Peter Lehner, Vorsitzender der Konferenz der Sozialversicherungsträger
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Papier ist geduldig und teuer, der Umstieg auf das E-Rezept hat auch von daher Charme. Das neue Fernrezept ist aber auch ein Modernisierungsschritt, von dem man sich mehr Transparenz und eine Entlastung von der Verwaltungsarbeit erhofft.
„Mit der Einführung des E-Rezepts wird das Papierrezept ersetzt und der gesamte Rezeptprozess, von der Ausstellung über das Einlösen bis zur Abrechnung, digitalisiert“, sagt Peter Lehner, Vorsitzender der Konferenz der Sozialversicherungsträger. Das E-Rezept wurde im vergangenen Sommer in Kärnten erprobt und seitdem nach und nach in ganz Österreich eingesetzt. Lehner dazu: „Im ersten Halbjahr 2022 wurden bereits 7,7 Millionen E-Rezepte ausgestellt, 82 Prozent der Ordinationen und 93 Prozent der Apotheken nutzen bereits das E-Rezept.“ Das E-Rezept schlägt mit 2,4 Millionen Euro Entwicklungskosten in der Sozialversicherung und 4 Millionen Euro für Implementierung und Support für die Systempartner zu Buche.
Das neue Prozedere im Vordergrund
Lehner erklärt Grundsätzliches: „Das Kassenrezept wird nicht mehr auf Papier ausgestellt, sondern das E-Rezept wird im E-Card-System gespeichert. Die Information liegt elektronisch vor. In der Apotheke kann ein bestimmtes E-Rezept mit einem QR-Code via App auf dem Smartphone oder mittels 12-stelliger alphanumerischer E-Rezept-ID – REZ-ID – eingelöst werden. Der Scan eines Ausdrucks ist ebenso möglich. Mit dem Stecken der E-Card können in der Apotheke alle offenen E-Rezepte des Versicherten abgerufen werden. Die Abholung von Medikamenten durch Dritte ist möglich: Der QR-Code bzw. die E-Rezept-ID kann via Smartphone oder als Ausdruck weitergegeben werden.“
Das Abrufen des E-Rezepts auf dem Smartphone funktioniert per App, und zwar für BVAEB, ÖGK, SVSGo oder MeineSV. Der Login erfolgt mit Handy-Signatur oder ID-Austria. Über den Menüpunkt „E-Rezept“ ist das Rezept abrufbar. Hier werden alle E-Rezepte der Versicherten und aller Mitversicherten unter 14 Jahren angezeigt. Nach der Abholung erfolgen elektronisch die Erfassung der Abgabe und die Abrechnung zwischen der Apotheke und dem Sozialversicherungsträger. Wichtiger Zusatz: Für Menschen, die mit digitalen Tools nur schwer zurechtkommen, besteht nach wie vor die Möglichkeit, dass der Arzt das Rezept ausdruckt.
Die Vorzüge im Mittelpunkt
In Österreich werden jährlich rund 60 Millionen Rezepte und 110 Millionen kassenfinanzierte Verordnungen ausgestellt und abgerechnet. Die Sicherheit ist gewährleistet, weil das E-Rezept innerhalb des geschlossenen Gesundheitsinformationsnetzes gespeichert ist.
„Das E-Rezept hat klare Vorteile für alle. Es gibt mehr Transparenz dank der leichteren Überprüfbarkeit, eine deutliche Reduktion des Verwaltungsaufwands und eine hohe Fälschungssicherheit sowie Schutz vor Betrug, denn jedes Rezept kann nur einmal eingelöst werden“, erläutert Lehner. „Für die Versicherten heißt das: Keine Zettelwirtschaft, und nichts kann mehr verloren gehen, unterschiedliche Möglichkeiten, ein Rezept einzulösen oder einlösen zu lassen, eine Übersicht über alle E-Rezepte und die tagesaktuelle Ermittlung der bezahlten Rezeptgebühren. Für Ärzte reduziert sich der Verwaltungsaufwand. Die Arztunterschrift auf dem Rezept wird durch eine elektronische Signatur ersetzt, und es besteht die Möglichkeit der kontaktlosen Verschreibung. Für Apotheken bedeutet das E-Rezept eine Erleichterung bei der Abrechnung, Wegfall der Archivierung der Papierrezepte und einen geringeren Beratungsaufwand zur Rezeptgebührenbefreiung.“
Die digitale Strategie dahinter
Lehner über die Digitalisierungsstrategie der SV: „2005 erfolgte hierzulande die Einführung der E-Card, 2015 wurde ELGA gestartet. Damit war Österreich eines der ersten Länder in Europa mit einer elektronischen Gesundheitsakte. 2020 wurde mit der ersten Corona-Impfung der E-Impfpass bundesweit eingeführt, der eine lückenlose Erfassung aller Corona-Impfungen ermöglicht. Jetzt gehen wir mit dem E-Rezept den nächsten Schritt.“ Aktuell werde an der Weiterentwicklung dieses Projekts gearbeitet: „Wir möchten als Service für unsere Versicherten Privatrezepte in das E-Rezept-System einbinden und künftig grenzüberschreitende Rezepte innerhalb der EU ermöglichen.“
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