Mikrobiom. Zu den Enterobakterien gehören viele Bakterienstämme, die als schädlich gelten und die Sterblichkeit mitbestimmen.
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Eine Studie ging der Frage nach, ob es im Mikrobiom des Menschen eine taxonomische Signatur gibt, die mit dem Mortalitätsrisiko im Zusammenhang steht.
Die Sammlung von Stuhlproben und die Weiterentwicklungen der Sequenzierungstechnologie hat es ermöglicht, ein standardisiertes und nicht invasives Darmmikrobiom des Menschen zu charakterisieren. Die Zusammensetzung des Mikrobioms mehrerer großer Kohorten wurde im Querschnitt mit verschiedenen Lebensstilfaktoren und Krankheiten in Verbindung gebracht. Trotz dieser Fortschritte blieben prospektive Zusammenhänge zwischen dem Mikrobiom-Profil und der Gesundheit aufgrund des Fehlens ausreichend großer und repräsentativer Populationskohorten mit umfassenden Follow-up-Daten uncharakterisiert.
Die von der Universität Turku sowie dem Finnischen Institut für Gesundheit und Soziales und mit einem internationalen Team erstellte Studie ist die bisher größte populationsbezogene (n = 7.211), in der der Zusammenhang zwischen der Darmmikrobiota des Menschen und seiner Gesundheit bzw. Sterblichkeit untersucht wurde (Salosensaari A, et al. Nat Commun. 2021; doi: 10.1038/ s41467-021-22962-y). Anhand von Stuhlproben aus dem Jahr 2002 wurde die Zusammensetzung der Darmmikrobiota der Probanden analysiert. Den Forschenden standen Folgedaten zur Mortalität bis ins Jahr 2017 zur Verfügung. Die in dieser Studie verwendeten Daten ermöglichten es erstmals, die langfristigen gesundheitlichen Auswirkungen der Darmmikrobiota auf Bevölkerungsebene über 15 Jahre zu untersuchen. Durch das Einbeziehen der Zusammensetzung der Darmmikrobiota konnte die Sterblichkeit besser vorhergesagt werden, als bei alleiniger Berücksichtigung relevanter Risikofaktoren wie Rauchen und Fettleibigkeit.
Mittels eines maschinellen Lernalgorithmus, der die Daten auf mikrobielle Arten untersuchte, die nach der Probenahme einen signifikanten Zusammenhang mit der Sterblichkeit der Probanden hatten, konnten die Bakterien – Enterobacteriaceae – ermittelt werden, die eine kürzere Lebensdauer vorhersagen. Zu den Enterobakterien etwa gehören viele Bakterienstämme, die als schädlich gelten und die Sterblichkeit mitbestimmen könnten.
Fazit: Die Ergebnisse erweitern frühere Querschnittsstudien und ermöglichen, die Zusammenhänge zwischen der Zusammensetzung des menschlichen Darmmikrobioms und langfristigen gesundheitlichen Folgen sowie dem allgemeinen Gesundheitszustand aufzudecken.
Prof. Dr. Marie-Christine Simon ist am Institut für Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaften, Ernährung und Mikrobiota, Rheinische Friedrich Wilhelms Universität Bonn, tätig.
Der ungekürzte Originalartikel ist erschienen in „ Info Diabetologie Ausgabe 6/2021“
DOI https://doi.org/10.1007/s15034-021-3769-y, © Springer Verlag