Einleitung
Thermoablative Techniken
Offene Fragen
Ausbildung
Voraussetzung für eine standardisierte RFA-Schulung (Abb. 1)
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40 dokumentierte „transisthmische“ Interventionen (beinhaltet Punktionen, Stanzbiopsien, Alkoholablationen), davon idealerweise 5 Alkoholablationen.Anmerkung: Diese Vorbereitungsphase soll sicherstellen, dass 1.) die Position des Arztes zum Hals bzw. Knoten (kopfseitig mit dem Monitor direkt vor Augen) und 2.) Eingriffe von transisthmisch kommend – beides unabdingbare Voraussetzungen für die Durchführung der RFA – ausreichend praktiziert und erfahren werden. Außerdem ist das Erlernen einer gewissen Bihändigkeit von großem Vorteil, da dann mit der kopfseitigen Position des Arztes links- und rechtsseitig gelegene Knoten gleichermaßen behandelt werden können.
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Erwünschte Hospitation in einem endokrin-chirurgischen Zentrum (z. B. 2 Operationsvormittage) zur Erfassung der anatomischen Strukturen (insbesondere Nerven- und Gefäßverlauf) im Halsbereich.
Standardisierte RFA-Einschulung
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Anwesenheit bei 8–10 RFAs bei einem erfahrenen Kollegen (der mindestens 100 RFAs durchgeführt haben muss)
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Begleitende, ausführliche theoretische Schulung (inklusive Demonstration von Langzeitverläufen, Besprechung möglicher Komplikationen und anatomischer Besonderheiten, Sichtung von Videomaterial)
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Praktische Schulung (mit Übungen am Phantom)
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Einschulung des Assistenzpersonals an zumindest einem Interventionstag
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4 betreute RFAs vor Ort im Beisein des ausbildenden KollegenAnmerkung: Eine solche standardisierte RFA-Schulung ermöglicht eine maximale individuelle und intensive Vorbereitung, die so im Rahmen eines größeren „Kurses“ nie gegeben wäre. In solchen Kursen könnten letztlich keine praktischen Inhalte vermittelt werden, die in diesem Fall besonders wichtig sind. Deshalb sollte idealerweise eine 1:1- bis maximal 1:2-Schulung erfolgen.Kurse werden prinzipiell in Südkorea und Italien (monopolare RFA) bzw. in Deutschland (bipolare RFA) und in Österreich (monopolare und bipolare RFA) angeboten. Nach derzeitigem Kenntnisstand sind die Kurse in Südkorea und Österreich die zeitlich aufwendigsten und erstrecken sich über insgesamt 3 Tage.
Zertifikat
Laufende Qualitätskontrolle
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Verwendung der einheitlichen „Patienteninformation und -einverständniserklärung“, um einen gleichlautenden Standard zu gewährleisten (wird den Teilnehmern von der AG-RFA zur Verfügung gestellt).
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Fallfrequenz: Wie allgemein bei operativen Verfahren erhöht auch eine regelmäßig durchgeführte RFA die Sicherheit und Effektivität des Eingriffes. Die oben involvierten Fachgesellschaften gehen davon aus, dass man bei mindestens 40 therapierten Fällen pro Jahr von einer „ausreichenden“ Frequenz sprechen kann, die eine gute Behandlungsqualität sicherstellen sollte.
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Führung einer Falldokumentation aller RFA-Interventionen nach einheitlichen Kriterien (zur Falldokumentation gibt es ein entsprechendes Excel-File über die AG-RFA)
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Führung einer Videodokumentation aller RFA-Interventionen inklusive Aufnahme einer Sequenz ca. 5 min nach Abschluss der RFA-Behandlung zur Dokumentation des Endstatus.
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Anbindung eines RFA-Zentrums an ein endokrin-chirurgisches Zentrum, um im Falle einer auftretenden Komplikation einen rasch zur Verfügung stehenden Ansprechpartner zu haben. Der Name der kooperierenden Institution sowie der involvierten Kollegen muss der AG-RFA bekannt gemacht werden und wird ebenfalls auf der Homepage veröffentlicht.
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Mit Abschluss des Kalenderjahres Übermittlung eines standardisierten jährlichen schriftlichen Kurzberichts, aus dem die Ergebnisse und die Komplikationen hervorgehen (das Formular wird von der AG-RFA zur Verfügung gestellt).
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Die RFA-Zentren, die sich freiwillig den qualitätssichernden Maßnahmen unterziehen, sind mit der Überprüfung der übermittelten Datenqualität in Form angekündigter Audits (alle 2–3 Jahre), die von der AG-RFA organisiert werden, einverstanden. Um die Organisation dieser (Non-profit‑) Untersuchungen zu ermöglichen, werden die teilnehmenden Zentren gebeten (gegen Rechnungslegung), jährlich einen Beitrag von € 500,– auf das Konto der AG-RFA der ÖSDG zu überweisen. Damit sollen auch andere Kosten für Homepageerstellung, Dateneingabe etc. abgedeckt werden.
Bestätigung über die laufende Qualitätskontrolle
Indikation
Publizierte Indikationen
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Korean Society of Thyroid Radiology (KSThR), 2009 und 2011 Guideline [19]
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Italian Expert Opinion Statement 2015 [20]
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American Association of Clinical Endocrinologists (ACCE) 2016 Guideline
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American College of Endocrinology (ACE) 2016 Guideline
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Associazione Medici Endocrinology (AME) 2016 Guideline [21]
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National Institute for Health and Care Excellence (NICE) 2016 Guideline (https://www.nice.org.uk/guidance/ipg562)
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Österreichische Schilddrüsengesellschaft 2016 Offizielle Stellungnahme (https://www.kup.at/kup/pdf/13399.pdf)
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Benigner Knoten mit belastender Symptomatik u/od. optisch störend
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Benigner Knoten mit kontinuierlichem Wachstum (gleichzeitig >2 cm Durchmesser) und begleitender Symptomatik
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Autonomer Knoten, wenn eine Radiojodtherapie (RJT) oder Operation kontraindiziert oder nicht gewünscht ist
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Differenziertes Schilddrüsenkarzinom: bei lokalem Rezidiv und hohem Operationsrisiko bei gleichzeitiger Jodrefraktärität (palliativer Therapieansatz)
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Praktische Erfahrungen zur Indikation und Einschränkung
Monopolare RFA
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Zystische, oder prädominant zystische Knoten (inkl. „Kolloidzysten“; Abb. 2) sind die beste Indikation für eine RFA! (Volumen auch >30 ml möglich).
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falls eine Punktion oder Alkoholablation nicht zum gewünschten Erfolg führt, oder nicht sinnvoll/möglich ist.Anmerkung: „Akute Blutungszysten“ sollten jedenfalls immer erst vollständig und ultraschallgezielt punktiert werden, bevor eventuell weitere Maßnahmen getroffen werden. Sogenannte „benigne“ Zysten, die ausschließlich glatt begrenzt sind, sprechen meist gut auf eine Alkoholverödung an. Mit einer Alkoholablation kann jedoch immer nur der zystische, nicht aber der solide Knotenanteil (dies ist obsolet!) behandelt werden. Nach Alkoholablation kommen in ca. 30 % Spätrezidive vor.
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Solider und gemischter Knoten bis ca. 30 ml (als Einmalbehandlung)
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Autonome Adenome – solide oder zystisch bis ca. 12 bis 15 ml (als Einmalbehandlung; Abb. 3)
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Wachsende Knoten – wenn sie eine beginnende Symptomatik verursachen (immer nach Wiederholung einer Biopsie mit Feinnadelpunktion (FNP) oder Feinnadelkapillarzytologie (FNCC), oder ggf. Stanzbiopsie!)
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Z. n. Schilddrüsenoperation
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Erhöhtes Narkoserisiko
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Bekannte Keloidneigung!
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Zytologisch Bethesda >II oder andere Form des Malignitätsverdachts
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Weit kaudal reichender Knoten, nicht in toto zu erreichen
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Eher schmaler und zapfenförmig tief nach dorsal reichender Knoten
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Prominente ventrale Gefäße in der Behandlungsebene
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Große solide und gemischte Knoten >30 ml (als Einzeleingriff)
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Diffuse Schilddrüsen-Vergrößerung mit mehrfachen Knotenbildungen (wenn auch eine erfolgreiche RFA kein zufriedenstellendes Endergebnis erwarten lässt)
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Autonomes Adenom >15 ml (als Einzeleingriff). Hier jedoch oft gute Ergebnisse mit nachfolgender low-dose J131-Therapie möglich.
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Multifokale Autonomie (individuell einzuschätzen: von Anzahl, Größe der Knoten, Patientenalter abhängig)
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Hashimoto-Thyreoiditis
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Morbus Basedow
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Schrittmacherträger (gilt für monopolare RFA)
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Schwangerschaft (gilt für monopolare RFA)
Bipolare RFA
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Großer, solider Knoten – speziell bei topographisch schwierigeren Lagen manchmal leichter zu behandeln als mit monopolarer RFA
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Palliative Volumenreduktion (nur in selektiven Fällen)
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Schwangerschaft: keine KI wie bei monopolarer RFA
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Schrittmacherträger: keine KI wie bei monopolarer RFA
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Knoten mit höherem Einblutungsrisiko (größerer Sondendurchmesser)
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Knoten unterschiedlicher Größe, wenn gleichzeitige Behandlung von mehr als einem Knoten geplant ist und mit einer Sondengröße alleine nicht zufriedenstellend behandelt werden kann (höhere Materialkosten)
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Kleineres autonomes Adenom (Energiedichte mit monopolarer Sonde höher)
Patientenaufklärung
Vorsorge
Zytologischer Befund
Laryngoskopische Evaluierung des Stimmbandstatus
RFA-Checkliste für den Interventionisten
1. Sichtung Vorbefunde |
2. Labor (TSH, fT4, fT3, TPOAK, TGAK, Tg, fakultativ Calcitonin, PTH, Kalzium und Gesamteiweiß, Gerinnung) |
3. Gutartigkeit durch ultraschallgezielte FNP oder FNCC erwiesen? Passt die Knotenmorphologie dazu? |
4. Genauer Ultraschallbefund |
– Lymphknotenstatus? |
– Prominente Gefäße in Ebene der Sondenführung? |
– Eintrittspforte für lokale Anästhesie? |
– Knoten in toto erreichbar? |
– Anzahl und Lage der Eintrittspforten? |
– Lagebeziehung des Knotens zu Nervus vagus und Trachea? |
– Lagebeziehung des Knotens zum „danger triangle“? |
– Knoten- und Lappenvolumina mit Dokumentation der Messmarken in Horizontal- und Sagittalebene |
– Bei zystischen Knoten: Aspiration vor der RFA erforderlich? Wahrscheinlichkeit für Kolloidzyste? Einblutungsrisiko? |
5. Auswirkungen der RFA auf Spontanfunktion bzw. Medikation nach dem Eingriff? (ausreichendes Restgewebe vorhanden? Wahrscheinlichkeit einer low-dose RJT als Nachbehandlung bei autonomen Adenom?) |
6. Symptomatik-Score (VAS 1–10) Frage an den Patienten: „In welchem Ausmaß beeinträchtigt sie der Knoten, wobei sich diese Beeinträchtigung auf funktionelle, visuelle, oder psychische Aspekte (oder eine Kombination derselben) bezieht?“ |
7. Visueller Knotenscore (0 = Knoten nicht palpabel, 1 = Knoten palpabel, 2 = Knoten bei Reklination des Kopfes oder beim Schlucken sichtbar, 3 = Knoten mit freiem Auge gut sichtbar) |
8. Wichtige (relative oder absolute) Kontraindikationen vorhanden? |
– Blutungsneigung, Antikoagulation? |
– Schrittmacherträger? |
– Schwangerschaft? Stillt die Patientin? |
– Allergien gegenüber lokalen Anästhetika? |
– Schwerwiegende HWS-Probleme? (wegen der erforderlichen Überstreckung) |
9. Patientenaufklärung im Arztbrief dokumentiert? |
10. Patienteninformation und -einverständniserklärung ausgehändigt? |
11. HNO-Befund mit Stimmbandstatus eingefordert? |
Nachsorge
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Stimmbandstatus nach der RFA-Intervention
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Volumetrie des/der behandelten Knoten(s) und Volumetrie beider Schilddrüsenlappen.Idealerweise gibt der RFA-durchführende Arzt dem Patienten relevante Ultraschallbilder mit. Daraus ersieht der Schilddrüsenspezialist die Positionierung der Messmarken, die für die Volumetrie der Schilddrüsenlappen und des Knotens verwendet wurden, und kann so eine valide Verlaufsmessung durchführen.Cave! Der bindegewebig transformierte Knoten ist (bedingt durch den Verlust seiner vesikulären Struktur und damit Reduktion schallreflektierender Grenzflächen) deutlich echoarm (!) und häufig avaskulär sowie auch deutlich kleiner als in einem Vorbefund beschrieben. Er kann auch Mikrokalk beinhalten. Manche bindegewebig geschrumpfte Knoten können auch vaskularisiert sein. Der Knoten hat zudem entweder eine „zytologisch benigne Vergangenheit“, oder war funktionell im Szintigramm „autonom“ (und damit benigne).Es ist also essenziell, dass sich der Schilddrüsenspezialist in diese morphologischen Besonderheiten nach einer RFA-Behandlung „einsieht“ und sie richtig interpretiert, da der Patient sonst unnötig beunruhigt werden könnte.
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Zusätzlich sollten TSH, fT4 und fT3 wie auch zumindest zur Dreimonatskontrolle die TPOAK und TGAK bestimmt werden. Wurde mit der RFA ein toxischer Knoten behandelt, empfiehlt sich zur Dreimonatskontrolle die zusätzliche Durchführung einer SD-Szintigraphie.
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Ganz generell wird auch im Anschluss an die beiden Kontrollen nach der RFA eine 1‑ bis 2‑jährige Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse und des zervikalen Lymphknotenstatus empfohlen.