Mit dem menopausalen Versiegen der Ovarfunktion entfällt durch die niedrigen 17β-Östradiol-Konzentrationen das negative Feedback auf die Hypophyse, welche reaktiv vermehrt follikelstimulierendes Hormon (FSH; > 25 IU/l; [
21]) und luteinisierendes Hormon (LH) sekretiert. Niedrigere 17β-Östradiol-Konzentrationen wiederum sind assoziiert mit einer lokal erhöhten Entzündungsaktivität im Lungenparenchym [
22]. Weiter besteht ein umgekehrter Zusammenhang zwischen den Entzündungsmarkern CRP, IL‑6 und den abnehmenden Lungenfunktionsparametern wie beispielsweise der forcierten Vitalkapazität und dem FEV
1 [
23]. Eine Querschnittstudie bei insgesamt 1120 Frauen verglich die Lungenfunktion von prämenopausal noch menstruierenden Frauen mit derjenigen von bereits menopausalen amenorrhoischen Frauen (mindestens 6 Monate Amenorrhö). Die amenorrhoischen Frauen (
n = 432, 34 %) hatten signifikant niedrigere FEV
1-Werte (−120 ml; 95 %-CI −177 bis −63), niedrigere Werte der forcierten Vitalkapazität (−115 ml; 95 %-CI −181 bis −250) und mehr Atemwegssymptome (OR: 1,82; CI 1,27–2,61) als diejenigen, die noch regelmässig menstruierten [
24]. Diese Assoziation der Menopause mit vermindertem FEV
1, niedrigerer FVC und erhöhter Anfälligkeit für Atemwegsinfektionen war bei schlanken Frauen (BMI < 23 kg/m
2) stärker ausgeprägt (z. B. Atemwegssymptome OR 4,07; CI 1,88–8,8,
p = 0,04) als bei Frauen mit einem BMI > 23 kg/m
2. Zusammenfassend begünstigt der menopausale Wegfall der weiblichen Geschlechtshormone eine erhöhte lokale Entzündungsaktivität im Lungenparenchym und auch einen rascheren Abfall der FVC und des FEV
1. Letztere Entwicklung wird neben der erhöhten Entzündungsaktivität im Lungenparenchym auch den bereits geschilderten mechanischen Veränderungen zugeschrieben (Abnahme der inspiratorischen Compliance des knöchernen Thorax mit Höhenminderung der Brustwirbel; [
25]). Eine kürzliche Untersuchung bei einer Population aus 2406 Schwedinnen und Däninnen zeigte, dass ein Körpergrössenverlust von > 1 cm innerhalb von 10 bis 13 Jahren mit einer erhöhten Sterblichkeit korreliert (HR 1,21; 95 %-CI 1,09–1,35; [
26]). Eine kürzliche Arbeit von Campbell et al. verwies auf die akzentuierte Lungenfunktionsabnahme mit einer beschleunigten Abnahme der FVC und des FEV
1 bei früher Menopause (vor dem 45. Lebensjahr; [
27]). Trotz dieser vielversprechenden Einzelresultate ist der Einfluss der menopausalen Hormontherapie auf die Lunge aus wissenschaftlicher Perspektive noch nicht vollumfänglich geklärt.