01.12.2012 | leitlinien für die praxis
Gestationsdiabetes (GDM)
Erschienen in: Wiener klinische Wochenschrift | Sonderheft 2/2012
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Gestationsdiabetes (GDM) wird als erstmals während der Schwangerschaft entdeckte Glukosetoleranzstörung definiert. GDM ist mit einer erhöhten feto-maternalen Morbidität sowie Langzeitkomplikationen bei Mutter und Kind assoziiert. Frauen, die die Kriterien eines manifesten Diabetes bereits in der Frühschwangerschaft erfüllen (Nüchternplasmaglukose ≥ 126mg/dl, Spontanglukosemessung über 200mg/dl oder HbA1c ≥ 6.5 % vor der 20. Schwangerschaftswoche) sollen als Schwangere mit manifestem Diabetes klassifiziert und ebenso behandelt werden. Ein Screening auf unerkannten Typ 2 Diabetes beim ersten pränatalen Visit wird besonders bei Frauen mit hohem Risiko (Anamnese eines GDM oder Prädiabetes; Fehlbildungen, Totgeburt, wiederholte Aborte oder Geburtsgewicht über 4500g in früheren Schwangerschaften; Adipositas, metabolisches Syndrom, Alter über 45 Jahre, bei Gefäßerkrankungen, Auftreten von Diabetessymptomen wie Glukosurie) empfohlen (Evidenzklasse B). GDM wird durch einen oralen Glukosetoleranztest oder durch Nüchternplasmaglukosekonzentrationen über 92mg/dl diagnostiziert. Bei hohem Risiko kann ein OGTT (120min; 75g Glukose) bereits im ersten Trimenon sinnvoll sein, ist aber in jedem Fall bei allen Schwangeren mit bis dahin unauffälligen Glukosewerten zwischen der 24.-28. Schwangerschaftswoche vorgeschrieben (Evidenzklasse B). Auf Basis der „Hyperglycemia and Adverse Pregnancy Outcome (HAPO) study“ liegt ein GDM vor, wenn die Nüchternplasmaglukosewerte 92mg/dl, der 1 Stundenwert 180mg/dl oder der 2 Stundenwert 153mg/dl überschreiten (OGTT; Internationale Konsensuskriterien). Ein einziger erhöhter Wert ist dabei ausreichend und bedarf bereits einer strikten Stoffwechselkontrolle. Alle Frauen mit GDM erhalten eine Diättherapie und müssen ihre Blutzuckerwerte regelmäßig kontrollieren. Falls die Blutzuckerspiegel nicht im Normalbereich liegen (nüchtern < 95mg/dl und 1 Stunde nach den Mahlzeiten < 140mg/dl) soll eine Insulintherapie initiiert werden. Neben der mütterlichen Stoffwechselüberwachung ist auch ein fetales Monitoring notwendig, um die mütterliche und fetale/neonatale Morbidität und die perinatale Mortalität möglichst gering zu halten. 6–12 Wochen nach der Entbindung müssen alle Frauen mit GDM neuerlich einem OGTT (75g; WHO Kriterien) unterzogen werden, um ihre Glukosetoleranz neu zu klassifizieren. Bei Normalbefund soll der OGTT alle 2 Jahre wiederholt werden (Evidenzklasse B). Alle Frauen müssen über ihr (siebenfach erhöhtes relatives) Risiko informiert werden, im weiteren Verlauf einen Typ 2 Diabetes zu entwickeln, sowie über mögliche Präventionsmaßnahmen. Dazu gehören eine Gewichtsreduktion bei übergewicht, eine gesunde Ernährung und ausreichend körperliche Aktivität. Auch die Kinder sollen hinsichtlich einer unauffälligen Entwicklung regelmäßig nachuntersucht werden und die ganze Familie über Lebensstilmaßnahmen zur Aufrechterhaltung/Verbesserung der Gesundheit informiert werden.
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