01.10.2023 | PFLEGE & POLITIK
Wege aus dem Versorgungsnotstand
Pragmatische Lösungen und innovative Ansätze für chronisch kranke und ältere Menschen
Erschienen in: PRO CARE | Ausgabe 8/2023
Der Pflegenotstand ist ein Versorgungsnotstand. Daher braucht es neue Lösungen für die dringlichen Herausforderungen in der Versorgung chronisch kranker Menschen, so der Leitgedanke der Fachveranstaltung „chronisch_konkret“ im Haus der Barmherzigkeit in Wien.
Nicht an den Schwächen, sondern an den Potenzialen müsse sich die Debatte orientieren, forderte Willy Oggier, Gesundheitsökonom aus der Schweiz: „Wir müssen aufhören, fast nur über Kosten und Fachkräftemangel zu sprechen. Wir sollten vielmehr über die wirtschaftlichen und sozialen Vorteile reden, die uns ein modernes Gesundheitswesen ermöglichen.“ Es gehe laut Oggier nicht um die Frage, ob wir uns die Pflege zukünftig noch leisten können. Vielmehr gehe es darum, welche Pflege wir uns für die Zukunft wünschen und wie wir die notwendigen Finanzierungsformen hierfür schaffen. „Klar ist aber auch: Wir müssen uns der Herausforderung der demographischen Alterung in ganz Westeuropa stellen. Ein ‚Weiter so wie bisher‘ ist nicht zielführend.“ Um die bestmögliche Pflege und Betreuung mit der höchsten Lebensqualität für alte und chronisch kranke Personen sicherzustellen, bedürfe es rasch pragmatischer und praktischer Lösungen, so Christoph Gisinger, Institutsdirektor des Haus der Barmherzigkeit: „Es werden international viele neuartige Konzepte umgesetzt, die auch in Österreich dazu beitragen könnten, die Gesundheitsversorgung für die Zukunft abzusichern. Der Blick über den Tellerrand zahlt sich daher aus.“
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Ein vorsichtig optimistisches Bild zeigte die Podiumsdiskussion mit Vertretern aus Medizin, Pflege und Politik. Man arbeite bereits an neuen Versorgungsformen, einige Leuchtturmprojekte seien bereits umgesetzt. Eine besondere Rolle spielen dabei die Schnittstellen von Spitälern und Pflegeeinrichtungen, die zunehmend zu Nahtstellen werden sollen. Vielversprechende Projekte findet man im stationären oder mobilen Bereich sowie in der Übergangspflege und das Konzept der Community Nurse im ländlichen Raum sei wichtig und müsse weiter ausgebaut werden.