23.11.2022 | originalarbeit
Forensische Kinder- und Jugendpsychiatrie: Versorgungssituation in Österreich
Erschienen in: neuropsychiatrie | Ausgabe 1/2023
Einloggen, um Zugang zu erhaltenZusammenfassung
In Österreich herrscht ein eklatanter Mangel an eingetragenen Sachverständigen aus dem Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Zu deren Aufgaben gehört die Begutachtung Jugendlicher in verschiedenen rechtlichen Fragestellungen, aber auch im Bereich der Behandlung und Versorgung psychisch kranker Straftäter in Haft findet sich ein deutlicher Mangel an Kinder- und Jugendpsychiatern. Dieser Mangel führt dazu, dass in der Praxis kinderpsychiatrische Fragestellungen oft von Psycholog:innen oder Erwachsenenpsychiatern beantwortet werden.
Gerade in der Gruppe inhaftierter Jugendlicher findet man einen überdurchschnittlich hohen Anteil psychischer Krankheiten. Es ist aber auch bekannt, dass Jugendliche mit – in erster Linie externalisierenden – psychischen Erkrankungen auch ein deutlich erhöhtes Risiko haben, delinquent zu werden. Eine adäquate jugendpsychiatrische Behandlung kann hier auch (Rückfall-) präventiven Effekt haben.
Um einen genauen Bedarf in Österreich zu erheben, fehlen die Zahlen. Diese Zahlen sollten dringend erhoben werden.
Weiters sollte auch die strukturierte Ausbildung im forensischen Bereich für Kinder- und Jugendpsychiater ausgebaut werden und auch eine Plattform zum Austausch und zur Supervision forensisch tätiger Kinderpsychiater wäre wünschenswert. Wenn es gelingt, den Bedarf in diesem Bereich zu decken kann letztendlich das Ziel erreicht werden, dass Kinder und Jugendliche tatsächlich nur von speziell ausgebildeten Kinder- und Jugendpsychiatern begutachtet werden.
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