01.04.2016 | leitlinien für die praxis
Gravidität bei vorbestehendem Diabetes für die Leitlinien für die Praxis (AG Diabetes und Schwangerschaft der ÖDG)
Erschienen in: Wiener klinische Wochenschrift | Sonderheft 2/2016
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Bereits vor über 25 Jahren forderte die St. Vincent Deklaration, dass diabetische Schwangere vergleichbare Schwangerschaftsergebnisse wie nicht-diabetischen Frauen erreichen sollen. Dennoch belegen aktuelle Erhebungen, dass Frauen mit bereits präkonzeptionell entwickeltem manifestem Diabetes nach wie vor höhere Komplikationsraten und eine höhere perinatale Morbidität und Mortalität aufweisen. Das ist großteils auf eine fehlende oder zumindest unzureichende Schwangerschaftsplanung und präkonzeptionelle Betreuung mit Optimierung der Stoffwechsellage vor Konzeption zurückzuführen. Weltweit steigende Adipositasprävalenz führt zusätzlich zu einem Anstieg von Müttern mit Typ 2 Diabetes. Dieser Trend ist auch bei Typ 1 Diabetikerinnen zu beobachten und aggraviert die Metabolik und die perinatalen Ergebnisse. Die diabetische Embryopathie und diabetische Fetopathie sind eng mit der mütterlichen Stoffwechselkontrolle zu Schwangerschaftsbeginn assoziiert (Ziel: Normoglykämie und normales HbA1c, falls dies ohne Risiko für Hypoglykämien möglich ist). Das Hypoglykämierisiko ist in der Frühschwangerschaft deutlich erhöht, nimmt aber mit den hormonellen Veränderungen und der Zunahme der Insulinresistenz im Schwangerschaftsverlauf deutlich ab. Eine funktionelle, intensivierte Insulintherapie mit multiplen täglichen Insulininjektionen oder eine Insulinpumpentherapie sind gleich effektiv im Erreichen einer guten mütterlichen Stoffwechselkontrolle während der Schwangerschaft. Alle Diabetikerinnen sollen im Selbstmanagement der Insulintherapie mit Anpassungen der Insulindosis geschult sein und eine stabile Stoffwechsellage vor Schwangerschaftsbeginn aufweisen. Außerdem müssen eine Schilddrüsendysfunktion, eine Hypertonie oder diabetische Komplikationen vor der Konzeption ausgeschlossen bzw. adäquat behandelt sein, um eine mögliche Progression der Komplikationen und Begleiterkrankungen sowie insgesamt die mütterlichen und fetalen Risiken zu minimieren.
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