06.02.2019 | originalarbeit
Eine retrospektive Studie über den Einfluss einer Notfallinformation auf den Sterbeort von Palliativpatienten
Erschienen in: Wiener Medizinische Wochenschrift | Ausgabe 15-16/2019
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In der Palliativmedizin ist eine vorherschauende Planung wichtig, auch um sinnvolle und vom Patienten und seinen Angehörigen gewünschte Entscheidungen über den Transfer in Krisensituationen sowie ein mögliches Versterben zu Hause zu treffen.
In der vorliegenden Arbeit wurde die Wirkung einer neu implementierten Notfallinformation auf den Sterbeort untersucht. Diese Notfallinformation ermöglichte vorab einen Wunsch hinsichtlich des Transfers in einer Krisensituation festzuhalten und dem Notfallsystem mitzuteilen.
Insgesamt wurden 858 vom mobilen Palliativteam Hartberg/Weiz/Vorau im Zeitraum 2010 bis 2015 betreute Palliativpatienten in die Studie eingeschlossen. Die Interventionsgruppe, für die eine Notfallinformation errichtet wurde, umfasste 38 Patienten. Die Datenauswertung erfolgte retrospektiv, pseudoanonymisiert und extern.
Die 4 wichtigsten Ergebnisse waren:
1) Die Notfallinformation erhöhte die Wahrscheinlichkeit für die Interventionsgruppe zu Hause zu versterben deutlich (Interventionsgruppe: 72,2 %, Kontrollgruppe 1: 53,0 %, Kontrollgruppe 2: 56,6 %).
2) Wesentlich bei dieser Änderung war die Berücksichtigung des Patientenwillens. Die in der Notfallinformation getroffene Entscheidung hinsichtlich des Transports korrelierte hoch signifikant (p = 0,01) mit dem tatsächlichen Sterbeort.
3) Die Notfallinformation war ein sinnvolles Steuerungsinstrument für die Auslastung von Spezialeinrichtungen, da innerhalb der Interventionsgruppe junge Patienten (mit eher großer Symptomenlast) häufiger in einer Spezialeinrichtung (=Palliativstation) und alte (eher geriatrische) Patienten in einem allgemeinen Krankenhaus verstarben.
4) Es ließ sich kein signifikanter Zusammenhang zwischen der Betreuungsdauer und der Wahrscheinlichkeit, dass eine Notfallinformation verfasst wurde, nachweisen (p = 0,63). Allerdings bestand eine hohe Signifikanz zwischen der Anzahl der Hausbesuche und der Wahrscheinlichkeit, dass eine Notfallinformation errichtet wurde (p = 0,02).
Bei insgesamt kleiner Interventionsgruppe, die auf ein einziges Palliativteam begrenzt war, könnten sich aus weiteren Studien konkrete Handlungsanweisungen für die Arbeitsweise von mobilen Palliativteams hinsichtlich Umfang, Dauer und Frequenz von Hausbesuchen ergeben. So könnte der Begriff der „Betreuungskontinuität“ in den Leitlinien konkretisiert werden. Die vorliegende Studie selbst erbrachte Hinweise, dass häufigere (und kurze) Hausbesuche besser geeignet waren, um den Patientenwunsch hinsichtlich seines Sterbeorts umzusetzen, als längere aber seltene Patientenkontakte.
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