Hämatologische Malignitäten: Tranexamsäure verhindert Blutungen bei schwerer Thrombozytopenie nicht

Die antifibrinolytisch wirkende Tranexamsäure verhinderte in der A-TREAT-Studie bei prophylaktischer Gabe Blutungen bei Patienten mit schwerer Thrombozytopenie, die sich einer Chemotherapie oder Stammzell-Transplantation wegen eines hämatologischen Tumors unterziehen mussten, nicht. Trotz einer optimalen prophylaktischen Thrombozyten-Transfusionstherapie bei schwerer Thrombozytopenie treten bei 43–70% der Patienten, die wegen hämatologischer Malignitäten behandelt werden, weiterhin Blutungen WHO Grad 2 oder höher auf. Im American Trial Using Tranexamic Acid (TXA) in Thrombocytopenia (A-TREAT) wurden die Effekte einer prophylaktischen Gabe von Tranexamsäure als Ergänzung zur routinemäßigen Transfusionstherapie untersucht. In dieser multizentrischen, doppelblinden, placebokontrollierten, randomisierten Phase-III-Studie erhielten 327 Patienten aus drei US-amerikanischen Zentren, die sich einer Behandlung ihres Blutkrebserkrankung unterzogen, randomisiert prophylaktisch Tranexamsäure (1.000mg i.v. oder 1.300mg oral) versus Placebo alle acht Stunden. Der primäre Endpunkt war der Anteil der Patienten mit Blutungen von WHO Grad 2 oder höher 30 Tage nach Verabreichung des Studienmedikaments. Sekundäre Endpunkte waren die Anzahl der Transfusionen und die Zahl der Tage ohne Blutungen des WHO-Grades ≥2 während der ersten 30 Tage nach Gabe von Tranexamsäure. Ergebnisse Es zeigte sich, dass die Häufigkeit von Blutungsereignissen, Erythrozyten- und Thrombozytentransfusionen in den beiden Gruppen während der Behandlungsperiode und über weitere zwei Wochen nicht signifikant unterschiedlich war. Die durchschnittliche Anzahl von Tagen mit Thrombozytopenie oder Blutung war über die Behandlungsarme hinweg ähnlich (9,2 [SD = 6,7] TXA vs. 9,1 [6,2] Placebo). Somit erreichte die Studie ihren primären Endpunkt nicht. Dies ist möglicherweise damit zu erklären, dass Patienten mit niedrigen Thrombozytenwerten und Blutkrebs eine andere Blutungsart aufweisen als Patienten mit Blutungen aufgrund einer Verletzung oder Operation. Diese Blutungen sind vermutlich auf Endothelschäden zurück zu führen, wodurch Tranexamsäure hier keine verbesserte Wirkung gegenüber Placebo zeigt. Ziel müsse die frühzeitige Beseitigung von Endothelschäden sein, die im Zuge von Chemotherapie, Bestrahlung und bei Graft-versus-Host-Disease (GvHD) nach Transplantation auftreten können. Es gab keine Todesfälle in der Studie aufgrund von Blutungen. VOD wurde bei 3 von insgesamt 164 Probanden der Tranexamsäure-Gruppe beobachtet (1,8%) versus 2 von 163 Patienten (1,2%) in der Placebo-Gruppe. Bei den Patienten der Tranexamsäure-Gruppe kam es allerdings signifikant häufiger zu einem Verschluss des zentralen Venenkatheters (19,5% gegenüber 11,0% und 42,1% gegenüber 25,8% für Tranexamsäure bzw. Placebo). Ein rezidivierender Linienverschluss führte bei 4,9% der TXA- und 1,8% der Placebo-Patienten zu einem dauerhaften Absetzen des Arzneimittels. Es wurde jedoch keine Zunahme anderer Arten thrombotischer Ereignisse beobachtet. Quelle: Gernsheimer TB et al.: Effects of Tranexamic Acid Prophylaxis on Bleeding Outcomes in Hematologic Malignancy: The a-TREAT Trial. ASH 2020, Abstr. #2

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