Das 100-jährige Jubiläum des Erscheinens von „Dementia praecox oder Gruppe der Schizophrenien“ von Eugen Bleuler (Dementia praecox oder Gruppe der Schizophrenien. Leipzig: Deuticke; 1911) gibt Anlass, der frühen Rezeption von Wort und Begriff ‚Schizophrenie‘ in Österreich nachzugehen. Zwei Phasen können dabei unterschieden werden: 1911–1914 (Gegenstand dieser Untersuchung) und 1918–1929. Ihre erkennbaren Protagonisten waren Erwin Stransky (v. a. in der ersten Phase), Josef Berze (v. a. in der zweiten), Julius Wagner-Jauregg und Carl Meyer. Leitmotive der Rezeption waren Kritik an der weiteren Ausdehnung des ursprünglichen Dementia praecox-Begriffes Kraepelins, Kritik an der psychoanalytischen Interpretation der Krankheitserscheinungen und Akzeptanz des Neologismus ‚Schizophrenie‘ aus inhaltlichen („dissoziativer Charakter“) und sprachlichen Gründen (Möglichkeit der Adjektivbildung). Das Wort scheint die alte Bezeichnung nach dem 1. Weltkrieg im Laufe der 1920er Jahre verdrängt zu haben.