Mischa Reskas lichtdurchflutetes Studio befindet sich im Dachgeschoss eines sechsstöckigen Gründerzeithauses in der Leopoldstadt in der Nähe des Pratersterns.
Sumo-Ringer. Während eines Japan-Aufenthalts entstanden.
Katja Uccusic-Indra
Durch die schrägen Fenster auf der linken Seite kommt genug Sonne in den langen Raum, auf der rechten Seite ist eine Wand, an der die Bilder der Künstlerin entstehen. „Im Winter war es früher trotz Heizung oft zu kalt zum Arbeiten, aber heutzutage ist das durch den Klimawandel kaum mehr ein Thema“, sagt Reska. Dafür wird es im Sommer manchmal warm unterm Dach, weshalb sie eine Klimaanlage installiert hat. Im Juli und August vermietet sie ihr Atelier, da sie diese Zeit mit ihrem Partner, dem Künstler Dieter Kleinpeter, in ihrem Holzhaus in Seekirchen am Wallersee verbringt. Dort entstehen kleinere Arbeiten auf dem Boden, weil nicht so viel Platz ist.
Reska, 1970 in Salzburg geboren, hat an der Akademie der bildenden Künste bei Arnulf Rainer Malerei und bei Gunter Damisch Grafik studiert. Bereits mit 16 Jahren erhielt sie ihr erstes Stipendium für die Salzburger Sommerakademie. Gleich nach der Matura im musisch-bildnerischen Gymnasium in ihrer Heimatstadt bewarb sich Reska am Schillerplatz und wurde in der Meisterklasse von Österreichs Kunst-Superstar Arnulf Rainer aufgenommen. „Ich erinnere mich, dass wir Studenten damals viel Platz an der Akademie hatten“, sagt die Malerin, die schon immer gerne großformatig gearbeitet hat. In ihrem heutigen Atelier ist bei 230 × 180 cm Schluss, da sonst die Bilder nicht mehr über die Treppe transportiert werden können. Reska bespannt ihre Rahmen selbst mit Leinwand, was ihr viel Freiraum bei der Größe der Werke erlaubt. Ein eindrucksvoller Haufen aus Tuben mit Ölfarben türmt sich auf einem Tisch in der Mitte des Raumes. Früher musste sie nach Venedig fahren, um sich die Farben ihrer Lieblingsmarke Maimeri zu besorgen, da diese nur dort erhältlich waren. Heute gibt es diese speziellen Farbtöne bereits in Wien. Reska verwendet auch auf Papier oft Ölfarben.
Auf ihren Bildern verweben sich organische Formen wie Blätter oder Blumen mit Körpern, Gesichtern und geometrischen Teilen. „Ich male fast immer ohne Vorlage und aus der Fantasie“, erläutert sie: „Oft vegetative Elemente wie Wald und Pflanzen. Ich will aber nicht so genau vorgeben, was man sieht. Es mutiert immer, es können Figuren und Menschen sein. Ich nenne sie die guten und bösen Dämonen.“ Ihre Ausstellung 2022 in Alghero auf Sardinien hieß „buoni e cativi“ („Gutes und Schlechtes“). Im Mai desselben Jahres absolvierte sie einen Arbeitsaufenthalt im sardischen Städtchen Bosa. Die dort entstandenen Bilder, zarte und doch starke Schellacktuschen auf Ingrespapier, auf denen Meeresbewohner wie Oktopusse, Quallen oder Fische, aber auch Pferde zu sehen sind, wurden in der Galeria Cult gezeigt. Tiere kommen im Kosmos der Künstlerin öfter vor. Im Atelier zeigt Reska eine kleinformatige Serie mit Affen, Elefanten und Nashörnern, bei der sie sich ganz an Fotos orientiert hat.
Mischa Reska: „Das Wichtigste ist mir, im Atelier zu sein und meine Ruhe zu finden, um zu malen.“
Katja Uccusic-Indra
Sie arbeitet an mehreren Bildern gleichzeitig und verwendet seit Studienzeiten gerne Komplementärfarben. Nach einem Aufenthalt in Japan entstand eine Werkreihe mit Sumoringern, für die sie viel Lob erhielt und die zu ihrem Markenzeichen wurden. „Das Wichtigste ist mir, im Atelier zu sein und meine Ruhe zu finden, um zu malen. Als Maler ist man heute ein Auslaufmodell und als Frau ist es sicher noch schwieriger.“
Reska erhielt 1993 den Würdigungspreis für Wissenschaft und Forschung, 1998 den Körnerpreis und Stipendien für Aufenthalte in Kalifornien, Paris, Japan und Taiwan. Sie war Assistentin an der Sommerakademie bei Georg Eisler, Gunter Damisch sowie Nancy Spero und Leon Golub. Ihre Werke waren im Traklhaus, in der Blue Lagoon in New York, in der Gjutars Galleria in Tikkurila in Finnland sowie in der Galerie Bleich-Rossi zu sehen. Reskas Arbeiten sind in privaten und öffentlichen Sammlungen zu finden. Ihre Ölbilder in Größe 100 × 130 cm sind ab 2.000 Euro zu haben. „Wenn eine junge Lehrerin etwas kaufen möchte, lasse ich mit mir verhandeln. Wenn der Haselsteiner kommt, geht der Preis nach oben.“
Buoni e cativi. Ausstellung 2022 auf Sardinien
Katja Uccusic-Indra