18.09.2020 | Originalien
Schichtarbeit und Hypogonadismus
Erschienen in: Journal für Urologie und Urogynäkologie/Österreich | Ausgabe 3/2020
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In Österreich sind rund 744.000 Erwerbstätige Schichtarbeiter. Da der Mensch eine tageszyklische Spezies ist, löst die Schichtarbeit Störungen der zirkadianen Rhythmik aus. Ziel der Studie ist es, den Zusammenhang zwischen Schichtarbeit, Übergewicht und Hypogonadismus aufzuzeigen. Im Rahmen eines Männergesundheitstages wurden bei Mitarbeitern des österreichischen Bundesministeriums für Inneres Serumtestosteron, PSA und, mittels bioelektrischer Impedanzanalyse, die Körperzusammensetzung bestimmt. Die Teilnehmer mussten in einem Fragebogen angeben, ob sie Schichtdienst leisten und ob sie an Schlafstörungen („shift work sleep disorder“), leiden. Ein Testosteronmangel wurde mit einem Wert <3,5 ng/ml und Übergewicht mit einem Body-Mass-Index >25 definiert. Bei 36 Männern konnten die Daten ausgewertet werden, 12 davon leisteten Schichtdienst. Bei unserer Studie mit älteren Teilnehmern hatten fast 60 % der Probanden mit Schichtdienst verminderte T‑Spiegel (Testosteronspiegel) mit einem um ~25 % niedrigeren Gesamt‑T. Personen mit Schlafstörungen hatten deutlich niedrigere T‑Werte. Die Parameter für die Körperzusammensetzung, wie Körpergewicht, BMI und Fettanteil, zeigten bei der Gruppe der Schichtarbeiter höhere Werte. Bei ~30 % fand sich ein erhöhter PSA-Wert. Diese Ergebnisse spiegeln wider, dass Schichtarbeit mit einem deutlich höheren PSA assoziiert ist. Das Prostatakarzinomrisiko steigt um ~2,8 %/5 Jahre, und im Schnitt haben Schichtarbeiter ein relatives Risiko von ~1,2 (95 %-KI: 1,1–1,5). Schichtarbeit ist ein Risikofaktor für Adipositas, Hypogonadismus und Prostatakarzinom. Ein Großteil der Beschäftigten toleriert allerdings Schichtarbeit ohne Probleme, wobei Schlafstörungen ursächlich zu einer verminderten Toleranz und niedrigeren Testosteronspiegel führen können.
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