01.12.2014 | originalarbeit
„(Wozu) brauchen Sie die Betreuungssituation?“ Angehörige von Demenzpatienten in einer analytischen Psychotherapiegruppe
Erschienen in: Psychotherapie Forum | Ausgabe 3-4/2014
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Fokus dieser Arbeit ist der „Betreuendengewinn“, das heißt die Frage, ob und gegebenenfalls wozu betreuende/ pflegende Angehörige von DemenzpatientInnen die Betreuungssituation nutzen oder auch benötigen. Die Forschungsfrage dazu ist, ob sich die fortschreitende Einsicht, Aspekte der belastenden Betreuungssituation selber zu brauchen, in ganz besonderer Weise klärend und hilfreich für die Bewältigung der Situation erweisen kann.
Das Setting war das einer analytischen Psychotherapiegruppe. Die explanatorische Fragestellung wurde methodisch in Anlehnung an das Verfahren der qualitativen Inhaltsanalyse beantwortet, wobei Primärcodes zu Kategorien verdichtet wurden.
Die Ergebnisse zeigen als positiv konnotierten Betreuendengewinn: bewusst Lebenskunst/ Lebensweisheit üben und die familiäre/ partnerschaftliche Beziehung aufgrund der Situation genießen. Andere Profite galten der Distanzierung: das Verhältnis von Nähe und Distanz klären, eigene Ängste abwehren, die familiäre Beziehung trotz der Situation genießen, Ambivalenz bewusst machen, mit Gedanken an den Tod vertraut werden, Kontrolle ausüben. Weiters wurde zusätzliche therapeutische Selbsterfahrung vertieft und das Thema Patientenverfügung reflektiert.
Durch diese Klärung konnte die Situation vielfach als Lebensabschnittschance angenommen werden und konnten sich Versöhntheit vertiefen, Ambivalenzen eingeordnet, Nähe/Distanz-Konstellationen optimiert, die eigene Begrenztheit und Sterblichkeit mit größerer Angstfreiheit realisiert und quälende Kontrollmuster sich selbst und den Betreuten gegenüber aufgelöst werden.
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