Komplettremission kein Muss für erfolgreiche Stammzelltransplantation

Wird darauf verzichtet, Hochrisiko-AML-Patient:innen vor Stammzelltransplantation in vollständige Remission zu bringen, schmälert das gemäß der ASAP-Studie nicht die Erfolgsaussichten. Damit wird das aktuell geltende Behandlungskonzept infrage gestellt. dderella, Davi / AP Photo / picture alliance × AML(akute myeloische Leukämie)-Patienten, die nur schlecht auf eine erste Induktionstherapie ansprechen oder bereits ein Rezidiv erlitten haben, wird in der Regel zu einer allogenen Stammzelltransplantation (HSCT; allogeneic haematopoietic stem-cell transplantation) geraten. Vor der Transplantation steht aktuell noch eine Hochdosis-Chemotherapie. Ergebnisse der ASAP-Studie, einer randomisierten prospektiven Phase-III-Studie, lassen Zweifel an der Sinnhaftigkeit dieses Vorgehens aufkommen: Denn entgegen früherer Annahme verbessert das Erreichen einer kompletten Remission vor der Transplantation nicht die Überlebenschancen. Forschende des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden und des Nationalen Zentrums für Tumorerkrankungen Dresden (NCT/UCC) hatten insgesamt rund 280 Hochrisiko-AML-Patient:innen in zwei Gruppen randomisiert. In der einen war vor HSCT eine Salvage-Chemotherapie mit Cytarabin plus Mitoxantron durchgeführt worden, in der anderen erfolgte nach einer etwa zwölftägigen Konditionierungsphase zeitnah die Transplantation. Als Therapieerfolg galt eine Komplettremission an Tag 56 nach HSCT. Von der Nichtunterlegenheit der zeitnahen HSCT konnte ausgegangen werden, wenn das Konfidenzintervall der HSCT-Erfolgsrate die untere Grenze von -5% nicht unterschreitet. Remissionsinduktion konnte nicht überzeugen In der Gruppe ohne Remissionsinduktion wurde bei 135 Personen zeitnah eine HSCT eingeleitet, wobei bei 38 Personen eine antileukämische Therapie vorausgegangen war. Eine Hochdosis-Chemotherapie hatten 134 Personen erhalten, davon 128 anschließend eine HSCT. Gemäß Intention-to-Treat(ITT)-Analyse war die Stammzelltransplantation für 83% der Patient:innen der Kontrollgruppe sowie für 79% der Remissionsgruppe erfolgreich. Die Per-Protocol-Analyse lieferte Therapieerfolgsraten von 84% bzw. 81%. Die Raten von Kontroll- und Remissionsgruppe unterschieden sich in der ITT-Population um 3,4% (95% KI -5,8 – 12,6) und in der Per-Protocol-Population um 2,7% (95% KI -6,3 – 11,8). Damit konnte zwar die Nichtunterlegenheit der Krankheitskontrollstrategie im Vergleich zur Remissionsinduktion statistisch nicht bewiesen werden, die Überlegenheit der Remissionsinduktion andererseits aber auch nicht. Patient:innen der alternativen Studiengruppe litten seltener an höhergradigen nichthämatologischen Nebenwirkungen als solche der Remissionsgruppe (21% vs. 61%) und verbrachten im Durchschnitt 27 Tage weniger im Krankenhaus (15 Tage vs. 42 Tage). Vier Jahre nach Randomisierung lebten gemäß Analyse der ITT-Population noch 46% der Frauen und Männer aus der alternativen Studiengruppe und 49% der Remissionsgruppe. Frühe Spendersuche wichtig Der Nutzen der Remissionsinduktion vor allogener HSCT ist in der ASAP-Studie tatsächlich erstmals prospektiv evaluiert worden, wie das Forscherteam betont. Umso bemerkenswerter seien die Ergebnisse, denn offenbar sei für den Therapieerfolg weniger die Tumorlast als vielmehr die Tumorbiologie ausschlaggebend. Aus Sicht der Experten können Patient:innen mit refraktärer bzw. rezidivierender AML umgehend transplantiert werden, wenn ein passender Spender zur Verfügung steht. Das unterstreiche die Notwendigkeit, möglichst früh nach einem geeigneten Spender zu suchen. Um die Überlebenschancen der Patient:innen insgesamt zu verbessern, müsse intensiv erforscht werden, welche therapeutische Interventionen vor allogener Stammzelltransplantation tatsächlich von Nutzen sind. Originalstudie: Stelljes M et al.: Remission induction versus immediate allogeneic haematopoietic stem cell transplantation for patients with relapsed or poor responsive acute myeloid leukaemia (ASAP): a randomised, open-label, phase 3, non-inferiority trial. https://doi.org/10.1016/S2352-3026(24)00065-6 Quelle: springermedizin.de

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