01.06.2016 | Schmerz
Existiert ein analgetischer Placebo-Effekt?
Erschienen in: rheuma plus | Ausgabe 2/2016
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Placebo- oder besser Wirkerwartungseffekte treten bei allen ärztlichen und pflegerischen Handlungen auf. Der analgetische Placeboeffekt ist seit über 30 Jahren Gegenstand vielfältiger Forschungsbemühungen. Ausgehend von den Studien von Levine, in denen das endogene Opiatsystem als wesentlicher Mediator der Placeboanalgesie identifiziert wurde, führte die Turiner Arbeitsgruppe um Benedetti vielfältige Untersuchungen zu den klinischen Effekten durch verschiedene Instruktionen durch. Inzwischen konnte auch bildgebend belegt werden, welche Teile des zentralen schmerzverarbeitenden Systems bei Placebointerventionen aktiviert werden. Die wesentlichen klinischen Wirkfaktoren sind die Inhalte der Instruktion, damit verbundene Suggestionen sowie insbesondere die durch die jeweilige Intervention entstehende Stressreduktion. Damit zeigt sich auch die besondere Bedeutung der Qualität einer guten und vertrauensvollen Arzt-Patient-Beziehung für die Wirkerwartung. Andererseits gibt es den Zusammenhang: Je invasiver eine Intervention, desto höher die Placeboeffekte. Chirurgische Interventionen sind wirksamer als Spritzen, diese wiederum wirksamer als orale Medikation. Bei Medikamenten ist sogar die Farbe und die mögliche Teilbarkeit einer Tablette von Bedeutung. Wirkerwartungseffekte können auch konditioniert werden und sind dann über längere Zeit außergewöhnlich konstant. Für die klinische Arbeit mit Schmerzpatienten sind aber auch Noceboeffekte, also negative schädigende Wirkeffekte, zu beachten, da diese in vielfältiger Form auftreten können. Für die Praxis gilt also: Placeboeffekte nutzen, Noceboeffekte identifizieren und vermeiden.
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