BrECADD bietet sich als Standardtherapie gegen Hodgkin an

Das Therapieschema BrECADD scheint nahe daran zu sein, sich als neuer Standard für die Erstlinie gegen klassisches Hodgkin-Lymphom im fortgeschrittenen Stadium zu etablieren. In der Studie HD21 zeigte es sich dem gängigen eBEACOPP überlegen. FatCamera / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodellen) × Intensivierte systemische Polychemotherapie wie etwa jene gemäß dem von der German Hodgkin Study Group entwickelten eskalierten BEACOPP-Schema bietet die besten Chancen in der Therapie des fortgeschrittenen klassischen Hodgkin-Lymphoms. Der Preis für die Patienten ist mit schweren, potenziell lebenslänglich anhaltenden Toxizitäten allerdings hoch. Auf der Suche nach verträglicheren, aber nicht weniger wirksamen Alternativen hat sich das Schema BrECADD bereits in einer Phase-II-Studie als vielversprechend erwiesen. Zum Schema gehört Brentuximab-Vedotin, ein zytostatisch bewaffnetes Chemoimmunkonjugat, das auf das Oberflächenantigen CD30 zielt. CD30 wird von klassischen Hodgkin-Lymphomen in hohem Maß exprimiert. BrECADD beinhaltet an Wirksubstanzen zudem Etoposid, Cyclophosphamid, Doxorubicin, Dacarbazin und Dexamethason. Zur Therapiesteuerung wird die Positronen-Emissions-Tomografie (PET) herangezogen. In der Phase-III-Studie HD21 hat eine von Peter Borchmann (Universitätsklinik Köln) angeführte Forschungsgruppe das BrECADD-Schema gegen das eskalierte BEACOPP (Bleomycin, Etoposid, Doxorubicin, Cyclophosphamid, Vincristin, Procarbazin und Prednison) in der Erstlinientherapie getestet.1 Zum Team gehörten Mitglieder der German Hodgkin Study Group, der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Klinische Krebsforschung, der Arbeitsgemeinschaft medikamentöser Tumortherapie in Österreich, der Nordic Lymphoma Group und der Australasian Leukaemia and Lymphoma Group. 1500 Patientinnen und Patienten von 233 Studienzentren nahmen teil, Daten von 1482 gingen in die Intention-to-treat-Analyse ein. Das mediane Alter lag bei 31 Jahren, kein Patient war älter als 60, alle befanden sich im Ann-Arbor-Stadium III oder IV bzw. im Stadium II mit B-Symptomen. Zudem hatten sie eine große Tumormasse im Mediastinum und/oder extranodale Läsionen als Risikofaktoren. Steuerung der Zyklen per PET In jeder Gruppe durchliefen die Patienten mehrere Zyklen der Therapie: vier, wenn die PET nach zwei Zyklen negativ, sechs, wenn sie positiv ausfiel. Eine positive PET war definiert als ein Deauville-Score von 4 oder höher. Auch nach dem letzten Zyklus nahm man noch einmal eine PET vor. Im Fall einer positiven PET wurden die Patienten einer konsolidierenden Radiatio zugeführt. Bei jeweils 64% der Patienten in beiden Gruppen fiel die PET nach zwei Zyklen negativ aus, was als vollständige metabolische Response gewertet wurde. Nachdem eine Interimsanalyse bereits die Nichtunterlegenheit von BrECADD verglichen mit eBEACOPP gezeigt hatte, konnte in der finalen Auswertung auch die Überlegenheit belegt werden. Progressionsfrei überlebten die ersten vier Jahre demnach im Mittel 94% der Patienten unter BrECADD und 91% der Patienten unter eBEACOPP, rechnerisch nach Kaplan-Meier-Schätzung ein signifikanter Vorteil für BrECADD von 34% (Hazard Ratio [HR] 0,66; 95%-Konfidenzintervall 0,45–0,97; p=0,035). Die Gesamtüberlebensraten erreichten zu diesem Zeitpunkt 99% und 98%. BrECADD erwies sich außerdem als besser verträglich als eBEACOPP. Anämien vom Grad 3 oder höher stellten sich bei 24% der Patienten unter BrECADD und 52% der Patienten unter eBEACOPP ein. Höhergradige Thrombozytopenie zeigte sich bei 55% und 72%, Leukopenie bei 87% und 94%. Allgemein betrachtet waren 42% versus 59% von ernster therapiebedingter Morbidität betroffen. Dosisreduktionen waren unter BrECADD seltener zu verzeichnen als mit eBEACOPP. Ein vorzeitiges Absetzen des Tubulininhibitors – Brentuximab-Vedotin bei BrECADD und Vincristin bei eBEACOPP – erfolgte bei 2% versus 18% der Patienten. „Verträglicher und wirksamer" Das Fazit der Gruppe um Borchmann fällt daher eindeutig aus: „Die nach zwei Zyklen PET-gesteuerte BrECADD wird in der Erstlinientherapie erwachsener Patienten mit fortgeschrittenem klassischem Hodgkin-Lymphom besser vertragen und ist wirksamer als eBEACOPP.“ Die Gründe für die Änderungen im Therapieschema zwischen BrECADD und eBEACOPP liegen einmal in der Reduktion der pulmonalen Toxizität durch den Verzicht auf Bleomycin. Die Senkung der Etoposid-Dosis soll hämatologische Toxizitäten und die Transfusionsfrequenz senken, das Weglassen von Vincristin einer Neuropathie vorbeugen. Da kein Procarbazin gegeben wird, vermindern sich die gonadale Toxizität und das Risiko für sekundäre Neoplasmen. Und dass auch Prednison fehlt, arbeitet dem Gewichtszuwachs, der Osteoporose sowie Infektionen entgegen. Referenz: 1Borchmann P et al.: Assessing the efficacy and tolerability of PET-guided BrECADD versus eBEACOPP in advanced-stage, classical Hodgkin lymphoma (HD21): a randomised, multicentre, parallel, open-label, phase 3 trial. Lancet 2024; https://doi.org/10.1016/s0140-6736(24)01315-1 Quelle: springermedizin.de

Springer Medizin Österreich

BrECADD bietet sich als Standardtherapie gegen Hodgkin an

Weiterführende Themen

Springer Medizin Österreich

Bitte loggen Sie sich ein, um Zugang zu diesem Inhalt zu erhalten

Weiterführende Themen