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14.02.2025

Spur zu den ersten Indoeuropäern

verfasst von: Martin Krenek-Burger

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Seit mehr als 3.000 Jahren sprechen Menschen von Indien über Persien bis nach Europa indoeuropäische Sprachen. Wo liegen die Ursprünge dieser Sprachfamilie, die von zwei Drittel der Weltbevölkerung genutzt wird? Neueste DNA-Analysen aus Wien verorten diese Wurzeln im Kaukasus.

Wo liegt der Ursprung der indoeuropäischen Sprachfamilie? Ron Pinhasi und sein Team vom Institut für Evolutionäre Anthropologie der Universität Wien haben in Zusammenarbeit mit David Reich von der Harvard University ein neues Stück zur Lösung dieses Puzzles gefunden. Sie analysierten alte DNA von 435 Individuen aus archäologischen Stätten in ganz Eurasien zwischen 6.400-2.000 v. d. Z. Die Forscher fanden heraus, dass eine neu entdeckte Population aus der Gegend des Kaukasus und der unteren Wolga mit allen indoeuropäisch sprechenden Populationen in Verbindung gebracht werden kann. Die neue Studie wurde in Nature veröffentlicht.

Warum ist das wichtig? Zwei Drittel der Weltbevölkerung sprechen heute indoeuropäische Sprachen, als Primär-, Zweit- oder Verkehrssprachen. Das Spektrum der rund 440 Einzelsprachen reicht vom Hindi über das Germanische, Romanische und Slawische bis zu Kleinsprachen im Bergland von Sri Lanka mit weniger als 300 Sprechern. Historiker und Sprachwissenschaftler untersuchen seit dem 19. Jahrhundert die Ursprünge und die Ausbreitung Sprachfamilie, die aus dem Proto-Indoeuropäischen (PIE) hervorgegangen ist. Immer noch gibt es Wissenslücken.

In der neuen Studie wurde die DNA von 435 Individuen aus archäologischen Stätten in ganz Eurasien aus der Zeit zwischen 6.400 und 2.000 v. d. Z. ausgewertet. Zu klären war die Beziehung zwischen der sogenannten „Yamnaya-Kultur“ (3.300-2.600 v. d. Z.) aus den Steppen nördlich des Schwarzen und des Kaspischen Meeres und dem Anatolischen bzw. Hethitischen. Die Yamnaya-Bevölkerung breitete sich ab ca. 3.100 v. d. Z. sowohl nach Europa als auch nach Zentralasien aus. Bei den Hethitern allerdings wurden keine Steppen-Vorfahren entdeckt. Grund dafür: Die anatolischen Sprachen stammen von einer bislang unbekannten Gruppe ab, die zwischen dem Nordkaukasus und der unteren Wolga lebte (davon abgeleitete Fachbezeichnung: CLV-Population).

Diese von den Wiener Forschern neu entdeckte Menschengruppe hat großen Einfluss. Die Yamnaya stammen zu 80 Prozent von der CLV-Gruppe ab, die wiederum zu mindestens einem Zehnten von bronzezeitlichen Zentralanatoliern abstammte, die Hethitisch sprachen. „Die CLV-Gruppe kann daher mit allen Indoeuropäisch-sprechenden Populationen in Verbindung gebracht werden und ist der wahrscheinlichste Kandidat für jene Bevölkerung, die Indo-Anatolisch sprach: den sprachlichen Vorfahren sowohl des Hethitischen als auch aller späteren IE-Sprachen“, erläutert Pinhasi.

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Metadaten
Titel
Spur zu den ersten Indoeuropäern
Publikationsdatum
14.02.2025