Die bislang unbekannte Brombeer-Art Rubus cuspidatoides. Die Spezies ist in ihrer Verbreitung im Wesentlichen auf die Hessische Rheinebene und den Odenwald beschränkt.
Werner Jansen
Der globalen Umweltzerstörung zum Trotz, hält unser Planet für Botaniker und Zoologen Überraschungen bereit.
Die unscheinbaren Brombeeren gelten unter Botanikern als schwierig. Grund dafür: Sie vermehren sich zum größten Teil ungeschlechtlich und ohne Durchmischung des Erbgutes. Überspitzt könnte man sagen: jede Pflanze ist eine eigene Art. Diese als „Apomikten“ bezeichneten Arten geben den Forschern Rätsel auf, auch weil sie sich nur in wenigen Merkmalen unterscheiden. Die Brombeerkunde ist daher Spezialistenaufgabe, ihre Vertreter nennt man Batologen, vom Griechischen bátos für Strauch. Zumeist handelt es sich bei den Brombeer-Bestimmern nicht um hauptberufliche Forscher, sondern um Amateure mit exzellenten Fachkenntnissen, sogenannte Bürgerwissenschaftler. Immer wieder gelingen ihnen bemerkenswerte Neufunde in der vermeintlich gut erforschten zentraleuropäischen Kulturlandschaft, zuletzt etwa im deutschen Bundesland Hessen: Dort fanden Werner Jansen und Friedrich Wilhelm Sander vier bislang unbekannten Arten.
Auch fossile Arten können Novitäten darstellen. Landschnecken sind meist durch versteinerte Schneckenhäuser oder Abdrücke fossil überliefert, die Erhaltung ihrer Weichkörper dagegen ist eine Rarität. „Unser neuer Bernstein-Fund ist wirklich bemerkenswert“, erklärt Dr. Adrienne Jochum vom Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt und dem Naturhistorischen Museum Bern und fährt fort: „In einem kreidezeitlichen Bernstein aus Myanmar haben wir den Körper und die Schale einer außergewöhnlich gut erhaltenen weiblichen Landschnecke kurz nach der Geburt ihres – ebenfalls im Bernstein überlieferten – Nachwuchses gefunden.“ Mittels hochauflösender Fotografie und Mikro-Computertomographie-Aufnahmen wurde das etwa elf Millimeter hohe Schneckenhaus und der „Marshmallow-artigen“ Körper des Muttertiers, sowie die fünf frisch geborenen Jungtiere sichtbar gemacht. „Die Schnecken wurden anscheinend direkt nach der Geburt von dem Baumharz eingeschlossen und in dieser Position über die Jahrmillionen konserviert. Die Mutterschnecke hat ihr bevorstehendes Schicksal wohl bemerkt und streckt ihre Tentakel in ‚Alarmstufe rot‘ in die Höhe.“
Quietschlebendig und der Wissenschaft bislang unbekannt: drei neue Froscharten aus dem nördlichen Amazonasgebiet. Die zu den Engmaulfröschen gehörenden Tiere leben vergraben. Der nur knapp 40 Millimeter große, orange-gefleckte „Zombie-Frosch“ ist einer von drei Neubeschreibungen in den Regenwäldern Guyanas, Französisch-Guyanas und Nord-Brasiliens.
99 Millionen Jahre alteLebendgeburt in Bernstein:Die weibliche Schnecke und ihre fünf Jungtiere.
Tingting Yu
Zombiefrosch. Diese neu beschriebene Amphibie ist nur knapp 40 Millimeter groß.
Antoine Fouquet