Skip to main content

07.03.2025

Eine Hommage, die wirklich wehtut!

verfasst von: Patrizia Steurer

print
DRUCKEN
insite
SUCHEN

Die Spätschicht einer jungen Pflegerin zeigt, was Pflegenotstand bedeutet.

Es gibt Filme, auf die freut man sich. Und es gibt Filme, vor denen hat man Angst, sie zu sehen. Heldin gehört eindeutig zur zweiten Kategorie. Regisseurin Petra Volpe hat mit ihrem Drama einen Film geschaffen, der die Missstände im Gesundheitssystem offenlegen möchte. Sie tut dies mit einer Wucht, die einem noch lange nach den 90 Minuten in den Knochen steckt. Im Zentrum steht Floria Lind, gespielt von Leonie Benesch. Als engagierte Krankenpflegerin tritt sie ihre Spätschicht auf einer unterbesetzten und überfüllten Station eines Schweizer Krankenhauses an. Schon zu Beginn des Films ist klar: Sie ist auf sich allein gestellt. Eine Kollegin fällt aus, Patienten brauchen Hilfe, Angehörige verlangen Antworten. Lind kämpft sich durch – fürsorglich, beherrscht stets ein Lächeln auf den Lippen. Doch das Chaos ist allgegenwärtig: Die Patienten sind verängstigt und ihre Angehörigen ungeduldig, sie lauern der Pflegerin am Fahrstuhl auf oder rufen von der anderen Seite der Welt an, um sich über die Verstopfung ihrer Mutter unterrichten zu lassen. An einem Ende der Station gibt es Probleme mit Sprachbarrieren und Patientenverfügungen. Mit seiner 40.000-Franken-Uhr stoppt ein Privatpatient die Zeit, die Lind benötigt, um seinen Wunsch nach einem Tee zu erfüllen. Routiniert hetzt Floria von einem Patienten zum nächsten das Telefon immer an ihrer Seite. In der Spätschicht unterläuft Floria ein folgenschwerer Fehler – er wird zur Randnotiz in der Akte. „Alle machen Fehler“, tröstet die Kollegin.

Floria Lind ist die Art von Pflegerin, die sich jeder wünscht – aber auch eine, die es unter diesen Bedingungen kaum geben kann. Volpe zeigt, was es bedeutet, wenn Geduld zur einzigen Stütze eines Systems wird, das längst an seine Grenzen gestoßen ist. Dabei erzählt sie nicht laut oder anklagend, sondern in ruhigen, fast dokumentarischen Bildern. Heldin ist nicht nur ein Film über das kranke Gesundheitswesen, sondern eine Hommage an all jene, die es trotz allem am Laufen halten. Es ist ein filmisches Denkmal für einen Beruf, der oft übersehen wird und meist nur in Statistiken Beachtung findet. Er ist ein Weckruf, der kaum eindringlicher sein könnte. Wenn dieser Film eines schafft, dann das: Theoretisch haben wir alle begriffen, was Pflegenotstand bedeutet. Aber die Heldin will es uns fühlen lassen. Das gelingt ihr sehr gut.

Tobis Film: Heldin

Drama, CH/D92 Minuten, Regie: Petra Volpe

print
DRUCKEN
Metadaten
Titel
Eine Hommage, die wirklich wehtut!
Publikationsdatum
07.03.2025