Als „Hofmohr“ ist Angelo Soliman (1721-1796) in die Wiener Stadtgeschichte und -mythologie eingegangen. Sein Aufstieg vom Sklaven zum Kammerdiener des Fürsten Liechtenstein war zu seiner Zeit einzigartig. Er galt als brillanter Denker; der Ruf als hervorragender Schachspieler eilte ihm voraus. Spielgewinne investierte er vorausschauend (und dennoch glücklos). Er war Mitglied in derselben Freimaurerloge wie W. A. Mozart; die Figur des Monostatos in Mozarts Singspiel „Zauberflöte“ beruht auf Soliman.
Kindersklave, Kammerdiener, Freimaurer: Angelo Soliman erlebte eine außergewöhnliche Karriere im aufgeklärten Wien. Als Mmadi Make um 1720 in Afrika (vermutlich in der Gegend um den Tschadsee) geboren, wurde er verschleppt und als Kindersklave nach Sizilien verkauft. Unter seinem neuen Namen kam Soliman in den Dienst von Feldmarschall Lobkowitz. Ab 1754 lebte er im Hofstaat der Fürsten Liechtenstein in Wien, zunächst als Kammerdiener, später als Erzieher der Fürstenkinder. Seine umfassende Bildung ermöglichte es ihm, in den aufgeklärten Kreisen der Freimaurerlogen zu verkehren. Keine dieser Verbindungen konnte Soliman allerdings davor bewahren, dass sein Leichnam präpariert und im kaiserlichen Naturalienkabinett als "Attraktion" ausgestellt wurde.
Angelo Soliman, um 1760 bis 1765; Johann Gottfried Haid nach Johann Nepomuk Steiner (Schabblatt)
Seiner dunklen Hautfarbe wegen wurde Soliman nach seinem Tod als Stopfpräparat im Hof-Naturalien-Cabinet ausgestellt. Pathologe und Autor Roland Sedivy hat sich auch mit diesem prominenten Todesfall (Soliman starb vermutlich an einem Hirnschlag) intensiv befasst.
Roland Sedivy. Totenschau. Autopsie-Geschichten: Ungewöhnliche Erlebnisse eines Pathologen. Hirzel Verlag. 240 S. ISBN 978-3-7776-3202-5
Hirzel