Weitaus häufiger entsteht eine Thrombopenie jedoch durch vermehrten Thrombozytenverbrauch. Die Nachbildung von Thrombozyten im Knochenmark ist langsamer als die Elimination aus dem Blut. Die „immature platelet fraction“ (IPF) ist deutlich erhöht.
Immunologische Ursachen
Ein vermehrter Thrombozytenverbrauch kann immunologische Ursachen haben, d. h. antikörpermediierte Prozesse bewirken eine beschleunigte Zerstörung der Thrombozyten (Tab.
1). Antikörper gegen Thrombozytenantigene (z. B. GP IIb/IIIa oder Ib/IX) können spontan oder nach Infektionen als Autoimmunreaktion (Autoimmunthrombopenie
, ITP), aber auch nach Immunisierung (Transfusionsthrombopenie, Thrombopenie in der Schwangerschaft, haptenmediierte Immunisierung als Medikamentenreaktion [
17,
18]) gebildet werden. Diese Formen der Thrombopenie können auch während einer intensivmedizinischen Behandlung auftreten. Vor allem die
Transfusionsthrombopenie (Antikörperbildung gegen HPA-1a als Reaktion auf Erythrozyten- oder Thrombozytentransfusionen) kann mit sehr niedrigen Thrombozytenzahlen (< 1G/l) und schwerer klinischer Blutungsneigung einhergehen.
Ihre Mortalität ist hoch. Für diese Form der Thrombopenie gibt es kaum wirksame Behandlungsmöglichkeiten. Weitere Thrombozytenkonzentrate, Steroide, hochdosierte Immunglobuline (Ig) oder Thrombozytenkonzentrate sind weitgehend wirkungslos. Die Thrombopenie kann mehrere Wochen anhalten um sich dann spontan zu normalisieren (sofern diese Zeit überlebt wird). Diese Erholungszeit kann mit Thrombopoietinrezeptoragonisten eventuell verkürzt werden. Um das Risiko der Entwicklung einer Transfusionsthrombopenie zu verringern, sollte die Indikation zur Transfusion von Blutprodukten prinzipiell sehr streng gestellt werden (siehe Richtlinien zum „patient blood management“ [
4,
19]).
Vor allem die Transfusionsthrombopenie kann mit schwerer klinischer Blutungsneigung einhergehen
Auch eine Behandlung mit Abciximab (ReoPro®, Eli Lilly, Indianapolis, USA), eine Antikörpertherapie, die gegen GPIIb/IIIa gerichtet und beim akuten Koronarsyndrom indiziert ist, kann entsprechend einer artifiziell herbeigeführten ITP eine schwere Thrombopenie verursachen. Diese Thrombopenie ist jedoch transient, klingt nach wenigen Stunden/Tagen wieder ab und kann (und muss) nicht behandelt werden. Steroide sind ebenso wie hochdosierte Immunglobuline, Desmopressin, rekombinanter FVIIa, etc., die zumal (bei zugrunde liegendem akutem Koronarsyndrom) kontraindiziert sind, wirkungslos.
Heparininduzierte Thrombopenie
Auch die heparininduzierte Thrombopenie (HIT) ist eine immunologisch mediierte Erkrankung [
5,
20]. Die Antikörper sind jedoch nicht gegen Plättchenantigene gerichtet, sondern gegen Komplexe aus Heparin und Plättchenfaktor 4. Diese Antikörper entstehen nach Behandlung von Patienten mit Heparinen (v. a. mit Standardheparin, selten auch mit niedermolekularen Heparinen). Die Antikörperbildung beginnt selten vor dem 5. Tag und fast nie nach dem 10. Tag nach Beginn der Heparintherapie. Die Antigen-Antikörper-Komplexe bewirken eine Fc-mediierte Thrombozytenaktivierung, Mikropartikel- und Tissue-factor-Freisetzung und damit eine arterielle und venöse Thromboseneigung, die massiv und lebensbedrohlich sein kann (Details siehe [
5]). Akute-Phase-Reaktionen (Infektionen, Operationen etc.) begünstigen die Entwicklung einer HIT. Die Wahrscheinlichkeit einer HIT nach Behandlung mit niedermolekularen Heparinen ist mit <0,1 % etwa 10-mal geringer als nach Standardheparin (1 %; [
1]). Generell wird die Häufigkeit einer HIT weit überschätzt, v. a. kritisch kranke Patienten haben eine Vielzahl von anderen Gründen für eine Thrombopenie.
Die Diagnostik einer HIT ist schwierig. Kritisches Abschätzen der Wahrscheinlichkeit für eine HIT anhand eines etablierten Scoringsystems (4-T-Score; Tab.
3) in Zusammenschau mit der Anamnese, der Medikamenten- und Befundhistorie und dem klinischen Bild ist das wichtigste diagnostische Tool [
5]. Es gibt keinen Labortest, der eine HIT beweisen kann. Die häufig verwendeten Tests auf Heparin-PF4-Antikörper sind unspezifisch und in bis zu 80 % der Fälle falsch positiv. Ein Antikörpernachweis ist daher kein Beweis für das Vorliegen einer HIT, nicht einmal bei Patienten mit fallenden Thrombozytenzahlen unter laufender Heparintherapie. Andere Tests, wie z. B. der Serotonin-Release-Test, sind spezifischer, trotzdem aber in vielen Fällen (bis 50 %) falsch positiv. Ein negativer Heparin-PF4-Antikörper-Nachweis schließen eine HIT jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit aus [
2,
5,
20].
Tab. 3
4-T-Score für die Prätestwahrscheinlichkeita einer heparininduzierten Thrombopenie (HIT)
Thrombozytenabfall | um >50 % Nadir ≥20 G/l | um 30–50 % Nadir 10–20 G/l | um <30 % Nadir <10 G/l |
Zeitlicher Verlauf (Thrombozytenabfall, Event) – Tage nach Heparinexposition | 5–10 Tage (≤1 Tag bei Heparinreexposition innerhalb von <30 Tagen) | >10 Tage oder (<1 Tag bei Heparinreexposition innerhalb von 30–100 Tagen) | <5 Tage |
Event auf Heparingabe | Neue Thrombose Hautnekrose an Injektionsstelle Anaphylaktische Reaktion nach i.v.-Bolus | Progressive oder rezidivierende Thrombose oder Hautläsion oder Filterthrombose | Kein Event |
Andere Gründe für Thrombozytopenie | Keine | Mögliche | Sichere |
Die Behandlung einer HIT, so diese gesichert ist (mittlerer + hoher 4‑T-Score, positive Labortests), erfolgt durch Umstellung von Heparin auf ein anderes Antikoagulans in therapeutischer Dosierung (trotz niedrigerer Thrombozytenzahlen). Bewährte alternative für die Behandlung einer HIT zugelassene Antikoagulanzien sind Argatroban (Argatra®, Mitsubishi Tanabe Pharma GmbH, Düsseldorf, Deutschland) und Danaparoid (Orgaran®, Aspen Pharma Ireland Limited, Dublin, Irland).
Akute-Phase-Reaktionen begünstigen die Entwicklung einer heparininduzierten Thrombopenie
Auch Bivalirudin (Angiox®, The Medicines Company, Parsippany, USA), Fondaparinux (Arixtra®, GlaxoSmithKline, Mississauga, Kanada) oder direkte orale Antikoagulanzien, wie Dabigatran (Pradaxa®, Boehringer Ingelheim, Ingelheim, Deutschland), Rivaroxaban (Xarelto®, Bayer HealthCare, Leverkusen, Deutschland), Apixaban (Eliquis®, Bristol-Myers Squibb GmbH & Co. KGaA, München, Deutschland), wurden mit Erfolg verwendet, sind aber (außer bei schon manifester Thromboembolie) nicht explizit für HIT zugelassen.
Vitamin-K-Antagonisten sind in der Akutphase einer HIT verboten, die Gabe von Thromboztenkonzentraten muss vermieden werden [
5,
20]! Auch Systemerkrankungen, wie ein systemischer Lupus erythematodes oder ein Antiphospholipidantikörpersyndrom können mit immunologisch bedingter Thrombopenie einhergehen.
Nichtimmunologische Ursachen
Häufige Gründe für einen vermehrten Thrombozytenverbrauch sind Erkrankungen von Leber und/oder Milz, z. B. Leberzirrhose, portale Hypertension und Splenomegalie jeglicher Ursache. In der Milz werden Thrombozyten aus der Zirkulation eliminiert. Lebererkrankungen gehen auch oft mit einer systemischen Gerinnungsaktivierung einher, die zur thrombinmediierten Thrombozytenaktivierung führen kann.
Disseminierte intravasale Koagulopathie.
Als disseminierte intravasale Koagulopathie (DIC) bezeichnet man eine systemische Aktivierung der Gerinnung im Rahmen von verschiedenen Erkrankungen (Infektionen, Sepsis, Trauma, Pankreatitis, Malignome, Schwangerschaftskomplikationen, Hämangiome, Toxine, Schlangengifte, systemische Reaktionen; [
7,
13]). Die DIC ist durch eine systemische Gerinnungsaktivierung und den Ausfall der regulierenden inhibierenden Mechanismen charakterisiert. Dadurch kommt es zur disseminierten Ablagerung von Fibrinthromben in der Mikro- und Makrozirkulation und in der Folge zur Störungen der Organfunktion bis hin zum Multiorganversagen. Bei Fortschreiten des Prozesses kommt es zum Verbrauch plasmatischer Gerinnungs- und Fibrinolysefaktoren und ihrer Inhibitoren (Verbrauchskoagulopathie). Klinisch stehen initial Thromboseneigung und Mikrozirkulationsstörungen im Vordergrund, bei Verbrauch der Gerinnungsfaktoren und Thrombozyten kommt es dann zu ausgeprägten unstillbaren Blutungen.
Die Maximalform der DIC ist die sog. Purpura fulminans, die z. B. bei Meningokokkeninfektionen vorkommen kann. Dabei bestehen typische landkartenähnliche zentral nekrotische Hautläsionen mit einem hellroten inflammatorischen Randsaum.
Einen entscheidenden
diagnostischen Hinweis stellt eine progrediente Thrombozytopenie in Kombination mit einem Abfall des Fibrinogens und einem Ansteigen der D‑Dimere dar. In der Routinelaboruntersuchung finden sich darüber hinaus eine verlängerte Prothrombinzeit, eine verlängerte aktivierte partiellen Thromboplastinzeit (aPTT), vermehrt Fibrinabbauprodukte und verminderte Gerinnungsinhibitoren (z. B. Protein C und S, Antithrombin). Fibrinogen wird ebenfalls verbraucht, kann aber als Akutphasenprotein auch scheinbar normal sein. Daher ist der Fibrinogenspiegel immer in Relation zu anderen Akute-Phase-Proteinen (z. B. C‑reaktives Protein) zu beurteilen. Diese Parameter werden in gut evaluierten Scoringsystemen, wie International-Society-on-Thrombosis-and-Haemostasis(ISTH)-DIC-Score, verwendet um eine DIC zu erkennen und den Verlauf zu beurteilen [
14]. Diese Scoringsysteme sind jedoch in manchen Situationen nur eingeschränkt beurteilbar (z. B. bei Infektionen, Leberfunktionsstörungen, Hämodilution oder Störungen der Thrombopoese). Daher ist die Beurteilung des Verlaufs (Messungen mehrmals täglich) notwendig, um die Dynamik der Gerinnungsstörung und das Ansprechen auf die Behandlung beurteilen zu können.
Grundlage der
Therapie einer DIC ist die kausale Therapie der Grunderkrankung. Außerdem muss abgeschätzt werden ob die hämorrhagische oder die thrombogene Komponente überwiegt [
10]. Angesichts der Pathophysiologie steht die Regulation der überschießenden Gerinnungsaktivierung im Vordergrund. Das kann durch die Gabe von Heparinen und/oder Inhibitorkonzentraten geschehen. Auch wenn keine guten Studien dazu vorliegen ist eine
Heparinisierung in der Phase der Thrombosierungen allgemein anerkannt. Aber auch in der Verbrauchsphase kann durch geringe Heparindosen eine Stabilisierung erreicht werden. Standardheparin und niedermolekulare Heparine sind, abhängig von der Patientensituation, mögliche Optionen.
Antithrombinkonzentrate zeigten in verschiedenen Studien positive Effekte. Vor allem bei der manifesten DIC und sehr niedrigen Antithrombinspiegeln kann die Gabe in Erwägung gezogen werden. Rekombinantes humanes aktiviertes Protein C ist aufgrund des ungünstigen Nutzen-Risiko-Profils nicht mehr verfügbar, jedoch zeigt ein
Protein-C-Zymogen-Konzentrat (Ceprotin®, Baxter, Unterschleißheim, Deutschland) bei Purpura fulminans ausgezeichnete Ergebnisse [
11]. Rekombinantes humanes lösliches
Thrombomodulin (ART-123) hat sich in einer Studie dem Heparin gegenüber als überlegen erwiesen, ist jedoch nur in Japan verfügbar.
Therapeutisch steht die Regulation der überschießenden Gerinnungsaktivierung im Vordergrund
Bei Patienten mit Blutungen muss eine Substitution prokoagulatorischer Faktoren erfolgen. Thrombozyten- und Fibrinogenkonzentrate ermöglichen eine rasche, gut kontrollierte und sichere Gerinnungssubstitution. Bei starker Verminderung der Prothrombinzeit (PTZ) und schweren Blutungen kann die Gabe von Prothrombinkomplexpräparaten in Erwägung gezogen werden. Bei lebensbedrohlichen Blutungen (z. B. postpartale Hämorrhagie oder intrazerebrale Blutungen) kann auch rekombinanter Faktor VII
a (NovoSeven®RT, Novo Nordisk, Bagsvaerd, Dänemark) gegeben werden. Die früher oft geäußerte Befürchtung, damit den Prozess anzuheizen, kann heute nicht mehr aufrecht erhalten werden.
Eine Behandlung mit Blutplasma ermöglicht eine balancierte Substitution von Gerinnungsfaktoren und -inhibitoren. Um hämostatisch wirksame Effekte zu erzielen, sind jedoch ausreichende Plasmamengen (20–40 ml/kgKG) notwendig, was zur Eiweiß- und Volumenüberladung, transfusionsinduziertem Lungenversagen oder Unverträglichkeitsreaktionen führen kann. Außerdem ist die Bereitstellung durch den notwendigen Auftauprozess langwierig, sodass heute die Plasmatherapie bei DIC nur noch geringen Stellenwert hat.
Die Verabreichung von Antifibrinolytika, wie Tranexamsäure (Cyklokapron®, MEDA Pharma GmbH, Bad Homburg v.d. Höhe, Deutschland), sollte nicht durchgeführt werden, da durch die Hemmung der Fibrinolyse die Mikrothrombosen nicht mehr aufgelöst werden und dadurch die Organschädigung verstärkt wird. Nur bei manchen Situationen mit ausgeprägter Hyperfibrinolyse (Promyelozytenleukämie, kavernöse Hämangiome, Hitzschlag oder metastasierende Karzinome), kann durch Antifibrinolytika eine Stabilisierung der Fibrinogenspiegel und eine Reduktion der Blutungen erreicht werden.
Das diagnostische Panel ist, analog zur generellen Abklärung einer Thrombopenie, darauf ausgelegt, alle möglichen Ursachen zu evaluieren. Beweisend für eine thrombotisch-thrombopenische Purpura (TTP) ist ein schwerer ADAMTS13-Mangel. Für die anderen Formen der TMA gibt es keine beweisenden Tests. Wichtig ist jedoch auch ein enges Monitoring der Organfunktionen (Kreatinin, Kreatinphosphokinase, Troponin, Elektrokardiogramm, Elektroenzephalogramm, kraniale Computertomographie etc.), da die Organdysfunktion lebensbedrohlich werden kann.
Generell erfordert die
Behandlung einer akuten Episode einer TMA viel Erfahrung und ein koordiniertes Zusammenspiel aller beteiligten Abteilungen [
9]. In den meisten Fällen ist eine intensivmedizinische Betreuung notwendig. Vor allem zerebrale Minderperfusion (bis hin zu ischämischen Insulten) und der Verschluss von Koronararterien führen zum Tod des Patienten. Daher hat die Verbesserung der Organperfusion in der Frühphase hohe Priorität. Die Unterbrechung des Autoimmunprozesses ist jedoch die kausale Therapie.
Plasmaaustausch: Die Einführung der Plasmaaustauschtherapie in den 1970er-Jahren hat zu einer dramatischen Verbesserung der Mortalität geführt, diese liegt aber immer noch bei etwa 20 %. Dabei wird täglich das 1‑fache Plasmavolumen (etwa 50 ml/kgKG) entfernt und mit Spenderplasma („fresh frozen plasma“, FFP, Octaplas®, Octapharma®, Langenfeld, Deutschland) ersetzt. Dadurch werden ultragroße von-Willebrand-Faktor-Multimere, Autoantikörper, Hämolyseendprodukte und Thrombozytenaggregate aus der Zirkulation entfernt und ADAMTS13 und normaler von-Willebrand-Faktor zugeführt. Diese Therapie wird ohne Unterbrechung durchgeführt, bis sich Thrombozytenzahl, Laktatdehydrogenase und Organfunktionen normalisiert haben. Bei schlecht respondierenden Patienten kann die Intensität auf das 1,5-fache Plasmavolumen bzw. 2‑mal täglich auf das 1‑fache Plasmavolumen gesteigert werden. Wenn diese Therapiemöglichkeit nicht besteht, sind 20 ml/kgKG Plasma zu infundieren und der Patient umgehend in ein spezialisiertes Zentrum zu transferieren. Bei bekanntem kongenitalem ADAMTS13-Mangel ist es ausreichend, 3–4 Beutel Plasma zu infundieren.
Kortikosteroide: Der Autoimmunprozess, der zur erworbenen TTP führt, kann mit Steroiden (z. B. 1,5 mg/kgKG Prednisolon täglich) behandelt werden. Dies ist heute Teil des Standardbehandlungsprotokolls.
Aggregationshemmer: Im Fall schwerer Mikrozirkulationsstörungen (v. a. zerebral und koronar) besteht trotz niedriger Thrombozytenzahlen eine Indikation für Plättchenaggregationshemmer. Aufgrund der Hemmung der durch Adenosindiphosphat (ADP) induzierten Plättchenaggregation (ADP wird bei Hämolyse freigesetzt) scheint Clopidogrel (75 mg täglich, bei Thrombopenie ohne Aufsättigung) sinnvoller zu sein als Azetylsalizylsäure. Klinische Studien hierzu gibt es jedoch nicht. TTP-Patienten versterben jedoch nicht an Blutungen, sondern am Myokardinfarkt oder am Insult.
Splenektomie: Bei primär schlecht respondierenden oder häufig relapsierenden Patienten ist die Splenektomie (nach entsprechender Vakzinierung) eine gute Möglichkeit, dauerhafte Remissionen zu erreichen.
Rituximab: Dieser Anti-CD20-Antikörper ist zur Behandlung von malignen Lymphomen und von Autoimmunerkrankungen zugelassen. Er zerstört immunglobulinbildende Lymphozyten und unterbricht damit die Nachbildung der Anti-ADAMTS13-Antikörper.
Andere Immunsuppressiva: Cyclophosphamid, Azathioprin, Cyclosporin A, Vincristin etc. wurden bisher mit eher mäßigem Erfolg zur Behandlung der TTP eingesetzt. Sie sollten daher nicht Therapie der ersten Wahl sein und nur in speziellen Fällen verwendet werden.
ALX0081 (Caplacizumab; Ablynx NV, Zwijnaarde, Belgien): Dieses „nanobody“ (variable Domäne eines Immunglobulins) blockiert die A1-Domänen des von-Willebrand-Faktors und damit die Andockstelle der thrombozytären GP-Ib/-IX-Rezeptoren. Die dadurch erzielte Verhinderung der Plättchenaggregation sollte daher zu einer raschen Verbesserung der Organfunktionen führen. Zurzeit läuft eine Phase-II-Studie an Patienten mit akuten Schüben einer TTP.
ARC1779: Dieses Aptamer (RNA/DNA-Fragment) blockiert ebenfalls die A1-Domänen des von-Willebrand-Faktors. Nachdem die Autoren vor 4 Jahren einen Patienten mit refraktärer TTP auf Compassionate-use-Basis mit dieser Substanz behandelt hatten, führten sie weitere Studien bei Patienten mit akuten Schüben einer TTP durch. Dabei konnte ein signifikanter Anstieg der Thrombozytenzahlen nachgewiesen werden. Diese Substanz wird jedoch von der Herstellerfirma nicht weiterentwickelt.
Immunadsorption: Durch Adsorption von Immunglobulinen an Staphylokokkenprotein A oder Anti-human-Immunglobulin-Säulen können Immunglobuline aus der Zirkulation entfernt werden. Dieses komplizierte und teure Verfahren soll jedoch nur eingesetzt werden, wenn das Ansprechen auf die konventionelle Therapie nicht ausreichend ist.
Rekombinantes humanes ADAMTS13: Das rekombinante Enzym wird zurzeit in klinischen Studien bei angeborenem und erworbenem ADAMTS13-Mangel getestet. Vielversprechende Resultate werden erwartet.
Eculizumab (Soliris®, Alexion Pharmaceuticals, Zürich, Schweiz): Die Blockade des Komplementsystems hat bei TMA-Formen mit Komplementüberaktivierung gute Erfolge gezeigt. Die Substanz ist für das aHUS sogar zugelassen.
Supportive Therapie: Die Substitution von Erythrozytenkonzentraten bei schwere Anämie, intensivmedizinische Überwachung, gegebenenfalls Sedierung und Beatmung, Nierenersatztherapie etc. stellen wesentliche Therapiebestandteile dar. Die Gabe von Thrombozytenkonzentraten ist, auch bei sehr niedrigen Werten, zumindest in der Frühphase der Behandlung kontraindiziert.