Das Beispiel der Fehlleistung einer Patientin zu Beginn einer verhaltenstherapeutischen Sitzung wird zum Ausgangspunkt einer Einzelfallstudie genommen. Mit den Mitteln der Konversationsanalyse wird gezeigt, welche Chancen in der Wahrnehmung einer Fehlleistung liegen bzw. umgekehrt, welche verspielt werden. Die ganz restliche Sitzung ist vom Thema der Fehlleistung bestimmt, sie organisiert die Beziehung, das Verständnis des Rahmens und der wechselseitigen Rollen. Die Differenz zwischen dem Persönlichen und der Rolle wird verschoben. Empathie als therapeutische Basiskompetenz muss eine theoretische Stütze haben, sollen Phänomene wie Fehlleistungen nicht ignoriert bleiben. Das Ergebnis dieser Studie an genauen Transkriptionen ist, dass Empathie sich in Konversationen realisieren und bewähren kann, wenn deren Details feinkörnig genug wahrgenommen werden. Empathie ist keine individuelle Kompetenz, sondern realisiert sich in subtilen Kooperationen – oder aber nicht in deren Verweigerung.