01.12.2012 | leitlinien für die praxis
Gravidität bei vorbestehendem Diabetes für die Leitlinien für die Praxis (AG Diabetes und Schwangerschaft der ÖDG)
Erschienen in: Wiener klinische Wochenschrift | Sonderheft 2/2012
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Bereits vor über 20 Jahren forderte die St. Vincent Deklaration, dass diabetische Schwangere bessere Schwangerschaftsergebnisse erreichen sollen, die mit denen von nicht-diabetischen Frauen vergleichbar sind. Dennoch belegen aktuelle Erhebungen, dass Frauen mit bereits vor der Gravidität entwickeltem manifesten Diabetes nach wie vor höhere Komplikationsraten und eine höhere perinatale Morbidität und Mortalität aufweisen. Das ist großteils auf eine fehlende oder zumindest unzureichende Schwangerschaftsplanung und präkonzeptionelle Betreuung mit Optimierung der Stoffwechsellage vor Konzeption zurückzuführen. Zusätzlich steigt Adipositas weltweit stark an, was zu einem Anstieg von Müttern mit Typ 2 Diabetes führt und auch bei Typ 1 Diabetikerinnen die Metabolik und die perinatalen Ergebnisse verschlechtert. Die diabetische Embryopathie und diabetische Fetopathie sind eng mit der mütterlichen Stoffwechselkontrolle zu Schwangerschaftsbeginn assoziiert (Ziel: mütterliches HbA1c < 6.5 %). Das Hypoglykämierisiko ist in der Frühschwangerschaft deutlich erhöht, nimmt ab mit den hormonellen Veränderungen und der Zunahme der Insulinresistenz im Schwangerschaftsverlauf deutlich ab. Eine funktionelle, intensivierte Insulintherapie mit multiplen täglichen Insulininjektionen oder eine Insulinpumpentherapie sind gleich effektiv im Erreichen einer guten mütterlichen Stoffwechselkontrolle während der Schwangerschaft. Alle Diabetikerinnen sollen im Selbstmanagement der Insulintherapie mit Anpassungen der Insulindosis geschult sein und eine stabile Stoffwechsellage vor Schwangerschaftsbeginn aufweisen. Außerdem müssen eine Schilddrüsendysfunktion, eine Hypertonie oder diabetische Komplikationen vor der Konzeption ausgeschlossen bzw. adäquat behandelt sein, um eine mögliche Progression der Komplikationen und Begleiterkrankungen sowie insgesamt die mütterlichen und fetalen Risiken zu minimieren.
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