01.10.2014 | Leitthema
Therapie als Partizipationschance
Erschienen in: Pädiatrie & Pädologie | Sonderheft 1/2014
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Partizipation [“shared decision making“ (SDM)], die Teilhabe an medizinischen Entscheidungen, welche die eigene Person oder anvertraute Personen betreffen, ist ein Menschenrecht. In Abhängigkeit von der Einsichts-, Urteils- und Entscheidungsfähigkeit steht es jedem Menschen zu. Es beinhaltet das Recht auf entsprechende verständliche Information und auch das Recht bzw. die Pflicht, auf der Grundlage dieser Information Entscheidungen über diagnostische und therapeutische Maßnahmen (mit) zu treffen. Informierte und mitentscheidende Patienten verfügen über bessere Behandlungsgrundlagen, da der individuelle medizinische Hintergrund verständlicher wird. Sie erzielen auch bessere Behandlungsergebnisse, da sie besser motiviert sind, notwendige medizinische Maßnahmen wie Medikamenteneinnahmen auch längerfristig zu tolerieren. Partizipation bedeutet auch eine Chance, durch Wissen und Verantwortung das Krankheitsgeschehen positiv und sinnvoll zu erleben. Der relativ geringe Mehraufwand für die Informationsarbeit und die Entscheidungsunterstützung rechnet sich sowohl hinsichtlich der Arzt-Patienten-Beziehung als auch in Bezug auf Behandlungsmotivation, -sicherheit und -ergebnis. Wir stellen Partizipationsmodelle und -ergebnisse vor, u. a. aus der Onkologie, Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde und Diabetologie. Die spärlichen Studien zeigen, dass Ärzte und Patienten wenig über SDM informiert sind: Trotz vorhandener Richtlinien, z. B. des National Collaborating Centre for Primary Care, sind nur etwa 10 % der Patienten im Sinne des SDM in die medizinischen Entscheidungsprozesse einbezogen. Partizipation kann und sollte gelernt und von den Patienten als selbstverständliches Recht verlangt werden.
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