27.06.2018 | Psychiatrie
Demenz – Ein syndromatologisches Chamäleon
Erschienen in: psychopraxis. neuropraxis | Ausgabe 4/2018
Einloggen, um Zugang zu erhaltenZusammenfassung
Wir präsentieren den Fall eines Patienten, bei dem nur durch eine jahrelange Verlaufskontrolle eine relativ exakte Diagnosestellung möglich war. Der Patient erfüllte bei seiner ersten Präsentation sämtliche Kriterien einer manischen Episode. Alle Biomarker für eine beginnende organische zerebrale Erkrankung waren negativ. Darüber hinaus zeigte der Patient alle Kriterien eines Alkoholabhängigkeitssyndroms. Durch eine antidementive Therapie mit Rivastigmin und regelmäßigem kognitiven Training sowie psychotherapeutischer Begleitung gelang es dem Patienten, zwei Jahre lang auf gutem Funktionsniveau stabil zu bleiben. Die Diagnosesicherung einer Lewy-Body-Demenz durch einen DaTSCAN gelang erst relativ spät und wurde durch ein neuerlich aufgetretenes maniformes Zustandsbild auf organischer Basis deutlich erschwert. Am Ende unserer Behandlung wies der Patient wieder das Vollbild einer Manie auf. Er musste außergewöhnlicherweise mit Lithium behandelt werden, da alle infrage kommenden Neuroleptika nicht den erwünschten Erfolg erzielten. Durch die Therapie mit Lithium besserten sich sowohl die Verhaltensstörungen als auch der expansive Wahn. Die kognitiven Leistungen fielen jedoch weiter ab. So schloss sich beim Patienten der phänomenologische Bogen von der Manie über den Umweg des symptomatischen Alkoholabusus bis zur Lewy-Body-Demenz mit einem maniformen Zustandsbild.
Anzeige