01.10.2015 | Intensivmedizin
Extrakorporale Lungenunterstützungsverfahren in der Intensivmedizin
Erschienen in: Wiener klinisches Magazin | Ausgabe 5/2015
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Hintergrund
In der Intensivmedizin war zuletzt eine rasche Verbreitung extrakorporaler Verfahren zur Lungenunterstützung bei schwerem Lungenversagen zu beobachten. Je nach Indikation unterscheidet man Systeme zur venovenösen extrakorporalen Membranoxygenierung (VV-ECMO) oder zur vorrangigen extrakorporalen Kohlendioxidelimination.
Ziel der Arbeit
Vermittelt werden soll der aktuelle wissenschaftliche Stand der extrakorporalen Lungenunterstützung anhand eines Überblicks über die verschiedenen Systeme, ihre Einsatzgebiete, Effektivität und potenziellen Nebenwirkungen.
Methoden
Auf der Grundlage einer selektiven Literaturrecherche sowie anhand eigener Erfahrungen werden das Prinzip, die Technik, Ergebnisse und Komplikationen der neuen Verfahren beschrieben.
Ergebnisse
VV-ECMO-Systeme können bei schwerstem, therapierefraktärem, führend hypoxämischem Lungenversagen (pAO2/FIO2 < 80 mmHg) indiziert sein. Neben der Sicherung des lebensnotwendigen Gasaustauschs wird durch eine protektivere Beatmung eine Reduktion des ventilatorassoziierten Lungenschadens ermöglicht. In erfahrenen Zentren werden Überlebensraten von mehr als 60 % erreicht. Eine vorrangige extrakorporale Kohlendioxidelimination bei therapierefraktärer respiratorischer Azidose kann sowohl mit einem pumpenfreien arteriovenösen System („interventional lung assist“) als auch mit einer sog. Low-flow-ECMO durchgeführt werden. Bei jedem extrakorporalen Verfahren können schwerwiegende Komplikationen auftreten, die rasch erkannt und beherrscht werden müssen. Für alle Verfahren gilt, dass eine gesicherte Evidenz durch prospektive, randomisierte Studien bislang nur eingeschränkt vorliegt.
Schlussfolgerungen
Moderne Lungenunterstützungssysteme ermöglichen einen effektiven extrakorporalen Gasaustausch und sind mittlerweile fester Bestandteil in der Intensivtherapie kritisch kranker Patienten. Aufgrund potenziell schwerwiegender Komplikationen sollte der Einsatz spezialisierten Zentren mit Erfahrung in der Behandlung des schweren „acute respiratory distress syndrome“ vorbehalten bleiben.
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