Vorteile für Androgenentzug plus Androgenrezeptorblockade

Für Männer mit metastasiertem hormonsensitivem Prostata-Ca. (mHSPC), die keine Hormonchemotherapie wollen oder vertragen, ist der Androgenentzug plus Darolutamid eine Alternative: Das Progressionsrisiko wird im Vergleich zum alleinigen Androgenentzug fast halbiert. (Symbolbild mit Fotomodell) Andrii Zastrozhnov / Stock.adobe.com × Zur Therapie von Männern mit metastasiertem hormonsensitivem Prostatakarzinom (mHSPC) hat sich die Androgenentzugstherapie (ADT) mit Medikamenten gegen den Androgenrezeptor-Signalweg (New Hormonal Agents, NHA) etabliert, meist zusammen mit dem Chemotherapeutikum Docetaxel. Neuere Studien deuten darüber hinaus auf klare Vorteile einer Triplekombination einer ADT mit Docetaxel und einer weiteren gegen Androgenrezeptoren gerichteten Substanz. So ließ sich durch Hinzunahme von Abirateron in der Studie PEACE-1 und von Darolutamid in ARASENSE das radiologische progressionsfreie Überleben (rPFS) erheblich verlängern. Bei Darolutamid handelt es sich um einen potenten Androgenrezeptorblocker mit geringer Hirngängigkeit und mäßiger Gefahr für Arzneiinteraktionen. Das macht die Substanz gerade für ältere Männer mit Polypharmazie interessant. Allerdings kommt eine intensivierte Tripletherapie nicht für jeden Mann mit mHSPC infrage: Zum einen bestehen oft Bedenken über Wechselwirkungen mit anderen Arzneien, zum anderen fürchten viele Männer die Auswirkungen der Chemotherapie mit Docetaxel. Aus diesen Gründen werde bei mHSPC häufig nur die ADT eingesetzt, berichten Onkologinnen und Onkologen um Dr. Fred Saas vom Centre Hospitalier de l’Université de Montréal. Wer auf das Chemotherapeutikum verzichtet, sollte dann aber zumindest eine intensivierte Therapie mit ADT plus einem neuartigen Androgenrezeptorblocker in Erwägung ziehen. Darauf deuten die nun veröffentlichten Resultate der Phase-III-Studie ARANOTE hin:1 Hier konnte die ADT kombiniert mit Darolutamid das rPFS im Vergleich zur alleinigen ADT deutlich verlängern. An der Studie beteiligten sich 669 Männer mit mHSPC, die bislang noch keine NHA und kein Chemotherapeutikum gegen ihren metastasierten Tumor erhalten hatten. Im Median waren sie 70 Jahre alt, drei Viertel hatten Knochenmetastasen, jeder Fünfte viszerale Tumorabsiedlungen. Zwei Drittel erhielten nach dem Zufallsprinzip eine ADT plus Darolutamid, die übrigen nur die ADT plus Placebo. Bei der ADT konnten die Männer zwischen LHRH-Blocker/Antagonisten oder einer Orchidektomie wählen. Darolutamid wurde zweimal täglich in einer Dosis von 600 mg verabreicht. Risiko für Progression oder Tod um 46% reduziert Eine erste Zwischenauswertung erfolgte nach einer Tumorprogression bei 222 Patienten. Eine radiologische Progression zeigten dann 28% mit der Darolutamid-Kombination, aber 42% mit alleiniger ADT. Das Risiko für Progression oder Tod war mit dem Androgenrezeptorblocker um 46% reduziert. In der Gruppe mit alleiniger ADT belief sich das mediane rPFS auf 25 Monate, unter der Darolutamid-Kombination wurde es bislang nicht erreicht. Nach zwei Jahren waren mit der Kombitherapie noch 70% ohne Progression am Leben, in der Kontrollgruppe nur 52%. Der Vorteil der Kombitherapie zeigte sich konsistent in einer Reihe vorab definierter Subgruppen, einschließlich Patienten mit hohem und niedrigem Tumorvolumen. Beim Gesamtüberleben deutete sich ebenfalls ein Vorteil der Darolutamid-Kombination an: Die Sterberate war im Vergleich zur Kontrollgruppe um 19% reduziert, die Differenz erwies sich jedoch als nicht statistisch signifikant. Signifikant verlängern ließ sich hingegen die Zeit bis zur Entwicklung eines kastrationsresistenten Prostata-Ca. – und zwar um 60% verglichen mit der Kontrollgruppe. Praktisch keine Unterschiede zwischen den Gruppen gab es bei den Raten von Nebenwirkungen insgesamt sowie schweren und tödlichen Nebenwirkungen – in beiden Gruppen starben je 5% im Zusammenhang mit der Behandlung. Fatigue – eine häufige Nebenwirkung unter ADT und vor allem NHA – trat in der Gruppe mit Darolutamid etwas seltener auf als in der Kontrollgruppe (bei 5,6% versus 8,1%), auch Therapieabbrüche aufgrund unerwünschter Wirkungen wurden mit der Kombitherapie seltener beobachtet (6,1% versus 9,0%). Eine ADT-Darolutamid-Kombination ist nach Auffassung von Saad und Mitarbeitenden daher eine gute Alternative für Männer, die auf eine Hormonchemotherapie verzichten. Allerdings ist eine alleinige ADT und vor allem eine ADT ohne NHA bei mHSPC heute weniger üblich – dies schränkt die Aussagekraft der Resultate ein. Referenz: 1Saad F et al.: Darolutamide in Combination With Androgen-Deprivation Therapy in Patients With Metastatic Hormone-Sensitive Prostate Cancer From the Phase III ARANOTE Trial. J Clin Oncol 2024; 42(36): 4271-4281; https://doi.org/10.1200/jco-24-01798 Quelle: springermedizin.de

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