankenkreisen, Angst, Aufgeregtheit. Gefragt wird auch nach Schlafgewohnheiten, Lebensstil inklusive Medikamenten, psychosozialen belastenden Faktoren mit oder ohne Zusammenhang mit der Pandemie und störenden körperlichen Sensationen (Juckreiz, Schmerzen, „restless legs“, Atemnot etc.). Sorgen bezüglich eines eventuell behindernden Verlaufs von COVID-19, s. dazu Leitlinie Schlafstörung der DEGAM, Anwenderversion [322]
-
HNO-Bereich, BMI, RR
-
Nur bei Hinweisen auf somatische Ursache: Schlaftagebuch, Schlaflabor
11.10.4 Weitere wichtige Differenzialdiagnosen ohne postinfektiöse Ätiologie
-
Vorbestehende schlafmedizinische Probleme (Einschlafstörung, Durchschlafstörung, nicht erholsamer Schlaf, Tagesmüdigkeit) oder psychische Probleme können im Rahmen der Pandemie verstärkt werden oder stärker empfunden werden.
-
Selten: somatische Ursachen (Hinweise aus der Anamnese). Siehe dazu S3-Leitline der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin e. V. (DGSM) [323].
11.11 Nerven- und Muskelaffektionen
11.11.1 Allgemeines
11.11.2 Ausschluss potenziell gefährlicher Verlauf
-
Sensible Defizite, motorische Defizite, Bewusstseinseintrübungen, kognitive Defizite, Wesensveränderung, Agitation & Delir, Sehverschlechterung, Bewegungsstörungen, Sprachstörungen, Schluckstörungen, Koordinationsstörungen, (nicht‑)konvulsive Anfälle, Urin- und Stuhlinkontinenz, kardiovaskuläre Komplikationen, Arrhythmien, respiratorische Insuffizienz
-
Blasse, kalte Extremität bei deutlich unterschiedlichen Fußpulsen, Schmerzen oder Schwellung, rote, dicke Extremität im Seitenvergleich
11.11.3 Zuordnung
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Zeitpunkt des Auftretens, Lokalisation, Dauer, Dynamik, Belastungsabhängigkeit, Provokations‑/Linderungsfaktoren, Ansprechbarkeit auf Schmerztherapie
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Bewegungsanamnese
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Weitere Symptome (besonders Fatigue 11.1, chronische Schmerzen, autonome Dysfunktion 8.10, Kreislauflabilität 11.9)
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Vorerkrankungen, Spitalaufenthalt, Familienanamnese, Medikamente (z. B. Statine), Alkohol, andere toxische Einwirkungen
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Zur Objektivierung der subjektiv empfundenen Beschwerden:
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Je nach Anamnese: Suche nach Zeichen zugrunde liegender Erkrankungen (Differenzialdiagnosen s. weiter unten)
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Sorgfältige klinische Untersuchung inklusive Motorik, Sensibilität, Reflexe und Durchblutung im Seitenvergleich
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Labor: BB, BZ, evtl. CRP-, D‑Dimer-Schnelltest bei konkreten klinischen Hinweisen, evtl. CK (Rhabdomyolyse)
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Weitere Laborwerte sowie Anwendung von bildgebenden und apparativen Verfahren je nach Verdachtsdiagnose
11.11.4 Procedere
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Wenn eine erste Abklärung keine Hinweise auf neurologische/internistische/orthopädische Pathologien erbringt, kann in Absprache mit den Patient:innen mit einer weiterführenden Abklärung zugewartet werden (wichtig ist das Fehlen von „Red Flags“ und auch sonst unauffälligen Untersuchungsergebnissen).
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Eine klinische Kontrolle bei der Hausärztin/beim Hausarzt wird je nach Zustandsbild empfohlen. Eine Persistenz über 12 Wochen sollte zur Re-Evaluierung führen.
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Bei deutlicher Beeinträchtigung im Alltag: evtl. frühere Weiterleitung an spezialisierte Ambulanz oder spezialisierte Neurolog:in.
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Auf die Notwendigkeit der Wiedervorstellung bei Verschlechterung ist dokumentiert hinzuweisen!
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Critical-Illness-Neuro-Myopathie (ICU – Aufenthalt? Dauer ICU-Aufenthalt? Muskelatrophien? Areflexie?)
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Rhabdomyolyse (wenn CK > 10.000 U/l, Nierenverschlechterung, Harn braun)
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Guillain-Barré-Syndrom (Von distal symmetrisch aufsteigende Par- und Hypästhesien bis hin zu schweren Tetraparesen. Auch bilaterale Fazialisparesen, Augenmuskelparesen oder Miller-Fisher-Syndrom. Respiratorische Insuffizienz)
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Konus‑, Cauda-Syndrom, Reithosenanästhesie
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TVT, PAVK
11.11.5 Differenzialdiagnosen (mit und ohne Zusammenhang mit einer SARS-CoV-2-Infektion)
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Nerven- und Muskelaffektionen im Rahmen der Verschlechterung einer vorbestehenden Erkrankung
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Small-Fiber-Neuropathie (offener Stellenwert)
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Persistenz der Schwäche und Muskelatrophie nach Spitalaufenthalt oder ICU
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(Verschlechterung eines vorbestehenden) muskuloskeletalen Schmerzsyndroms, Wirbelsäulen‑, Gelenkbeschwerden
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Arthritis, Arthrose, rheumatologische Erkrankungen
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Polyneuropathie, z. B. im Rahmen von Diabetes mellitus Typ II, Hypothyreose, Alkoholabusus, Vitamin‑B12-Mangel (selten B6, B1, E), hereditär, bei HIV-Infektion
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Myositis, Dermatomyositis, systemische Autoimmunerkrankung
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Medikamentennebenwirkungen (insbesondere Statine, Ciprofloxacin, Bisphosphonate, Aromatasehemmer, Fibrate)
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Myopathien, Schilddrüsenerkrankung, Nebenniereninsuffizienz, Vitaminmangel, Leber- oder Nierenerkrankungen, Elektrolytverschiebungen, Krebserkrankungen
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Verschlechterung der körperlichen Belastbarkeit wegen z. B. Bewegungsmangel/vermehrten Sitzens während der Pandemiemaßnahmen und psychischer Faktoren
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TVT, PAVK
12. Behandlung
12.1 Übersicht
12.1.1 Zentrale therapeutische Ansätze im Überblick
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Details siehe 12.2 und 12.3
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Wenn eine dem Symptom zugrunde liegende Pathologie identifiziert werden kann, erfolgt die Behandlung entsprechend diesem Befund nach den üblichen Regeln und Leitlinien.
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Des Weiteren stehen die symptomatische Therapie mit begleitender Patient:innen-adaptierter Unterstützung sowie eine adäquate Aufklärung über die Prognose im Vordergrund (siehe dazu 12.2 und 12.3).
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Für Fatigue und für autonome Syndrome sollte eine medikamentöse Therapie jedenfalls nicht Therapie erster Wahl sein (siehe 12.2.1 und 12.3.3).
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Für Symptome, die mit dem Konzept der Mastzellüberaktivierung vereinbar sind, kann eine probatorische Therapie mit H1- oder H2-Rezeptorenblockern angeboten werden (siehe 12.3.4).
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Als wichtige therapeutische Maßnahme bei Vorliegen von Post-Exertional-Malaise (PEM) oder „post-exertional symptom exacerbation“ (PESE), z. B. im Rahmen einer chronischen Erschöpfung/Fatigue, autonomer Dysfunktion, kognitiven Störungen und anderen Symptomen von PASC wird die Aufklärung und Instruktion von „Pacing“ empfohlen (siehe dazu 12.2.1).
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Wenn PEM/PESE ausgeschlossen werden kann (siehe 11.1), wird eine Aktivierungstherapie („graded exercise“) angestrebt (siehe 12.2.2).
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Ein weiterer therapeutischer Ansatz ist die Unterstützung der Wiedereingliederung in den Alltag bzw. die Arbeitswelt bzw. die Rehabilitation (Kapitel 13).
12.1.2 Behandlung im primärversorgenden Bereich – Überblick und Eckpunkte
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Jeder Behandlungsentscheidung geht die sorgfältige Abklärung der Ätiologie voraus (Kapitel 8 und 11 Differenzialdiagnostik).
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Behandlung struktureller Erkrankungen (Aggravierung vorbestehender Komorbiditäten oder neu aufgetretene organische Störungen) je nach Situation im hausärztlichen oder spezialisierten Setting oder in interdisziplinärer Kooperation.
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Behandlung von Störungen, die als Folge der Infektion mit SARS-CoV‑2 identifiziert wurden und keine alternative Diagnose aufweisen („post-COVID condition“): Betreuung und Monitoring vorzugsweise im Team der hausärztlichen Primärversorgung [18, 19]. Über die in den meisten Fällen gute Prognose sollten die Patient:innen informiert werden. Eine Objektivierung des individuellen Leidensdrucks und des Ausmaßes der Beeinträchtigung bildet eine weitere Entscheidungsgrundlage für die Wahl der Behandlungsstelle (siehe Kapitel 9). Die Post-COVID-19-Skala des funktionellen Status („Klok-Skala“, Abb. 8) als validiertes Tool hilft bei der Bewertung der bestehenden Leistungseinschränkung.
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Auch wenn keine wesentliche funktionelle Einschränkung vorliegt, soll eine Copingstrategie gefunden werden, siehe 12.2.3, anlassbezogene oder auch terminlich fixierte Kontrollen sollten den Betroffenen empfohlen werden.
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Die Ermittlung und Berücksichtigung psychosozialer Umstände, ob durch die Infektion oder die Pandemie und ihre Folgen bedingt oder auch davon unabhängig bestehend, sind essenziell und Teil guter hausärztlicher Praxis.
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Zuziehung von Gesundheitsberufen (Ergotherapie, Physiotherapie, Psychotherapie …) situationsabhängig.
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Pacing bei PEM/PESE siehe dazu 12.2.1.
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Aktivierende Therapie („graded exercise“) nach Ausschluss von PEM/PESE (2.2.3) und insbesondere bei POTS, das ebenfalls mit einer Belastungsintoleranz einhergehen kann. Hier wäre eine entsprechende aktivierende Therapie, abhängig von der Tolerabilität, auch bei Belastungsintoleranz indiziert (siehe 12.3.3).
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Medikamentöse Behandlungsansätze zur Therapie spezieller Symptome siehe 12.3. Medikamentöse Therapien sind (insbesondere im primärversorgenden Bereich) meist nachrangig. Vorrangig sind Patientenberatung, nichtpharmakologische Ansätze und Patientenführung, siehe dazu 12.2.1, 12.2.2 und 12.2.3.
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Kooperation mit spezialisierten Stellen zur Behandlung typischer COVID-assoziierter Beschwerdebilder (siehe Kapitel 12): nach Prüfung von Indikation und Eignung der Patient:in mit Vorbefunden (siehe 9.2).
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Die Einleitung ambulanter oder stationärer Rehabilitationsmaßnahmen (siehe Kapitel 13) sollte ab einer Beeinträchtigung 2. Grades auf der Post-COVID-19-Skala des funktionellen Status (Klok-Skala, Abb. 8) überlegt werden, wenn die Beschwerden mehr als 3 Monate andauern und keine klare Besserungstendenz ersichtlich ist. Bei starker Beeinträchtigung auch schon früher.Je schwerer der Verlauf der Akuterkrankung, desto wahrscheinlich wird die Notwendigkeit einer strukturierten Rehabilitation. Auch hier ist es wiederum wichtig, das Vorliegen einer PEM oder PESE zu berücksichtigen. Die Rehabilitation muss jedenfalls individualisiert, personen- und kontextsensibel aufgebaut sein (siehe Kapitel 9).
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Wenn sich eine langfristige Problematik zeigt, sollte die Überweisung zu einer Anlaufstelle erfolgen, die auf postvirale Zustandsbilder spezialisiert ist, psychotherapeutische und/oder ergotherapeutische Begleitung angeboten werden, siehe Kapitel 9. Auch das Hinzuziehen von Hauskrankenpflege, Heimhilfe oder Sozialarbeit kann hilfreich sein.
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Es wird eine Reihe von Behandlungsansätzen angeboten wie Nahrungsergänzungsmittel, pflanzliche Wirkstoffe, für die Belege für eine Wirksamkeit großteils fehlen, sowie homöopathische Mittel, wo Belege für eine Wirksamkeit gänzlich fehlen. Auch bei diesen pflanzlichen Substanzen oder Nahrungsergänzungsmitteln können schädliche Neben- und Wechselwirkungen nicht grundsätzlich ausgeschlossen werden [19].
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Zu Versorgungsorganisation, Kooperationen und Zuständigkeiten: Kapitel 9 Versorgungsweg.
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12.1.3 Spezielle medikamentöse Optionen (keine robuste Evidenz, Off-label-Therapie)
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Für einige der Hauptsymptome von Post COVID wird empirisch bzw. im Rahmen von Studien eine Reihe von Medikamenten eingesetzt. Diese sind noch wenig untersucht. Der medikamentöse Zugang ist in der Regel Second-Line-Therapie.
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Aufgrund der unzureichenden Studienlage kann diese Leitlinie derzeit keine Empfehlungen zur medikamentösen Therapie geben.
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Therapeutische Impfung: Die Datenlage zu einer therapeutischen Vakzinierung ist derzeit unzureichend. Diese ist daher Studien vorbehalten.
12.2 Allgemeinmaßnahmen im Detail
12.2.1 Pacing bei gesichertem Vorliegen von Post-Exertional-Malaise (PEM) und/oder Post-Exertional-Symptom-Exazerbation (PESE), ohne autonome Dysfunktion
12.2.2 Symptomtitriertes Training/Exercise Training („graded exercise“) (bei Fehlen von PEM/PESE sowie bei AD)
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Langsame Wiederaufnahme von Alltagstätigkeiten und -belastungen auf niedrigstmöglichem Niveau, evtl. mit ergotherapeutischer Anleitung
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Steigerung des Niveaus, wenn die jeweilige Belastung über einen längeren Zeitraum gut toleriert wird (subjektiv und gemessen durch RR, HF, SpO2)
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Bei Verschlechterung der Symptome: Pause und Rückkehr zum absolvierbaren Niveau nach Abklingen der akuten Beschwerdesymptomatik („symptomtitriertes Training“)
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Evaluation einer Rehabilitationsmöglichkeit bzw. -notwendigkeit
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Individualisierte, personen- und kontextsensible Rehabilitation
12.2.3 Coping
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Selbstmanagement der Symptome („was hilft mir“),
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Selbstkontrollen (Tagebuch, Pulsoxymeter etc.) unter Vermeidung einer Fixierung, s. oben,
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Vermittlung von Anlaufstellen,
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Unterstützungsmöglichkeiten („wer hilft mir“ – familiär, weitere Umgebung, professionell),
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Salutogenese („welche sind meine gesunden Anteile, was kann ich gut, wie und wo fühle ich mich wohl“),
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Empfehlung von verlässlichen und Warnung vor unzuverlässigen Internetquellen.
12.3 Spezielle Behandlungsansätze im Detail
12.3.1 Dyspnoe
12.3.2 Leistungseinschränkung/Fatigue/mit oder ohne PEM
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Wenn keine organische Erkrankung als Ursache für die Leistungseinschränkung/Erschöpfung gefunden wird und sie als Einzelsymptom vorkommt, ist auch hier die Prognose in den meisten Fällen gut. Wie bei etlichen anderen Infektionskrankheiten bessert sich die Symptomatik im Laufe einiger Wochen, bei Persistenz > 12 Wochen ist eine Reevaluation notwendig.
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Wenn die Evaluierung keine zugrunde liegende Ätiologie erbringt (Details siehe 9.2) stehen Maßnahmen wie Coping (siehe dazu 12.2.3) und beim Vorliegen von PEM und/oder PESE Pacing (siehe 12.2.1) im Vordergrund. Bei autonomer Dysfunktion, und wenn kein PEM/PESE vorliegt, ist die korrekte Methode die symptomorientierte, begleitete Aktivierungstherapie (beschrieben unter 12.2.2). Die Evaluierung der psychischen und sozialen Situation sollte nicht vergessen werden.
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Bei Persistenz > 12 Wochen oder starker Beeinträchtigung: Begutachtung hinsichtlich weiterführender therapeutischer Ansätze, Überweisung an eine Stelle mit spezialisierter Expertise hinsichtlich postviraler Zustände (Kap. 9 Versorgungspfad). Wenn die Beeinträchtigung auf der Post-COVID-19-Skala des funktionellen Status (Abb. 8) mit 2 oder mehr eingestuft wird, sollten rehabilitative Maßnahmen erwogen werden. Siehe dazu auch die Fatigue Assessment Scale (Abb. 9). Bei der Entscheidung über Art und Zeitpunkt der Rehabilitation ist ebenfalls das Vorliegen einer PEM zu berücksichtigen.
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Nur nachgewiesene Mängel sind zu substituieren (z. B. Vitamin-D-Mangel), eine unbegründete Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln ist zu vermeiden, da Evidenzen fehlen und nur erste kleine Studien existieren, s. dazu 12.1.3.
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Bei gleichzeitigem Vorliegen einer PEM und/oder PESE: Pacing, s. Abschn. 12.2.1.
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Bei AD und bei Fehlen von PEM/PESE: symptomgetriggerte Aktivierungstherapie (beschrieben unter 12.2.2).
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Bei gleichzeitigem Vorliegen eines POTS als Ursache (Kapitel 8.10.4.1 und 12.3.3).
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Vorliegen einer mit dem Konzept der Mastzellüberaktivierung zu vereinbarenden Symptomatik: beschrieben in Kapitel 8.8.4, zur Behandlung unter 12.3.4; Behandlung begleitende Schlafstörung, Schmerzen, kognitive Dysfunktion – s. diesbezügliche Kapitel.
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Zu weiteren diskutierten Therapieformen s. Überblick in Kapitel 12.1.
12.3.3 Autonome Dysfunktion
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Kompressionstherapie (hüfthohe Stützstrümpfe, abdominelle Bandagen)
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Salzreiche Kost (Steigerung auf 8–10 g/Tag) und Flüssigkeit (3 l/Tag) bei fehlenden Kontraindikationen, wie z. B. Blutdruckspitzen
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Physikalische Gegenmanöver (in die Hocke gehen, Beine überkreuzen, ein Bein höherstellen, isometrischer Faustschluss)
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Vermeidung von kohlehydratreichen Mahlzeiten, erhöhten Temperaturen (Sauna) und Alkohol
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Aktivierende Bewegung und Grundlagenausdauertraining nach individueller Verträglichkeit
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Medikamente haben noch keine Zulassung, zum eventuellen Off-label-Einsatz s. Abschn. 12.1.3. Je nach dominierender Symptomatik eventuell ein Therapieversuch nach entsprechender Aufklärung und Dokumentation. Sorgfältiges Abwägen von möglichem Nutzen und unerwünschten Wirkungen ist grundsätzlich Voraussetzung („off-label“!):
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Tachykardie: (kardioselektive) β‑Blocker
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Niedriger Blutdruck im Liegen: Midodrin
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Hypovolämie: Fludrocortison (sollte nur von in autonomen Erkrankungen spezialisierten Behandlungszentren erfolgen)
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Prodromi wie Schwarzwerden vor Augen, Muskelschmerzen im Nacken etc. (individuell für Patient:in) BEACHTEN
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Körperliche Aktivität
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Schlafen mit erhöhtem Oberkörper
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Reichlich Flüssigkeitsaufnahme (Selbstkontrolle über Harnfarbe)
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Keine salzsparende Ernährung
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Physikalische Gegenmaßnahmen wie Partystand, Vornüberbeugen, ein Bein hochstellen, Hocke
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Hüfthohe Stützstrümpfe, Bauchbinde
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Zu vermeiden je nach individueller Verträglichkeit: kohlenhydratreiche Mahlzeiten, heiße Bäder/heiße Duschen/Sauna, Alkohol, rasches Aufstehen vor allem morgens
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Medikation: z. B. Midodrin wenn nicht-medikamentöse Maßnahmen nicht ausreichen und keine Kontraindikationen vorliegen insbesondere bei Patient:innen mit Liegendhypertonie
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milde SH: systolischer RR 140–159 mm Hg oder diastolisch 90–99 mm Hg,
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moderate SH: systolischer RR 160–179 mm Hg oder diastolisch 100–109 mm Hg,
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schwere SH: systolischer RR ≥ 180 mm Hg oder diastolisch BP ≥ 110 mm Hg.
12.3.4 Mit dem Konzept der Mastzellüberaktivierung vereinbare Symptomatik („MCAS“)
12.3.5 Husten
12.3.6 Sensorineurale Riechstörungen
12.3.7 Kognitive Dysfunktion
12.3.8 Muskelschmerzen
12.3.9 Hauterkrankungen
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Bei urtikariellen Exanthemen: niedrig dosierte systemische Kortikosteroide und Antihistaminika
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Bei konfluierenden, erythematösen/makulopapulösen/morbilliformen Exanthemen: topische und systemische Kortikosteroide
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Bei papulovesikulösen Exanthemen: „wait and see“
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Bei akralen Pernionen: „wait and see“
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Bei Livedo-reticularis/racemosa-Hautveränderungen: „wait and see“
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Bei vaskulitischen Hautveränderungen: topische und systemische Kortikosteroide
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Bei durch das Coronavirus getriggerten anderen dermatologischen Erkrankungen: Einleitung einer Therapie entsprechend den Leitlinien der einzelnen Dermatosen
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Bei Effluvium: symptomatische Therapie, wie z. B. topisches Minoxidil
13. Nachsorge und Rehabilitation
13.1 Allgemeines
13.2 Wiedereingliederung im hausärztlichen Setting
13.2.1 Rückkehr in den Alltag (ohne wesentliche körperliche Belastung)
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Voraussetzung abgelaufene Differenzialdiagnostik, siehe Kapitel 11
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Alle Patient:innen nach COVID-19 sollten darüber aufgeklärt sein, dass persistierende Symptome auch nach mildem und moderatem Verlauf möglich sind, dass diese sich aber häufig im Verlauf von einigen Wochen, längstens Monaten zurückbilden.
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Einschränkungen der Leistungsfähigkeit sollten besprochen bzw. je nach Ausmaß abgeklärt werden (siehe 10.1 und 10.2). Bei starker oder anhaltender Einschränkung wird die Kooperation mit den jeweiligen Professionen (wie Ergotherapie, Psychologie, Psychotherapie, Sozialberatung) gesucht.
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Die Kernpunkte (nach Ausschluss relevanter struktureller Folgeschäden) sind:
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Ist die Bewältigung der täglichen Aktivitäten möglich [340]?
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Wie hoch ist die Alltagsbelastung (gemeinsame Abschätzung): Ausmaß der körperlich erforderlichen Fitness? Störungen der Kognition relevant für Arbeit/Selbstversorgung/Freizeitbeschäftigungen/Bedienen von Maschinen oder Transportmitteln?
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Sind Möglichkeiten zur Erholung gegeben?
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Gibt es Aktivitäten zur Gesunderhaltung und Stärkung der biopsychosozialen Gesundheit/Genesung im Alltag – sind sie durchführbar/organisierbar?
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Fühlt sich die/der Betroffene psychosozial stark genug, um wieder arbeiten zu gehen?
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Zur Stärkung von alltagsbezogenen Lebenskompetenzen sind die facheinschlägigen Professionen hinzuzuziehen. Dies betrifft insbesondere Ergotherapie, Physiotherapie, GuK, Sozialarbeit, Diätologie, evtl. Logopädie, Psychotherapie und Psychologie.
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13.2.2 Wiederaufnahme des Sports/Trainingstherapie
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12-Kanal-EKG,
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Echo,
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BB, Troponin, CRP
13.2.3 Rückkehr an den Arbeitsplatz
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Für körperlich stark beanspruchende Tätigkeiten gilt sinngemäß die Empfehlung wie für die Wiederaufnahme des Sports.
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Nicht zu vergessen: Auch für die Modalität des Arbeitsweges (Gehen, Fahrrad fahren u. Ä.) gelten die gleichen Kriterien wie für den Beginn der sportlichen Belastung.
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Belastungsgrenzen und Berufseignung bei anhaltenden starken Einschränkungen sollten während einer Rehabilitation (Ergotherapie, Arbeitspsychologie) erhoben werden und je nach Situation vor Arbeitsantritt mit den zuständigen Präventivkräften im Betrieb (Sicherheitsfachkraft, Betriebsärzt:in) und den zuständigen Institutionen (Arbeitsinspektion, AUVA) besprochen werden. Je nach Situation können weitere Berufsgruppen für ein Wiedereingliederungsmanagement einbezogen werden (Case Management, Ergotherapie, Soziale Arbeit).
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In vielen Fällen können (vorübergehende) Anpassung von Arbeitsplatz und Arbeitsbedingungen den Wiedereintritt ins Berufsleben erleichtern bzw. vorverlegen. Auch hier sind die Präventivkräfte am Zug, idealerweise in Kooperation mit den hausärztlichen Primärversorger:innen.
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Eine Krankschreibung erfolgt nach den gleichen Grundsätzen wie immer, das Kriterium ist die tatsächliche, anforderungsbezogene Leistungsfähigkeit der Betroffenen. Die Diagnose sollte sich auf das jeweilige dominierende Symptom beziehen.
13.3 Rehabilitation
13.3.1 Indikation
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Phase I entspricht der Mobilisation im Krankenhaus.
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Phase II kann als Anschlussheilverfahren entweder ambulant oder stationär erfolgen.
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Phase III ist eine Anschlussrehabilitation, die ambulant erfolgt, um die Nachhaltigkeit der Phase-II-Rehabilitation zu verbessern und die Situation bei schwereren Verläufen zu stabilisieren.
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Die Rehabilitation sollte Ausdauer- und Krafttraining beinhalten
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Krafttraining der großen Muskelgruppen mit 1 bis 2 Sätzen
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Ausdauertraining 5–30 min, 180 min/Woche bei etwa 5–8 MET (Metabolic Equivalent)
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Falls es zu Symptomen wie PEM kommt, ist die Dosierung im Sinne der Intensität und des Umfangs individuell und sofort anzupassen. Siehe Kapitel 12.2 zum Pacing. Aus diesem Grund sollten Patient:innen vorher auf das Vorliegen von PEM abgeklärt werden und entsprechend von Anfang an nur einer Rehabilitationseinrichtung zugewiesen werden, wenn diese Pacing anbietet. Falls nicht, muss mit der Zuweisung zur Reha gewartet werden, bis sich der Zustand des Patienten/der Patientin substanziell in Bezug auf PEM verbessert.
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Grundsätzlich sind spezifische Rehabilitationsangebote für Menschen mit PEM derzeit nicht verfügbar, dies sollte sich in Zukunft unbedingt im Sinne einer Stabilisierung und Verbesserung der Symptomatik auch für die Patient:innen ändern (s. auch angepasste Versorgungsleitlinie).
13.3.2 Evidenz
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Somatische Rehabilitationseinrichtung
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Ausschließlich somatisch begründete Rehabilitation
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Im Reha-Verlauf auftretende leichte depressive Verstimmung ohne Notwendigkeit einer intensiven psychologischen Betreuung/Psychotherapie
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Somatische Rehabilitationseinrichtung mit VOR-Schwerpunkt (verhaltensmedizinisch orientierte Rehabilitation)
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Rehabilitation aufgrund vordergründiger somatischer Erkrankung mit begleitender Fähigkeitseinschränkung mit wesentlicher psychischer Komponente
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Psychosomatische Rehabilitationseinrichtung
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Rehabilitation aufgrund psychischer Erkrankung (PTBS oder persistierende Angststörung nach SARS-CoV-2-Infektion) ohne rehabilitationsbedürftige somatische Folge der Infektion
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Duale Rehabilitation
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Rehabilitation sowohl aufgrund psychischer als auch somatischer Folgeerkrankung
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Einrichtung | Patientenbeispiel |
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Somatische Rehabilitation | Leichte depressive Verstimmung und Verunsicherung bei somatisch begründetem Reha-Verlauf, Bedarf nach Patientenschulung, intensive psychologische Betreuung oder Psychotherapie ist nicht erforderlich |
Somatische Rehabilitation mit VOR-Schwerpunkt (verhaltensmedizinisch orientierte Rehabilitation) | Somatische Erkrankung steht im Vordergrund, wird aber von einer wesentlichen psychischen Komponente der Fähigkeitseinschränkung begleitet (z. B. komorbide Depression oder Angststörung) |
Psychosomatische Rehabilitation | Im Vordergrund steht die psychische Erkrankung, es besteht aktuell keine Reha-bedürftige somatische Infektionsfolge, z. B. persistierende Depression, Angststörung oder PTBS nach kompliziert verlaufender SARS-CoV-2-Infektion |
Duale Rehabilitation | Patienten mit Reha-bedürftigen somatischen Folgeproblemen nach SARS-CoV-2-Infektion (v. a. auf pneumologischem, kardiologischem oder neurologischem Fachgebiet) und gleichzeitig bestehender Reha-bedürftiger psychischer Erkrankung (z. B. Depression, Angststörung) |