27.08.2020 | Urologie | Originalien
Kinderwunsch bei Azoospermie
Differenzialdiagnose, genetische Aspekte, Hodenhistologie, operative Spermiengewinnung
Erschienen in: Journal für Urologie und Urogynäkologie/Österreich | Ausgabe 3/2020
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Eine Azoospermie findet sich bei 10–15 % der Männer, die wegen eines unerfüllten Kinderwunschs untersucht werden. Differenzialdiagnostisch sind die obstruktive (OA) und nichtobstruktive Azoospermie (NOA) zu unterscheiden, wobei jeweils kongenitale bzw. genetisch bedingte sowie erworbene Ursachen zugrunde liegen können. Am häufigsten führen primär den Hoden betreffende Schäden zu einer NOA, hypothalamisch-hypophysär bedingte endokrine Störungen kommen vergleichsweise selten vor. Bei OA sind neben iatrogenen Ursachen wie der Vasektomie vor allem kongenitale Fehlbildungen der ableitenden Samenwege zu berücksichtigen. Diagnosestellung und Therapieplanung erfordern eine umfassende andrologische Untersuchung; soweit keine erworbenen Ursachen einer NOA bzw. OA vorliegen, gehören zur Abklärung auch eine gezielte genetische Diagnostik und Beratung. Häufig ist eine Einordnung des Krankheitsbilds erst anhand der histopathologischen Untersuchung von Hodenbiopsaten möglich, die auch die Identifizierung einer Keimzellneoplasie in situ erlaubt. Unter therapeutischen Aspekten kommt der Hodenhistologie der größte prognostische Stellenwert im Hinblick auf eine erfolgreiche operative Spermiengewinnung (testikuläre Spermienextraktion) zu; bei 40–60 % der Patienten mit NOA lassen sich eine fokal erhaltene Spermatogenese und damit Spermien für eine assistierte Fertilisation finden. Abgesehen von den kongenitalen, operativ nicht korrigierbaren Fehlbildungen besteht bei OA die Möglichkeit mikrochirurgisch-rekonstruktiver Verfahren. Bei der Versorgung betroffener Patienten dürfen keinesfalls konservativ-medikamentös behandelbare Formen einer Azoospermie übersehen werden; dies gilt insbesondere für die Therapie des hypogonadotropen Hypogonadismus.
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