05.01.2018 | Originalien
Genderinkongruenz, das Gehirn und die Hormone
Erschienen in: Journal für Endokrinologie, Diabetologie und Stoffwechsel | Ausgabe 1/2018
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Personen mit Genderinkongruenz (GI) und „gendernonkonformes“ Verhalten sind in der Öffentlichkeit und in den Medien zunehmend sichtbar. Aktuelle Studien zeigen, dass etwa 0,8 % der Bevölkerung sich selbst als Transgender definiert. Gleichzeitig geben diese Personen an, dass sie unter Genderdysphorie leiden und ernsthaft eine Geschlechtsanpassung in Betracht ziehen.
Über die Gründe für diese explosionsartige Zunahme der Prävalenz wird spekuliert. Einerseits werden gesellschaftliche Faktoren vermutet, wie die zunehmende Akzeptanz von deviantem Verhalten oder die Aufmerksamkeit, die gendernonkonformem Verhalten in den Medien entgegengebracht wird. Andererseits werden die heutigen medizinischen Möglichkeiten für eine erfolgreiche somatische Geschlechtsangleichung genannt.
Unser Verständnis vom Entwicklungsprozess des Gehirns im Allgemeinen und der Genderidentität im Besonderen ist in den letzten Jahrzehnten massiv gewachsen. Sexsteroide beeinflussen die Entwicklung des Gehirns und unser geschlechtsspezifisches Verhalten. Das Konzept von „organisierenden“ und „aktivierenden“ Effekten der Sexsteroide hat sich etabliert und scheint auch für das puberale Gehirn von einer gewissen Bedeutung.
Die Ätiologie einer atypischen zerebralen Entwicklung und der Manifestation einer Genderinkongruenz sind weit weniger klar. Viele Studien zeigen inkonsistente und widersprüchliche Daten. Eine eindeutige Assoziation einer genetischen, neuroanatomischen oder endokrinologischen Abweichung mit Genderinkongruenz oder Genderdysphorie wurde bis heute nicht gefunden. Es wird die aktuelle Literatur mit Schwerpunkt Neuroimaging Studies bei Transgenderpersonen beleuchtet.
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