Genügen zwei Nachuntersuchungen in drei Jahren?

Darmkrebskranke, die kurativ operiert werden konnten, sind möglicherweise mit zwei Nachuntersuchungen in drei Jahren ebenso gut versorgt wie mit fünf Terminen. An der randomisierten COLOFOL-Studie gibt es jedoch Kritik. peterschreiber.media / stock.adobe.com × Nach kurativer Operation von Darmkrebs im Stadium II oder III bringt es offenbar keinen Überlebensvorteil, wenn die Betroffenen in den ersten drei Jahren fünfmal statt zweimal nachuntersucht werden. Das ist das Ergebnis einer Nachauswertung der randomisierten COLOFOL-Studie über zehn Jahre. An der Studie gibt es jedoch Kritikpunkte. Deutsche Experten halten einstweilen an der intensiven Nachsorge fest. Die COLOFOL-Studie, publiziert 2018 in JAMA, sollte seinerzeit zeigen, ob Betroffene mit kolorektalem Karzinom (Stadium II oder III) nach einer kurativen Operation von einer hochfrequenten Nachsorge profitieren. Verglichen wurden zwei Regime: eine intensive Nachsorge mit insgesamt fünf Untersuchungen innerhalb von drei Jahren (nach sechs, zwölf, 18, 24 und 36 Monaten) und eine weniger intensive Nachsorge mit entsprechenden Untersuchungen lediglich nach einem sowie nach drei Jahren. Nach fünf Jahren hatte sich in der Intention-to-treat-Analyse kein signifikanter Vorteil für die hochfrequente Nachuntersuchung ergeben, weder beim Überleben (gesamt bzw. tumorspezifisch) noch bei den Rezidivraten. „Die optimale postoperative Nachsorgestrategie und der wahre Effekt der Nachsorge auf das langfristige Ergebnis bleiben unklar“, schrieb damals Studienkommentatorin Hanna K. Sanoff von der University of North Carolina, Chapel Hill. In Deutschland ist die entsprechende S3-Leitlinie mittlerweile abgelaufen, aktuelle Empfehlungen wurden kürzlich auf dem Onkopedia-Portal publiziert. Nachauswertung der COLOFOL-Studie Nun hat die COLOFOL Study Group Langzeitdaten zur Nachsorge nach Darmkrebs-Operation vorgelegt (JAMA Netw Open 2024; online 21. November): Beteiligt waren wie zuvor 23 Zentren in Dänemark und Schweden, was fehlte, waren nur die Daten aus Uruguay. Von den ursprünglich 2.509 Teilnehmenden aus der randomisierten Studie hatte man 2.456 in die Sekundäranalyse eingeschlossen (medianes Alter bei Beginn: 65 Jahre) und über insgesamt zehn Jahre nachbeobachtet. 1.227 Personen bildeten die Gruppe mit intensiver, 1.229 die mit weniger intensiver Nachsorge. Abweichend von den Expertenempfehlungen für Deutschland kamen, wie in der initialen Studie, nur zwei Untersuchungsmethoden zum Einsatz: CT-Scans von Thorax und Abdomen sowie Bluttests auf karzinoembryonales Antigen (CEA). Ob zusätzlich Koloskopien durchgeführt wurden, blieb dem jeweils behandelnden Zentrum überlassen. Intensive Nachsorge auch langfristig ohne Vorteil Auch in der Langzeitauswertung war die hochfrequente Variante nicht von Vorteil: In der Intention-to-treat-Analyse ergab sich eine Gesamtmortalität von 27,1 Prozent bei fünfmaliger und von 28,4 Prozent bei nur zweimaliger Nachuntersuchung. Der Unterschied war nicht signifikant. Das Gleiche galt für die Per-Protokoll-Auswertung: Hier ergaben sich 26,4 Prozent bei hoher und 27,8 Prozent bei niedriger Frequenz. Ebenbürtig waren die beiden Nachbeobachtungsstrategien auch bei der krebsspezifischen Mortalität, mit 15,6 Prozent gegenüber 16,0 Prozent in der Intention-to-treat-Analyse und 15,6 Prozent bzw. 15,9 Prozent bei der Auswertung per Protokoll. Subgruppenanalysen zeigten, dass sowohl Personen im Tumorstadium II als auch im Stadium III mit weniger Nachuntersuchungsterminen ebenso gut versorgt waren. In beiden Fällen gab es keine signifikanten Unterschiede zur intensiven Gruppe, weder bei der Gesamt- noch bei der tumorspezifischen Mortalität. Rezidive nicht berücksichtigt Henrik Toft Sørensen von der Universität Aarhus und sein Team weisen darauf hin, dass die COLOFOL-Studie nicht darauf ausgelegt war, den Effekt des intensiven Regimes bei speziellen Hochrisikogruppen zu untersuchen. Ein Hauptkritikpunkt besteht jedoch darin, dass die aktuelle Studie keinerlei Angaben zu Rezidiven bzw. zu deren Behandlung enthält. Wie das Team betont, war das niedrigfrequente Regime, welches hier zum Einsatz kam, weniger intensiv gewesen, als es zum Beispiel die Leitlinie der American Society of Clinical Oncology (ASCO) von 2013 empfiehlt. „Die Ergebnisse unserer Studie sollten als Evidenzbasis für künftige Leitlinien-Updates berücksichtigt werden“, so die Forschungsgruppe. In der deutschen S3-Leitlinie von 2019 hieß es noch: „Aussagen zu Art und Häufigkeit der Nachsorgeuntersuchungen können nicht sicher gemacht werden, da hierzu gute Studien fehlen.“ Anstelle der CT wurde hier die Abdomensonografie als „einfachstes und kostengünstigstes Verfahren“ zum Nachweis von Lebermetastasen empfohlen (nach sechs, zwölf, 18, 24 und 36 Monaten). An einer aktualisierten Version wird derzeit gearbeitet. Neue Empfehlungen auf Onkopedia Mit neuen Empfehlungen wartete im November 2024 das Leitlinienportal Onkopedia auf: Die strukturierte Nachsorge soll demnach in den ersten drei Jahren folgende Untersuchungen beinhalten (neben Anamnese und körperlicher Untersuchung): CEA nach sechs, zwölf, 18, 24 und 36 Monaten, Sonografie Abdomen (gleiches Schema) und Koloskopie nach einem halben Jahr (sofern präoperativ keine vollständige Koloskopie stattgefunden hat) sowie nach einem Jahr. Quelle: Deutsche Ärztezeitung online

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