Allogene Stammzelltransplantation ist auch bei älteren Patienten mit myelodysplastischem Syndrom effektiv

Bei Patienten mit myelodysplastischen Syndromen (MDS) im Alter von 50 bis 75 Jahren verdoppelte die allogene hämatopoetische Stammzelltransplantation (HCT) in der Study 1102 des Blood and Marrow Transplant Clinical Trials Network die Überlebensrate im Vergleich zu hypomethylierender Therapie oder Best Supportive Care. Die allogene hämatopoetische Stammzelltransplantation (HCT) ist bei jüngeren Patienten mit myelodysplastischem Syndrom (MDS) weit verbreitet und gilt als die kurative Therapie für MDS. Während die Transplantationsergebnisse bei ausgewählten älteren Patienten mit MDS denen bei jüngeren MDS-Patienten ähnlich sind, wird eine generelle frühe Transplantation für ältere Patienten selten angeboten, da die relativen Vorteile der HCT gegenüber der Nicht-HCT-Therapie in dieser Patientengruppe noch nicht genau bekannt sind. Die am ASH 2020 präsentierte multizentrische Studie bei älteren Personen mit Hochrisiko-MDS hat den Nutzen von HCT gegenüber einer Nicht-HCT-Therapie ermittelt. In die offene Studie wurden 384 Patienten mit de novo MDS (IPSS Intermediate-2 [Int-2] oder High) im Alter von 50 bis 75 Jahre eingeschlossen (das mediane Alter lag bei 67 Jahren). Für 260 Patienten konnte ein Spender gefunden werden und sie unterzogen sich innerhalb von 90 Tagen einer allogenen Stammzelltransplantation. 124 Patienten, für die kein Spender gefunden wurde, erhielten eine Standardtherapie. Die Zuordnung zum Spender- oder Nicht-Spender-Arm basierte auf der HLA-Typisierung berechtigter Familienmitglieder bzw. einer Suche in den Spenderregistern. Die Probanden wurden anfänglich dem Arm ohne Spender zugewiesen und dem Arm mit Spenders zugewiesen, sobald ein geeigneter Spender identifiziert wurde. Probanden, deren 90-tägige Spendersuche endete, ohne einen geeigneten Spender zu identifizieren, blieben im Arm ohne Spender. In der Primäranalyse wurde das dreijährige Gesamtüberleben (OS) zwischen den Armen anhand angepasster Überlebensschätzungen verglichen, um die potenzielle Verzerrung zu berücksichtigen, die sich aus der biologischen Zuordnung ergibt. Die Studienarme waren hinsichtlich Alter, Geschlecht, KPS, IPSS-Risiko, MDS-Krankheitsdauer und Ansprechen auf eine hypomethylierende Therapie ausgewogen. Die mediane Nachbeobachtungszeit für überlebende Patienten betrug 34,2 Monate (Bereich: 2,3–38 Monate) im Spenderarm und 26,9 Monate (Bereich: 2,4–37). Ergebnisse In einer Intent-to-Treat-Analyse (ITT-Analyse) betrug das angepasste Gesamtüberleben drei Jahre nach Studieneinschluss im Spenderarm 47,9% (95% CI: 41,3%-54,1%) im Vergleich zu 26,6% (95% CI: 18,4% -35,6) %) im Arm ohne Spender (p = 0,0001; absolute Differenz 21,3%, 95% CI: 10,2% -31,8%). Die Überlegenheit der Stammzelltransplantation fand sich in allen Subgruppen. Das Überleben ohne Leukämie (LFS) nach drei Jahren war im Spenderarm mit 35,8% (95% CI: 29,8% -41,8%) höher als mit 20,6% im Arm ohne Spender (95% CI: 13,3%-29,1%) (p=0,003), Es gab zu keinem Zeitpunkt der Studie signifikante Unterschiede in der Lebensqualität zwischen Spender- und Nicht-Spender-Armen, gemessen anhand des FACT-G, des MOS-SF36-Scores und des EQ-5D-Utility-Scores. Fazit Diese Studie liefert erstmals den Nachweis, dass eine allogene Stammzelltransplantation auch für ältere Patienten mit Int-2 und hohem IPSS-Risiko bei de novo MDS, die RIC-HCT-Kandidaten sind und einen HLA-passenden Spender haben, im Vergleich zu Patienten ohne Spender einen Benefit bringt bzw. die Prognose verbessern kann. Diese Daten könnten nach Einschätzung der Studienautoren dazu beitragen, dass künftig ältere Patienten früher an ein Transplantationszentrum überwiesen werden und ihnen – sofern ein passender Spender identifiziert werden kann – eher eine allogene Stammzelltransplantation angeboten wird. Quelle: Cutler C et al.: A Multi-Center Biologic Assignment Trial Comparing Reduced Intensity Allogeneic Hematopoietic Cell Transplantation to Hypomethylating Therapy or Best Supportive Care in Patients Aged 50-75 with Advanced Myelodysplastic Syndrome: Blood and Marrow Transplant Clinical Trials Network Study 1102. ASH 2020, Abstr. #75

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