Auswirkung der Auszeichnung auf die Arbeitsmoral.
Thomas Kainrath
Österreich ist ein Land kluger Köpfe und Nobelpreisträger: Anton Zeilinger hat erkannt, wie man Spock von Vulkan auf die Enterprise beamt und ist gebürtiger Oberösterreicher; Ferenc Krausz gilt als Erfinder der Attosekunde und besitzt zwar eine ungarische, aber auch eine österreichische Staatsbürgerschaft, was zwar heute nicht wirklich erlaubt, aber wenn dadurch ein Nobelpreis für das Land rekrutiert werden kann, doch möglich ist; Katalin Karikó hat die mRNA erforscht, ist eine ungarisch-US-amerikanische Neurowissenschaftlerin und damit über die Doppelmonarchie ebenfalls eine Hiesige. Und die diesjährigen Nobelpreisträger Victor Ambros aus Massachusetts und Gary Ruvkon von Harvard haben sicher einmal im schönen Salzkammergut übernachtet. Wir sind also wieder stolz auf unsere Nobelpreisträger.
Ihre Erkenntnisse zur Micro-RNA helfen uns zu verstehen, warum bestimmte Zellen trotz gleichem Bauplan differenzieren und verändern können. Auch wenn man das nicht ganz versteht, scheint es dann doch irgendwie wichtig zu sein. Denn der Nobelpreis ist die weltweit höchste Anerkennung, sieht man vielleicht vom Obermedizinalrat ab.
Angeblich hat die Auszeichnung jedoch auch negative Folgen. So haben Forscher der Stanford University herausgefunden, dass die Produktivität der Nobelpreisgewinner für Physiologie oder Medizin nach Erhalt des Preises tendenziell abnimmt. Kein Wunder, denn mit 950.000 Euro Preisgeld kann man sich schon mal ein paar Monate auf die faule Haut legen. Alfred Nobel hat bekanntlich das Dynamit erfunden und mit dem damit erwirtschafteten Geld einen Preis für all jene gestiftet, die es nicht verwenden. Zudem hat er seinerzeit in seinem Testament – absichtlich oder aus Unachtsamkeit – explizit nicht verfügt, dass das Geld zweckgebunden verwendet werden muss. Während das Ehepaar Curie den 1903 verliehenen Preis für Physik statt in eine neue Einbauküche in ein neues EinbauLabor gesteckt hat, soll sich der amerikanische Medizinpreisträger 1998 Louis Ignarro darum einen Sportwagen gekauft haben, mit dem Nummernschild „Nobel“.
Und sind wir mal ehrlich: Das ist doch genau das, was die breite Masse interessiert: Was man täte, wenn man den Nobelpreis gewinnt. In den Hintergrund tritt die Forschung selbst. Wofür war der diesjährige Preis nochmal? Für die Micro-RNA oder die mRNA und warum hat die RNA so eine starke Lobby, dass sie zweimal in Folge ausgezeichnet wurde?
Dass die Auszeichnung aus Schweden über die Maßen zum Müßiggang führt, mag daran liegen, dass die Preisträger oft bereits älter sind und es sich schwierig gestaltet, in der Pension Versuche mit einem Photon- Interferometer im Wohnwagen am FKK-Dauercampingplatz von Zadar durchzuführen. So sollte man es vermutlich tunlichst vermeiden, jüngere, fleißige Forscher auszuzeichnen, da die Gefahr groß ist, dass sie sich auf den Lorbeeren ausruhen und mit dem schönen Preisgeld eine Weltreise gönnen. Dann würde das Dynamit quasi nach hinten losgehen.