02.03.2022 | Forschung
Genetik der Lungenfibrose
Erschienen in: Wiener klinisches Magazin | Ausgabe 2/2022
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Nach heutigem Verständnis können sowohl genetische Faktoren wie auch Umweltfaktoren zur Entstehung einer idiopathischen pulmonalen Fibrose (IPF) und anderer idiopathischer interstitieller Pneumonien beitragen. Familiäre Formen machen bis zu 20 % aller idiopathischen interstitiellen Pneumonien aus. In diesen Familien konnten verschiedene Genvarianten nachgewiesen werden, die sich teilweise auch bei sporadischer IPF finden. Diese Genvarianten betreffen v. a. die Funktion der Telomere bzw. des Telomerasekomplexes und das pulmonale Surfactantsystem. Darüber hinaus wurde eine Genvariante im Mucin 5B-Promotor und deren Assoziation mit familiärer und sporadischer Lungenfibrose detektiert. Schließlich wurden Varianten weiterer Gene identifiziert, die mit der Entstehung einer Lungenfibrose assoziiert sind und die einen Bezug haben zur Inflammation, Immunantwort/Wirtsabwehr, DNA(Desoxyribonukleinsäure)-Reparaturprozessen, Zelladhäsion, Fibroblastenbiologie oder Epithelzellfunktion. Die wichtigsten Genvarianten bei familiären und sporadischen idiopathischen interstitiellen Pneumonien werden in diesem Beitrag vorgestellt. Innovative Methoden wie Gesamtexomsequenzierung oder Gesamtgenomsequenzierung in Kombination mit bioinformatischen Analysen werden in Zukunft dazu beitragen, genetische Signaturen und individuelle genetische Hintergründe bei Lungenfibrosepatienten zu erkennen. Dies ist die Voraussetzung für eine Stratifizierung von Lungenfibrosepatienten in verschiedene molekulare Endotypen, d. h. Subgruppen mit individuellem genetischem Hintergrund und spezifischen pathobiologischen, molekularen und umweltbedingten Merkmalen, und somit für die zukünftige Realisierung personalisierter Medizin bei dieser Patientengruppe.
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