Die WHO beschreibt Suizide als weltweites Phänomen und ernsthaftes Problem für die öffentliche Gesundheit und fordert sektorübergreifende Strategien zur Suizidprävention. Im Jahr 2017 wurde mit der Erstellung einer Suiziddatenbank im Bundesland Kärnten begonnen, von 2018 bis heute liegen daher detaillierte Daten zu Suiziden in diesem Bundesland vor.
Ziel der Studie war eine Charakterisierung der Suizident:innen auf Basis aller verfügbaren Informationen aus der Suiziddatenbank Kärnten. Die verfügbaren Daten von 525 Suizident:innen der Jahre 2018 bis 2022 (78 % männlich, 1/3 ab 65 Jahren) wurden einer deskriptiven Analyse und einer Clusteranalyse unterzogen.
Etwa 80 % der Suizide ereigneten sich ohne Ankündigung und häufig im öffentlichen Raum (43 %). Bei knapp der Hälfte der Suizident:innen lag eine psychische Erkrankung vor und bei 1/3 wurde eine plötzliche Verhaltensänderung bemerkt. Die Analyse ergab fünf Cluster, die wie folgt charakterisiert wurden: „Beziehungsthemen, Alkoholprobleme, psychisch krank, angekündigt, jüngeres Alter“ (N = 150), „alt und (somatisch) krank“ (N = 149), „Rückzug, psychisch krank, jüngeres Alter, öffentlicher Raum“ (N = 135), „unangekündigt, allein zu Hause, höheres Alter“ (N = 56) und „die Unerkannten“ (N = 35). Bei den meisten Suizident:innen konnten retrospektiv multiple Belastungen und Erkrankungen erhoben werden, die als mögliche Risikofaktoren und Warnsignale identifiziert wurden. Bei einem kleineren Anteil sind viele Faktoren unbekannt und die Suizide geschehen unangekündigt und überraschend. Basierend auf diesen Daten, die auch in internationale Studien einflossen, konnten bereits einige konkrete suizidpräventive Maßnahmen gesetzt werden.