01.02.2020 | Editorial
Grenzenlos, rücksichtslos und sinnlos
Wenn Streben zur Gier wird
Erschienen in: Wiener klinisches Magazin | Ausgabe 1/2020
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Immer noch mehr zu wollen, ist in unseren westlichen Gesellschaften zu einem menschlichen Charakteristikum geworden. Das ist an sich nichts Schlechtes. Wenn dieses Streben allerdings ohne Rücksicht auf Verluste und zum anhaltenden Nachteil anderer verfolgt wird, wenn keine Grenzen oder eine gewisse Sättigung mehr wahrgenommen wird, wird die Sache bedenklich bis gefährlich. Nicht umsonst zählt die Gier zu einer der sieben Todsünden, wie sie die Bibel als Gegensätze der sieben Tugenden nennt, wobei hier die Gier als Habsucht spezifiziert wird. Mit diesem Begriff der „Sucht“ wird sehr anschaulich das übermäßige, grenzenlose und letztlich auch sinnlose Verlangen verdeutlicht, von dem sich der Betroffene selbst nur schlecht befreien kann. Und er richtet damit Schaden an, materiell ebenso wie sozial und emotional. …Anzeige