ctDNA-Test erkennt frühe Hochrisiko-Lungenkarzinome

Lässt sich bei einem frühen Adenokarzinom der Lunge vor der Op. im Blut zirkulierende Tumor-DNA nachweisen, ist die Prognose besonders ungünstig: Je höher die Werte, umso höher das Sterberisiko. Ein neuer Test kann die DNA bei über der Hälfte im Stadium I detektieren. salomonus_ / stock.adobe.com (Symbolbild mit Fotomodell) × Der Nachweis von zirkulierender Tumor-DNA (ctDNA) im Blut geht bei vielen Krebserkrankungen mit einer schlechten Prognose einher. Liegt ein Tumor im frühen Stadium vor, könnte die ctDNA-Detektion darauf deuten, dass die Betroffenen eine besonders intensive Behandlung benötigen. Und nach einer Tumorresektion ließe sich über den ctDNA-Nachweis eine adjuvante Therapie steuern, auch könnte man Rezidive früher als bislang erfassen. Die Crux bei dem Verfahren: Es ist noch zu ungenau. So lässt sich gerade bei Menschen mit Tumoren im frühen Stadium meist keine ctDNA im Blut nachweisen. Ein Team um Dr. James Black vom Krebszentrum des University College London hat nun einen neuen, ultrasensitiven ctDNA-Nachweis bei Menschen mit einem Adenokarzinom der Lunge im Stadium I geprüft. Dieser Test könnte Menschen mit einem hohen Progressrisiko präoperativ besser von solchen mit einem geringen unterscheiden. Wurden bisherige ctDNA-Verfahren gerade einmal bei jedem Siebten mit einem solchen Tumor fündig, gelingt mit dem neuen Verfahren der Nachweis bereits bei jedem Zweiten. 57% im Stadium I positiv Die spezifische Detektion geringer Mengen von ctDNA ist alles andere als einfach. Zum einen liegen die ctDNA-Konzentrationen im Plasma von Menschen mit frühen Tumorstadien oft unter 100 ppm. Zudem kann die Sensitivität des ctDNA-Tests durch eine variable Produktion zellfreier DNA (cfDNA) über nichtmaligne Zellen und Sequenzierfehler beeinträchtigt werden. Eine brauchbare ctDNA-Detektionsplattform müsse daher nicht nur hochspezifisch sein, sondern auch mit sehr geringen Mengen an DNA valide Ergebnisse liefern, so Black und Mitarbeitende. Die Forschenden haben anhand von Proben aus der prospektiven britischen Lungenkrebsstudie TRACERx geschaut, ob die neu entwickelte Analyseplattform NeXt Personal des Unternehmens Personalis diesen Anforderungen genügt. Sie verspricht ein besonders günstiges Signal-Rausch-Verhältnis und eine Nachweisgrenze von Tumor-DNA nahe 1 ppm. Das Team um Black analysierte präoperativ entnommene Plasmaproben von 171 Menschen mit einem bekannten NSCLC. Davon hatten 94 ein Adenokarzinom der Lunge, die übrigen 77 eine andere NSCLC-Variante. Rund ein Drittel war jeweils an Tumoren im Stadium I, II und III erkrankt. Bei allen Personen wurden Tumorproben entnommen, die DNA sequenziert und mit der DNA aus Plasmaproben verglichen – unter Berücksichtigung von im Median 1800 patientenspezifischen somatischen DNA-Varianten mit hohem Signal-Rausch-Verhältnis. Dies führte zu einer mittleren Nachweisgrenze von 1,33 ppm. Diese variierte bei den einzelnen Patientinnen und Patienten zwischen 0,85 und 4,55 ppm. Insgesamt gelang mit dem Test ein Nachweis von ctDNA bei 81% aller Personen mit Adenokarzinomen. Unter denen mit einem pTNM-Stadium I zeigten 57% einen positiven Befund, mit Stadium II waren es 79% und im Stadium III 100%. Von den Personen mit anderen NSCLC waren alle positiv – unabhängig vom Stadium. Bis zu 20-fach erhöhtes Sterberisiko Für Black und Mitarbeitende ist entscheidend, dass der Test bei mehr als der Hälfte der Personen mit Adenokarzinomen im Stadium I ctDNA nachweisen konnte – denn ein Abgleich mit den TRACERx-Daten wies bei solchen Personen auf ein erhebliches Sterberisiko: So lebten nach fünf Jahren noch alle 18 Krebskranken ohne ctDNA-Nachweis. Dagegen waren ein Drittel mit geringen ctDNA-Mengen (unter dem Median) und rund die Hälfte mit hohen Konzentrationen (über dem Median) nach fünf Jahren verstorben. Mit hoher ctDNA-Konzentration war das Sterberisiko rund 20-fach, mit geringen Werten zehnfach höher als ohne ctDNA-Nachweis. Der ctDNA-Wert war damit für das Sterberisiko relevanter als alle anderen prognostischen Faktoren. Menschen mit Lungenadenokarzinomen im Stadium I und positivem ctDNA-Test sollten in jedem Fall nach der Op. eine adjuvante Therapie erhalten, bei denen ohne ctDNA-Nachweis sei möglicherweise eine Deeskalation zu erwägen, so die Forschenden. Inzwischen entwickeln auch einige andere Unternehmen ultrasensitive ctDNA-Tests. Sollten sich solche Tests in der Praxis etablieren, ließe sich die onkologische Therapie von Lungenkrebskranken weiter personalisieren. Eine Einschränkung ist jedoch die geringe Zahl von Personen mit einem Lungenadenokarzinom im Stadium I, bei denen der Test geprüft wurde. Originalstudie: Black JRM et al.: Ultrasensitive ctDNA detection for preoperative disease stratification in early-stage lung adenocarcinoma. Nat Med 2025; https://doi.org/10.1038/s41591-024-03216-y Quelle: springermedizin.de

Springer Medizin Österreich

ctDNA-Test erkennt frühe Hochrisiko-Lungenkarzinome

Weiterführende Themen

Springer Medizin Österreich

Bitte loggen Sie sich ein, um Zugang zu diesem Inhalt zu erhalten

Weiterführende Themen