Molekulares Tumorprofil auch bei pädiatrischen Tumoren wegweisend

Für einige solide Tumoren ist es bei erwachsenen Patienten Standard, vor der Therapie ein molekulares Tumorprofil zu erstellen. Dies ist auch für pädiatrische Tumoren sinnvoll, wie sich in einer auf dem ASCO 2021 vorgestellten Studie gezeigt hat. Die Erstellung eines molekularen Tumorprofils mithilfe von Next Generation Sequencing (NGS) habe einen signifikanten Einfluss auf die Diagnose und die Therapieempfehlungen für junge Patienten mit soliden Tumoren, erklärte Alanna J. Church, Boston Children‘s Hospital and Harvard Medical School, Boston, MA/USA, auf der virtuellen Jahrestagung der American Society of Clinical Oncology (ASCO) 2021. Zu diesem Schluss kam die Wissenschaftlerin anhand der Interimsdaten der prospektiven, multizentrischen Kohortenstudie des GAIN(Genomic Assessment Informs Novel Therapy)/iCAT2 Konsortiums. In diese Studie wurden bisher 389 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bis 30 Jahre aufgenommen, die an einem rezidivierten/refraktären soliden Tumor ohne ZNS-Beteiligung mit hohem Progressionsrisiko leiden. Für 345 von ihnen konnte ein molekulares Profil ihres Tumors (MTP) erstellt werden. 65% der soliden Tumoren waren Sarkome. Das primäre Ziel der Studie ist es, zu bestimmen, ob eine auf das molekulare Profil des Tumors abgestimmte gezielte Therapie („matched targeted therapy“, MTT) das Gesamtüberleben der Patienten beeinflusst. Die Daten hierfür waren in der Interimsanalyse allerdings noch nicht reif. Es wurden daher zunächst Patienten mit außerordentlichem Ansprechen auf die MTT bestimmt und die klinische Bedeutung genetischer Alterationen. Sarkome und seltene Tumoren auf genetische Kinase-Fusionen testen Insgesamt fanden die Forscher laut Church bei 299 Tumoren (87%) eine oder mehrere genomische Alterationen mit diagnostischer, prognostischer oder therapeutischer Relevanz. 59% kamen potenziell für eine MTT infrage, aber nur 31 (15%) Patienten konnten eine MTT erhalten, wie die Diskutantin Birgit Goerger, Gustave Roussy Cancer Center, Université Paris-Saclay, Villejuif, Frankreich, ergänzte. Sechs dieser jungen Menschen (23%) hätten ein außergewöhnliches Ansprechen gezeigt, erklärte Church. Sie erreichten demnach ein radiografisches Ansprechen oder eine stabile Erkrankung für mindestens vier Monate. Bei allen sechs Patienten hatte eine Kinasefusion stattgefunden, gegen die gezielt therapiert werden konnte. Insgesamt wären 78% der diagnostisch relevanten genomischen Veränderungen Fusionen gewesen, sagte Church. Sie hält es deshalb für sehr wichtig, Sarkome und seltene Tumoren von jungen Patienten auf genetische Kinase-Fusionen per NGS zu untersuchen. Erst der Beginn der Präzisionsonkologie Auch die Diskutantin Goerger forderte, das MTP in die Diagnose von soliden pädiatrischen Tumoren zu integrieren. Allerdings müssten folglich auch die Standardtherapien modifiziert werden. Die meisten Therapieempfehlungen in der Studie seien WEE1-Inhibitoren basierend auf p53-Mutationen, BET1-Inhibitoren für epigenetische Modulatoren und PARP-Inhibitoren gewesen. Unzweifelhaft würden diese Moleküle oder Signalwege eine wichtige Rolle in der Entstehung von Krebs spielen, es seien aber doch keine einzigartigen Krebstreiber. Der Wunsch, hochspezifische Therapieempfehlungen aussprechen zu können, bleibt nach ihrer Darstellung deshalb bislang eine Illusion. Darüber hinaus wurden in der Studie Inhibitoren von Wachstumsfaktorrezeptoren und von Molekülen der Ras- und mTOR-Signalwege empfohlen, denen bislang noch keine klar definierten prädiktiven Biomarker zugeordnet werden konnten – seltene Fälle ausgenommen, erklärte Goerger. Trotz allem sind die Ergebnisse ihrer Meinung nach grundlegend für weiterführende Studien zur Präzisionsonkologie und MTP werden dabei helfen, Krebstherapien zu verbessern. Das sei erst der Beginn und zukünftig müsste u.a. für die Therapiestratifizierung über das genetische Level hinausgegangen werden, sollte die Krebskomplexität adressiert werden und müssten Kombinationsstrategien geprüft werden, die mehrere Krebskennzeichen angreifen. Referenz: Church AJ et al.: Clinical impact of molecular tumor profiling in pediatric, adolescent, and young adult patients with extra-cranial solid malignancies: An interim report from the GAIN/iCat2 study. J Clin Oncol 2021; 39(suppl 15): Abstr. 10005 Quelle: ASCO Virtual Meeting 2021, Oral Abstract Session Pediatric Oncology I, Abstr. 10005

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