01.09.2015 | Leitthema
Österreichische Kinderonkologie
Konzentration und Vernetzung auf freiwilliger Basis
Erschienen in: Pädiatrie & Pädologie | Sonderheft 2/2015
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Die Behandlungserfolge bei Kindern und Jugendlichen mit Krebserkrankungen gehören zu den größten Erfolgen der Medizin der letzten Jahrzehnte. Beispielhaft stellt sich der Fortschritt bei der häufigsten Erkrankung, der akuten lymphoblastischen Leukämie (ALL) dar. Seit den 50er-Jahren des 20. Jahrhunderts führte eine sukzessive Weiterentwicklung der medikamentösen Behandlung zu einer Heilungsrate von 90 %. Es war zunächst der Beweis der Wirksamkeit der medikamentösen, potenziell stark beeinträchtigenden Therapie zu erbringen. Die Seltenheit der Erkrankungen und die Notwendigkeit, in wissenschaftlicher Weise Wirksamkeit und Behandlungsrisiken zu erfassen, waren Grundlagen für multizentrische kooperative Therapiestudien. Parallel dazu ermöglichte die Laborforschung eine zunehmende Verfeinerung der Diagnostik und lieferte wesentliche Erkenntnisse in der Krebsforschung. Klinische Studien, die in wissenschaftlicher Weise prospektiv geplant, multizentrisch durchgeführt und exakt dokumentiert wurden, belegten die Wertigkeit zunehmend komplexer einheitlicher Therapieschemata. In Österreich stellte der Zusammenschluss von 3 Zentren in die Krepler-Mutz-Kurz(KMK)-Studien den Beginn dar. Anfang der 80er-Jahre führte Helmut Gadner das in der Behandlung der ALL erfolgreiche Berlin-Frankfurt-Münster(BFM)-Schema in Österreich ein. Schließlich wurden für alle häufigen Krebsdiagnosen diagnosespezifische Therapieprotokolle generiert. Die österreichweiten Zusammenschlüsse hatten hohen informellen Charakter, waren äußerst effizient und führten zu Spitzenergebnissen in Bezug auf die Heilbarkeit im europäischen Vergleich. Gefährdet ist dieser Erfolg durch eine zunehmende Verrechtlichung der Studienlandschaft und durch einen zunehmenden ökonomischen Druck, dem Spitäler ausgesetzt sind. Die herausragenden Erfolge der pädiatrischen Onkologie in Österreich sind der engen Kooperation zwischen hervorragend funktionierenden Spitalseinheiten und dem Ineinandergreifen von Patientenversorgung und Wissenschaft zu verdanken.
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