„Kein erhöhtes Risiko“. Das ist das Fazit einer neuen Metastudie der Weltgesundheitsorganisation WHO. Dieser Review ist Teil einer umfassenden Bewertung von Studien, in denen ein kausaler Zusammenhang zwischen der Exposition durch hochfrequente elektromagnetische Felder und einem Erkrankungsrisiko untersucht wurde.
Seit dem Ausbau von Mobilfunknetzen mit den dazu notwendigen – manchmal weithin sichtbaren – Mobilfunkstationen sind auch die Bedenken vor gesundheitlichen Auswirkungen durch „Handystrahlung“ präsent. Immer wieder werden hochfrequente elektromagnetische Felder (EF-EMF) mit der Entstehung von Erkrankungen in Verbindung gebracht, was zu großer Verunsicherung führt. Nationale und internationale Behörden beobachten daher die wissenschaftliche Forschungsarbeit auf diesem Gebiet sehr genau.
Aktuell hat die Weltgesundheitsorganisation WHO eine Bewertung zahlreicher Studien in Auftrag gegeben, die als Monographie in der Reihe „Environmental Health Criteria (EHC)“ veröffentlicht wird. Dabei wird die verfügbare Evidenz zu den wichtigsten potenziellen gesundheitlichen Folgen einer erhöhten Belastung durch Funkwellen analysiert und zusammenfasst: Auswirkungen auf die Entwicklung von Krebs, Unfruchtbarkeit, kognitiven Beeinträchtigungen und sonstigen Symptomen, der Einfluss auf Biomarker von oxidativem Stress sowie die Folgen von Wärmeeinwirkung jeglicher Quellen. 8 von 10 dieser systematischen Reviews wurden inzwischen veröffentlicht.
Neuer Review zum Krebsrisiko
Im September wurde in der Zeitschrift Environment International eine Übersichtsarbeit publiziert, in der die Qualität und Aussagekraft von Studien bewertet wurde, die einen kausalen Zusammenhang zwischen der EMF-Exposition und dem Risiko neoplastischer Erkrankungen untersuchten.1 Es wurde nach Hinweisen gesucht, ob hochfrequente elektromagnetische Felder die Wahrscheinlichkeit einer Krebserkrankung steigern. Im Fokus standen Tumore im Kopfbereich sowie Leukämien. In die Metaanalyse wurden 63 Kohorten- und Fall-Kontroll-Studien aus 22 Ländern eingeschlossen.
Das Neoplasie-Risiko wurde in drei Exposition-Arten unterteilt:
Nutzung von Mobil- und SchnurlostelefonenRundfunkantennen oder Basisstationen (Mobilfunkmasten) in der Nähe des Wohnortes Berufliche HF-Exposition durch die Nutzung von Mobiltelefonen oder HF-emittierenden Geräten am Arbeitsplatz
Das Ergebnis: Die Untersuchung fand keine Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen elektromagnetischer Strahlung und Krebserkrankungen. Im Detail: HF-EMF-Exposition durch Mobiltelefone war mit (mittlerer) Sicherheit – auch bei intensiver Nutzung – nicht mit einem erhöhten Risiko für Gliome, Meningeome, Akustikusneurinome, Hypophysentumoren und Speicheldrüsentumoren oder Hirntumoren bei Kindern, Jugendlichen sowie jungen Erwachsenen verbunden. Auch Schnurlostelefone erhöhen mit (geringer) Sicherheit nicht das Risiko für Gliome, Meningiome oder Akustikusneurinome.
Auch bei Exposition des gesamten Körpers durch stationäre Sendeanlagen kann mit mittlerer Sicherheit ein Risiko für Leukämie und mit geringer Sicherheit Hirntumore bei Kindern ausgeschlossen werden. Es gab keine geeigneten Studien, die dieses Risiko bei Erwachsenen untersuchten. Für die berufsbedingte HF-EMF-Exposition kann man mit geringer Sicherheit sagen, dass sie das Risiko von Hirntumoren/Gliomen nicht erhöht.
„Diese Ergebnisse sind sehr beruhigend“, sagte Ken Karipidis, einer der Hauptautoren der Studie, im Interview mit der Washington Post (verlinken mit https://www.washingtonpost.com/wellness/2024/09/03/cellphones-cancer-risk-radiation/) Die Nutzung von Mobiltelefonen sei zwar in die Höhe geschnellt, aber es gab keinen Anstieg der Häufigkeit von Hirntumoren“.
Das Fazit der Studienautoren: |
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Der EHC-Review ist abrufbar unter: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0160412024005695?via%3Dihub
1 Karipidis K et al. The effect of exposure to radiofrequency fields on cancer risk in the general and working population: A systematic review of human observational studies – Part I: Most researched outcomes. Environment International. Volume 191, September 2024.