ÖÄK-Vizepräsident Dr. Johannes Steinhart (Vereinigung)
Anna Rauchenberger
Mit einer überraschenden Wendung sorgen die Wahlen in der Wiener Ärztekammer für Furore. Wie es aussieht, ist die Kür des neuen Präsidenten ein offenes Rennen zwischen Dr. Thomas Szekeres und Dr. Johannes Steinhart.
Aufgrund des Ergebnisses sah es zunächst so aus, als würde es Dr. Johannes Steinhart auch im dritten Anlauf nicht gelingen, Ärztekammerpräsident zu werden – doch acht Tage nach der Wahl präsentierte er der Öffentlichkeit eine „Reformkoalition“, die in der Vollversammlung der Ärztekammer für Wien über eine hauchdünne Mehrheit von einer Stimme verfügt. Möglich wurde dies, weil gleich zwei Koalitionspartner des derzeitigen Wiener Ärztekammerpräsidenten Prof. Dr. Thomas Szekeres die Seiten wechselten: die Grünen Ärztinnen und Ärzte sowie „Turnusärzte für Turnusärzte – Assistenzärzt*inneninitiative“. Grünen-Chef Dr. Michael Lazansky rechtfertigte das Manöver u. a. damit, dass nach Mandatsverlusten eine Neuausrichtung nötig gewesen sei, um nicht bei den nächsten Wahlen in der Versenkung zu verschwinden.
Neben der „Vereinigung österreichischer Ärztinnen und Ärzte – Liste Steinhart“, den „Grünen Ärztinnen und Ärzten“ sowie der Liste „Turnusärzte für Turnusärzte“ haben auch die Liste „We4U“, die Liste „Asklepios“ und die „Liste Integrative Medizin“ den Koalitionsvertrag unterzeichnet. Vor der Wahl hatte sich Steinhart in der Ärzte Woche wenig geneigt gezeigt, „eine Sammlung aller Splittergruppen zur Präsidentenkür zu veranstalten, die mich nachher im Arbeitstempo beeinträchtigen“. Sollte Steinhart am 3. Mai zum Präsidenten der Ärztekammer für Wien gewählt werden, ist er ein ernst zu nehmender Kandidat für das Amt des ÖÄK-Präsidenten. Wie gut seine Chancen stehen, ist freilich nicht abschätzbar. Der Wahlausgang in den verbliebenen sieben Bundesländern stand zu Redaktionsschluss nicht fest. Und selbst wenn die Präsidenten der Landesärztekammern gewählt sind, ist noch nicht klar, wer auf wessen Unterstützung zählen kann. Denn die Kür des neuen ÖÄK-Chefs hängt nicht nur von inhaltlichen Fragen ab, sondern auch von der Chemie zwischen den handelnden Personen. Das Rennen ist nun völlig offen.
Ärztekammer-Präsident Dr. Thomas Szekeres (Liste Szekeres)
GEORG HOCHMUTH / APA / picturedesk.com