Gute und wichtige Nachrichten aus der internationalen Forschung: Im Rahmen der „Million-Women-Studie“, einer der größten prospektiven Kohortenstudien mit fast 800.000 Frauen und einer Nachbeobachtungszeit von etwa 14 Jahren, die an der Universität Oxford durchgeführt und nun publiziert wurde, widerlegt die Befürchtung, dass die Strahlung von Mobiltelefonen das Risiko für Hirntumore erhöht.
In den letzten 20 Jahren wurden Mobiltelefone fester Bestandteil des modernen Lebens. Die Befürchtung, dass Mobilfunkstrahlung krebserregend sein könnte, kam erstmals in den 1990er Jahren auf und wurde durch den 5G-Netzausbau zunehmend von Verschwörungstheoretikern befeuert und sogar mit der COVID-Pandemie in Zusammenhang gebracht.
Während laut Cancer Research UK (CRUK) zwischen 1990 und 2016 der Besitz von Mobiltelefonen um 500 Prozent stieg, nahm die Zahl der diagnostizierten Hirntumore in den folgenden 20 Jahren um 34 Prozent zu. Deutlich zu wenig, bestünde ein Zusammenhang mit Handys, so CRUK. Im Jahr 2011 stufte die Internationale Agentur für Krebsforschung, eine Unterorganisation der Weltgesundheitsorganisation (WHO), hochfrequente elektromagnetische Felder, d.h. Funkanwendungen wie auch Mobilfunk, als „möglicherweise krebserregende“ (Kategorie 2B) ein, räumte jedoch ein, dass die Datenlage nicht ausreiche, um eine Schlussfolgerung zu ziehen. Zahlreiche Wissenschaftler bekräftigten, dass elektromagnetische Strahlung – im Gegensatz zu Röntgenstrahlung – nicht ionisierend sei und eine deutlich zu niedrige Energie und Frequenz aufweist, um Zellen zu schädigen. Auch spätere größere Studien fanden keinen Zusammenhang.
Große Studie räumt mit Mythen auf
Eine der größten prospektiven Kohortenstudien, die „Million Woman Study“ der Universität Oxford, kann laut Professor Malcolm Sperrin, Direktor für medizinische Forschung und klinische Technik an der Universitätsklinik Oxford, nach wie vor bestehende Bedenken zerstreuen. Im Zeitraum 1996-2001 wurden 1,3 Millionen Frauen für die Studie rekrutiert. Fragen zur Mobiltelefonnutzung wurden erstmals im Jahr 2001 und dann nochmals 2011 gestellt. Alle Studienteilnehmerinnen wurden über eine Verknüpfung mit den Datenbanken der nationalen Gesundheitsdienste zu Todesfällen und Krebsregistrierungen (einschließlich nicht bösartiger Hirntumoren) weiterverfolgt.
Nach der 14-jährigen Nachbeobachtung von knapp 800.000 britischen Frauen, die ihr Mobiltelefon täglich oder seit mindestens zehn Jahren nutzten, zeigte sich, dass nur 0,42 Prozent der Handynutzerinnen an Hirntumoren erkrankt waren. Im Vergleich zu Nicht-Nutzern wurden keine statistisch signifikanten Assoziationen gefunden. Die Autoren erklären, dass durch die prospektive Datenerhebung "die Informationen über den Zusammenhang zwischen Mobiltelefon-Exposition und Krankheit nicht durch Erinnerungsfehler beeinträchtigt werden".
Fazit der Studienautoren: Es gab kaum Hinweise darauf, dass die Nutzung von Mobiltelefonen das Risiko von Hirntumoren erhöht, weder insgesamt noch nach Subtyp oder Tumorlokalisation. Die Ergebnisse unterstützen die sich häufenden Belege dafür, dass die Nutzung von Mobiltelefonen unter normalen Bedingungen die Inzidenz von Hirntumoren nicht erhöht.
In einem Kommentar zur Veränderung der Leistung, die von den verschiedenen Generationen der Mobilfunktechnologie genutzt wird, sagen die Autoren: "... die neueren Generationen von Mobilfunktechnologien strahlen eine wesentlich geringere Ausgangsleistung aus, sodass es insgesamt unwahrscheinlich ist, dass ein sehr intensiver Nutzer von heute die gleiche HF-EMF-Exposition aufweist wie ein bescheidener Nutzer der ersten beiden Generationen von Mobilfunktechnologien ...". Sie empfehlen, dass sich künftige Forschungsarbeiten auf die sehr intensiven Nutzer von Mobiltelefonen konzentrieren und dabei die neuen Merkmale einer sich ständig weiterentwickelnden Technologie berücksichtigen sollten.
Link zur Million Woman Study: https://academic.oup.com/jnci/advance-article/doi/10.1093/jnci/djac042/6554484?login=false
Quelle:
Schüz J, Pirie K, Reeves GK, Floud S, Beral V: Cellular Telephone Use and the Risk of Brain Tumors: Update of the UK Million Women Study. Journal of the National Cancer Institute. 29 March 2022.