Einführung: Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue-Syndrom
Entstehung und Zielsetzung des D-A-CH-Konsensusstatements
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den aktuellen Wissensstand zu ME/CFS zusammenzufassen,
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in der Diagnostik die CCC als klinische Kriterien mit Fokus auf das Leitsymptom post-exertionelle Malaise (PEM) hervorzuheben und
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vor allem im Hinblick auf Diagnostik und Therapie einen Überblick über aktuelle Optionen und mögliche zukünftige Entwicklungen aufzuzeigen.
Kanadische Konsensuskriterien | Mögliche entsprechende Symptome | Unterstützende Fragebögen | Differenzialdiagnostik und Untersuchungsmethoden, die in Studien auf eine verbesserte Diagnostik hindeuten |
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Post-exertionelle Malaise (PEM) | Belastungsintoleranz, Symptomexazerbation, Zustandsverschlechterung nach Überlastung, physiologische Aktivitäts-Erholungs-Dysfunktion Diese Verschlechterung tritt meist zeitverzögert (12–72h) auf und dauert in der Regel mind. 14–24h an, kann aber auch Tage oder länger anhalten. Auch eine permanente Verschlechterung ist möglich. Für weitere Information siehe auch: https://www.mecfs.de/was-ist-me-cfs/pem/ | DePaul-Symptom Questionnaire für PEMa (DSQ-PEM) [76] Munich Berlin Symptome Questionnaireb (MBSQ) [75], Teil II | |
Angiologische Untersuchungen mittels EndoPAT bzw. flussvermittelter Vasodilatation (FDM) an der A. brachialis oder mittels postocclusiver-reaktiver Hyperämie (PORH) – Messung, Oxygen-To-See (O2C), Nagelfalzmikroskopie, venöses Pooling | |||
Analyse der retinalen Mikrozirkulation [78] | |||
b) Abklärung einer pathologische physiologische Aktivitäts-Erholungsreaktion: | |||
Doppelte Handkraftmessung [41] mit jeweils 10 Zügen im Abstand von mindestens einer Stunde | |||
Kardiopulmonaler Belastungstest an zwei aufeinander folgenden Tagen im Abstand von 24 Stunden: [42, 44] Da dieser Test bei ME/CFS-Erkrankten zu einer dauerhaften Verschlechterung des Gesundheitszustandes führen kann, soll das Verfahren außerhalb von Studien nicht [39, 43] und auch dann nur wie von Faghy et al. 2024 beschrieben, adaptiert angewendet werden [90] | |||
Pathologische Fatigue mit Einschränkungen der Alltagsfunktion | „Zu den vorausgegangenen Anstrengungen unverhältnismäßige, durch Schlaf nicht zu beseitigende körperliche, geistige und/oder seelische Erschöpfung“ [12] | Fatigue Assessment Scalec (FAS) Fatigue Skala (FS) [91] Fatigue Severity Scale (FSS) [92] Chalder Fatigue Questionnaire (CFQ) [93] MBSQ [75], Teil I | Differentialdiagnostik/Abgrenzung anderer Ursachen für Fatigue, falls entsprechende klinische Hinweise vorliegen, [6] z. B. Sarkoidose, Lupus erythematodes (LE), Morbus Bechterew, Psoriasisarthritis, Sjögren-Syndrom, Kollagenosen, Fibromyalgie, Diabetes mellitus, Hypothyreose, Hashimoto-Thyreoiditis, Morbus Addison, Hyperkalzämie, Endometriose, Anämie, Eisenmangel, Vitaminmangel, maligne Erkrankungen („Tumorfatigue“), Z. n. onkologischer Therapie, angeborene Immundefekte (z. B. CVID), postinfektiöse Fatigue ohne ME/CFS, posturales Tachykardiesyndrom (POTS) und andere Dysautonomie-Syndrome, ZNS-Borreliose, AIDS, chronische Sinusitis, chronische Hepatitis, Mastzellaktivierungssyndrom (MCAS), Depression |
Anmerkung: [6] Es ist entscheidend, stets nach dem Vorliegen von PEM zu fragen, um ME/CFS von anderen Erkrankungen mit Fatigue zu unterscheiden (z. B. Fibromyalgie, Depression). Jedoch schließen Komorbiditäten wie z.B. Hashimoto-Thyreoditis, Fibromyalgie, POTS oder ein hypermobiles Ehlers-Danlos-Syndrom eine ME/CFS auch nicht aus | |||
Schlafstörungen | Einschlafstörung, Durchschlafstörung, Verschobener Schlaf‑/Wachrhythmus, Nicht erholsamer Schlaf | Jenkins Sleeping Scale [94] (kurz) MBSQ [75], Teil III | Abklärung anderer Ursachen von Schlafstörungen: |
Overnight Oxymetrie zu Hause [95] | |||
Screening auf obstruktive Schlafapnoe (OSAS) bei V. a. Monotonie-Intoleranz | |||
Schlaflabordiagnostik bei sehr ungewöhnlichen Schlafmustern oder Verdacht auf obstruktive Schlafapnoe [6] | |||
Schmerzen | Kopfschmerzen, Muskel‑/Gelenkschmerzen, Nervenschmerzen, Knochenschmerzen, Parästhesien, Temperaturstörungen, Sensibilitätsstörungen, „pins and needles“, Muskelzucken, „restless legs“, Hypermobilität [96] | MBSQ [75], Teil IV Somatic Symptom Scale – 8 (SSS-8) [97] SFN-SIQ Fragebogen zur Einschätzung einer Small-Fiber-Neuropathie [98] | a) Differentialdiagnostik/Abgrenzung anderer Ursachen, v. a. Migräne, HWS-Syndrom, Polyneuropathie (PNP), ZNS-Borreliose, Durchführung neuroorthopädischer Status [99] |
b) Abklärung einer Small-Fiber-Neuropathie (SFN) | |||
Testung der Schweißsekretion oder der elektrischen Leitfähigkeit der Haut, z. B. mittels Sudoscan oder Biofeedback-Untersuchung | |||
c) (Re‑)Infektionsdiagnostik und -Labor, v. a. bei chronischen Kopfschmerzen | |||
Beighton-Score, Checkliste für hypermobiles Ehlers-Danlos-Syndrom (hEDS) [102] | |||
evtl. Zeichen einer kraniozervikalen Instabilität (CCI) [103] | |||
e) Abklärung des Tethered-Cord-Syndroms (TCS): | |||
Sakrale Grübchen/Haaren, evtl. LWS-MRT in Bauchlage (wenn verfügbar) [104] | |||
Neurologische/kognitive Manifestationen | Kurzzeitgedächtnis-, Konzentrationsstörungen, Aufmerksamkeitsstörungen, „brain fog“, Wortfindungsstörungen, Reizempfindlichkeit (Licht, Geräusche Berührungen), Ataxien, Muskelzuckungen, Muskelschwäche | MBSQ [75], Teil V MoCA-Test, [107] Reaktionszeit-Test [108] | a) Differentialdiagnostik/Abgrenzung anderer Ursachen von kognitiven Defiziten: [99] z. B. MS, Demenz |
cMRT, (Re‑)Infektionsdiagnostik, neurologische/psychiatrische Diagnostik | |||
Cave: Auch hier ist es wichtig, PEM zu berücksichtigen und den MoCA-/Reaktionszeit-Test im Abstand von einer Stunde wiederholt durchzuführen | |||
d) Screening auf Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom (ADHS), [113] v. a. im Hinblick auf die Adhärenz in Bezug auf Medikamenteneinnahme und Pacing | |||
e) Abklärung eines POTS, da dabei Probleme mit Konzentration, Aufmerksamkeit, Kurzzeitgedächtnis, verlangsamter Informationsverarbeitung häufig sind: [112] | |||
Schellong-Test | |||
NASA-Lean-Testd | |||
f) Abklärung von Mastzellüberaktivität/MCAS als mögliche Ursache für kognitive Einschränkungen | |||
h) Bildgebung zur Feststellung von metabolischen oder Perfusionsstörungen, z. B. PET-MRT (nur in Studien) | |||
Autonome Manifestationen, v. a. orthostatische, aber auch vasomotorische, sekreto-/sudomotorische, gastrointestinale, urogenitale, pupillomotorische Dysfunktionen | Palpitationen, Tachykardie, Schwindel, Ohnmachtsneigung, kognitive Dysfunktionen, Kurzatmigkeit, vermehrtes Schwitzen, Temperaturregulationsstörungen, Schluckstörung, Verdauungsstörungen, Sehstörung, Lichtempfindlichkeit, Harnblasendysfunktionen | COMPASS31-Fragebogene [114] MBSQ, [75] Teil VI SFN-SIQ [98] | |
b) Abklärung von POTS und OH: | |||
Schellong-Test | |||
NASA-Lean-Testd | |||
Bei OH auch Abklärung einer Nebenniereninsuffizienz | |||
c) Abklärung von Mastzellüberaktivität/MCAS als mögliche Ursache von Palpitationen, Tachykardie, Schwindel, vermehrtem Schwitzen, Verdauungsstörungen etc. | |||
d) Abklärung einer SFN als Ursache von sekreto-/sudomotorischer Dysfunktion | |||
Testung der Schweißsekretion oder der elektrischen Leitfähigkeit der Haut, z. B. durch Sudoscan oder Biofeedback | |||
Neuroendokrine Manifestationen | Durstregulationsstörungen, Blutdruckstörungen, Schwitzen, Störungen des Tag-Wachrhythmus, Temperaturregulationsstörungen, Appetitlosigkeit, Schilddrüsenfunktionsstörungen, Nebennierenstörungen, Insulinresistenz | MBSQ, [75] Teil VII | a) Differentialdiagnostik/Abgrenzung anderer Ursachen |
Thyreotrope Achse (HPT): z. B. niedrige Schilddrüsenhormonaktivität [118] | |||
Somatotrope Achse (HPS): z. B. mangelhafte Regulierung des Wachstumshormons (GH), [119] was zu Muskel- und Knochenschwund, Muskelschwäche, Glukose- und Fettstoffwechselstörung führen kann | |||
e) MRT-Hypophyse bei anamnestischen/laborparametrischen Hinweisen | |||
Immunologische Manifestationen | Symptome, die einer Mastzellüberaktivität/einem diagnostizierten Mastzellaktivierungssyndroms (MCAS) entsprechen wie kardiale Symptome (Palpitation, Tachykardie, Synkopen), kutane Symptome (Urtikaria, Pruritus, Flush und Angioödem), respiratorische Symptome (Asthma, erschwertes Atmen, nasale Kongestion) und gastrointestinale Symptome (Schmerzen, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen) [127‐130]. Immunologische Dysfunktionen wie deutlich häufigere und/oder schwere Infektionen | MBSQ, [75] Teil VIII | a) Differentialdiagnostik/Abgrenzung anderer Ursachen wie z. B. Allergien, Asthma, Nahrungsunverträglichkeiten, chronisch-entzündliche Darmeerkrankungen, Zöliakie, Small Intestinal Bacterial Overgrowth (SIBO), Leaky-Gut-Syndrom bei gastrointestinalen Symptomen bzw. POTS und kardiale/pulmologische Ursachen bei den kardialen/pulmologischen Symptomen |
Anmerkung: Bei den meisten ME/CFS-Patient:innen liegt keine MCAS, sondern eine Mastzellüberaktivität vor [131] | |||
c) Abklärung humoraler/zellulärer Immundefekte bei pathologischer Infektionsanfälligkeit entsprechend des Erregerprofils | |||
d) Infektionsdiagnostik bei spezifischen Infekt-assoziierten Symptomen | |||
z. B. Hashimoto-Thyreoiditis, bei ANA-Erhöhung Screening auf Antikörper gegen extrahierbare nukleäre Antigene (ENA) und auf Anti-dsDNS-Antikörper [132] | |||
Bei Sicca-Symptomatik Sjögren-Syndrom ausschließen [6] | |||
f) In Studien: Autoantikörper gegen adrenerge, muskarinerge und andere G‑Protein-gekoppelte Rezeptoren (GPCR); sie lassen sich bei einem Teil der Patient:innen nachweisen, sind aber nicht erkrankungsspezifisch | |||
g) In Studien: Dysbioseanalyse | |||
Diagnostik von ME/CFS
Klinische Kriterien, Fragebögen, spezifische Untersuchungsmethoden
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Manifestationen des autonomen Nervensystems
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Neuroendokrine Manifestationen
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Immunologische Manifestationen
Erfassung des Schweregrads von ME/CFS
Medizinische Versorgung/Therapie von ME/CFS
PACING: Individuelles Aktivitäts- und Energiemanagement
Symptomatische Linderung der begleitenden klinischen Problematik
Übersichtsartikel | Zusammengefasster Überblick über Therapieoptionen (alle Angaben gelten nur, wenn keine Kontraindikationen vorliegen) |
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Renz-Polster und Scheibenbogen, 2022 [6] | PEM:Pacing |
Orthostatische Dysfunktion: Vermehrtes Trinken, v. a. vor dem ersten morgendlichen Aufrichten, erhöhte orale Salzzufuhr/Elektrolytlösungen, Stützstrümpfe hoch/Leibbinden. Bei ungenügendem Ansprechen „off-label“-Medikamente: Kardioselektive β‑Blocker/Ivabradin (cave: Blutdrucksituation), Pyridostigmin, Fludrokortison, Midodrin. Immer eine Gratwanderung zwischen Wirkung und Verträglichkeit | |
Schlafstörungen: Melatonin 2–5 mg z. B. in retardierter Form, Antihistaminika der ersten Generation, Tryptophan, auch niedrig dosierte Antidepressiva (z. B. Trazodon) können helfen | |
Schmerzen: Behandlung nach dem Prinzip der multimodalen Schmerztherapie (aber Beachtung von PEM), evtl. Pregabalin oder Low-Dose-Naltrexon (LDN). Kein Amitriptylin bei Tachykardie und POTS | |
Infektionskontrolle: Behandlung einer möglichen Aktivierung von Viren, Immunglobuline bei IgG-Mangel | |
Sekundäre psychische Probleme (z. B. Depression, Ängste): Psychotherapeutische Unterstützung lt. Grande et al. 2023 [71] | |
Ernährung und Nahrungsergänzungsmittel: Proteinreiche Ernährung mit ausreichend ungesättigten Fettsäuren z. B. Omega 3. Ausgleich eines Eisen‑, Folsäure‑, Vitamin D- und/oder Vitamin B12-Mangels, evtl. Therapieversuch zur Unterstützung der Mitochondrienfunktion mit D‑Ribose, Carnitin, Coenzym Q10, N‑Acetyl-Cystein (NAC), Nikotinamidadenindinukleotid (NADH), Magnesium, Selen und/oder Zink zur Unterstützung des Energiestoffwechsels oder der Redox-Balance. Schwerkranke Patient:innen sind teilweise auf pürierte Kost oder hochkalorische Trinknahrung angewiesen, sehr schwer Erkrankte müssen per Jejunalsonde ernährt werden | |
Aktive Allergie, Mastzellüberaktivität oder MCAS: H1- und H2-Antihistaminika, eventuell ergänzt um einen Mastzellstabilisator wie Cromoglicinsäure oder Ketotifen | |
Charité Berlin: Empfehlungen für die Behandlung von Patient:innen mit postinfektiösem Syndrom/ME/CFS (G93.3G) | https://cfc.charite.de/weiterbildung/, https://mecfs.at/aerztinnen/#fortbildungen, einloggen bei DocCheck notwendig |
Informationen zu Schlafstörungen, neuropathischen Schmerzen, „off-label“-Therapien mit Mestinon (Pyridostigmin), Low-Dose Aripiprazol (LDA), Low-Dose Naltrexon (LDN), Ernährung und Nahrungsergänzungsmittel | |
Empfehlungen für die Behandlung von Patient:innen mit schwerem postinfektiösen Syndrom/ME/CFS (G93.3G) | https://cfc.charite.de/weiterbildung/, https://mecfs.at/aerztinnen/#fortbildungen, einloggen bei DocCheck notwendig |
Informationen zum Therapieversuch bei akutem Krankheitsschub (PEM), welcher oft nach Überanstrengung oder Infekt ausgelöst wird | |
Informationen zur Therapie Schwerstbetroffener [56] | |
Das EUROMENE Consensus Protokoll [1] | Empfehlungen für eine nicht-medikamentöse Behandlung zur Linderung von ME/CFS-Symptomen in Bezug auf: PEM, Schmerzen, Schlaf, Ernährung und weitere unterstützende Maßnahmen |
Empfehlungen für eine medikamentöse Behandlung zur Linderung von ME/CFS-Symptomen in Bezug auf: Schmerzen, Schlaf, Dysautonomie (v. a. POTS), Allergien/Inflammationen, Nahrungsergänzungsmittel | |
Joseph et al., 2022 [162] | Mestinon (Pyridostigmin) |
Seton et al., 2024 [117] | PEM: Pacing |
Antivirale Therapie und Immunmodulatoren: Nukleosid-Analoga, Immunmodulatoren | |
Inflammation: Low-Dose Naltrexon (LDN), Mastzellstabilisatoren | |
Autoimmunität: Immunsuppression, Immunadsorption | |
Immundefizienz: Intravenöse Immunglobuline (IVIG) | |
Zelluläre, metabolische Abweichungen: Antioxidantien, hochenergetische Verbindungen und Substrate des TCA-Zyklus, Mitochondrien-modulierende Nährstoffe | |
Gastrointestinale Dysfunktionen: Probiotika | |
Neurologische Dysfunktionen: SSRIs, SNRIs, Lisdexamfetamine, Nahrungsergänzungsmittel, Fludrocortison, siehe auch Inflammation | |
Neuroendokrine Dysfunktionen: Hormone je nach Mangel (Low-Dose Hydrocortison, DHEA, Triiodothyronine) | |
Bested und Marshall, 2015 [28] | PEM: Pacing |
Fatigue: Stimulierende Medikamente nur, um Patient:innen bei außergewöhnlichen und potenziell anstrengenden Ereignissen zu helfen (z. B. Hochzeit) | |
Schlafstörungen: Schlafhygiene, diverse Medikamente (Tab. 4) | |
Schmerzen: Nicht-medikamentöse und medikamentöse (Tab. 5) Optionen werden aufgezählt (wichtig: mit nur einem Zehntel bis einem Viertel der üblichen Dosis starten bei Patient:innen, die empfindlich auf Medikamente reagieren) | |
Kognitive Dysfunktionen: Pacing, Erinnerungsbuch | |
Management von sekundärer Depression, Angst und Stress: Psychotherapie, falls Medikation notwendig, dann mit der niedrigmöglichsten Dosierung starten und langsam hochdosieren | |
Orthostatische Intoleranz: Nicht-medikamentös: gesteigerter Salzkonsum, Elektrolytsäfte, viel Trinken, hohe Kompressionsstrümpfe, langes Stehen vermeiden; falls kein ausreichendes Ansprechen medikamentös: Fludrocortison, Midodrin und niedrigdosierte β‑Blocker | |
Gastrointestinale und urogenitale Probleme: Abklärung (Nahrungsmittelunverträglichkeiten Dysbiosis, Leaky Gut), ausgewogene Ernährung mit wenigen Fermentable Oligo-Di-Monosaccharides and Polyols (FODMAPs), evtl. Nahrungsergänzungsmittel | |
Erreger-Reaktivierung: Antibiotika, antiparasitäre oder antivirale Therapien können hilfreich sein | |
Allergien: H1-Blocker | |
Rivera et al., 2019 [163] | Allgemeine Maßnahmenübersicht: Pacing, Mito-protektive Diäten (z. B. Intervallfasten oder ketogene Diät), Nahrungsergänzungsmittel, Probiotika |
Schmerzen: NSARs | |
Schlaf: Trizyklische Antidepressiva, SSRIs (auch bei neuropathischen Schmerzen) | |
Virusreaktivierung und PEM: Antivirale Medikamente | |
Inflammation: Monoklonale Antikörper | |
Inflammation und hauptsächlich körperliche Fatigue: Hydrocortison, Fludrocortison | |
ME/CFS Mayo Clinic Proceedings, 2023 [95] | PEM: Pacing, Health Tracker/Wearables oder Symptom-Tagebücher |
Pathologische Fatigue: Pacing, LDN, LDA, entzündungshemmende Diäten, Nahrungsergänzungsmittel bei Defiziten | |
Schlafstörungen: Melatonin, Trazodon, Suvorexant, Doxepin/trizyklische Antidepressiva, Gabapentin/Pregabalin | |
Kognitive Dysfunktionen: Tagebuchführung, Gedächtnisstützen, Ergotherapie, LDN, LDA, vorsichtiger Einsatz von Stimulanzien | |
Orthostatische Intoleranz: Flüssigkeit/Elektrolyte/Kompression, Fludrocortison, Midodrin, Propranolol, Pyridostigmin, Guanfacin (Auswahl nach Subtyp des POTS oder Kippvitalzeichen richten) | |
Schwindel/Benommenheit: POTS-Abklärung und entsprechende Therapie, vestibuläre Therapie | |
Muskel- oder Gelenksschmerzen: Schmerzmittel, Duloxetin, Milnacipran, Pregabalin, Gabapentin, trizyklische Antidepressiva, LDN | |
Neuropathie: Pregabalin, Gabapentin, trizyklische Antidepressiva, Kompressions- oder Korsetttherapie | |
Licht‑/Reizempfindlichkeit: Kopfhörer mit Geräuschunterdrückung, getönte Brillen, Verringerung der Exposition, LDA | |
Gastrointestinale Symptome: Entzündungshemmende Diäten, kleine Mahlzeiten, Pro‑/Synbiotika, Antihistaminika, Ballaststoffe | |
Bateman Horner Center: ME/CFS Guidebook | |
US ME/CFS Clinician Coalition, ME/CFS TREATMENT RECOMMENDATIONS US ME/CFS Clinician Coalition, Version 1, February 20, 2021 | |
Medikamentöse Therapie: orthostatischen Dysfunktionen, Schlafstörung, kognitiver Dysfunktion, Fatigue, Schmerz, Immundysfunktionen, Small Intestinal Bacterial Overgrowth (SIBO) | |
Nicht-medikamentösen Therapie: PEM, orthostatische Dysfunktionen, Schlafstörung, gastrointestinale Probleme, kognitive Beeinträchtigungen, Schmerzen |
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Adäquate Behandlung aller Symptome und der Komorbiditäten unter Beachtung von PEM: Pacing first
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PEM: Pacing, Wearables, Aktivitäts‑/Symptom-Tagebücher.
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Schlaf/Entspannung: Entspannungstechniken, retardiertes Melatonin, H1-Antihistaminika der ersten Generation, z. B. Diphenhydramin, niedrig dosierte Antidepressiva (ein Zehntel bis ein Viertel der normalen Dosis: z. B. Mirtazapin, Trimipramin, Doxepin; kein Amitriptylin bei Tachykardie/POTS).
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Orthostatische Intoleranz (OI) (POTS und OH): Mind. 3l Flüssigkeit/Tag trinken, v. a. auch Elektrolytsäfte, erhöhte Salzzufuhr, Stützstrumpfhose/Bauchbinde, Medikation: z. B. Ivabradin/Nebivolol [164], Mestinon, Fludrocortison, Midodrin je nach Symptomkomplex. Eventuell Volumensubstitution durch physiologische Kochsalzlösung.
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Schmerzen: Vorsichtige manuelle Therapie oder Physiotherapie, transkutane Nerven‑/Vagus-Stimulation, Medikation: z. B. Paracetamol/Ibuprofen/Metamizol, Gabapentin/Pregabalin, LDN je nach Schmerzsymptomatik, Involvierung der Schmerzmedizin.
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Restless-legs-Symptomatik: Versuch mit Dopaminagonist Rotigotion als Pflaster (1–3 mg/24 h)
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Mastzellüberaktivität/MCAS: H1 und H2-Blocker, eventuell unterstützt durch Mastzellstabilisatoren wie Ketotifen und Cromoglicinsäure.
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Kognitive Dysfunktionen: Je nach Befunden indirekte Therapie der kognitiven Dysfunktion über Symptomlinderung der Mastzellüberaktivität/MCAS und/oder OI sowie Pacing. LDN, LDA.
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Nahrungsergänzungsmittel: Zur Unterstützung des Mitochondrienstoffwechsels und/oder zum Ausgleich von Defiziten.
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Neuroendokriner Hormonausgleich bei Defiziten.
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„Off-label“-Medikamente für Symptomenkomplexe: Mestinon (POTS, Fatigue, PEM), [162] LDN (Fatigue, kognitive Dysfunktion, PEM, Schmerzen), [165, 166] LDA (Fatigue, kognitive Dysfunktion, PEM, Reizüberempfindlichkeit), [167] N‑Acetylcystein (NAC) und evtl. Guanfacin (Fatigue, kognitive Dysfunktion, PEM), [168] neuromodulatorische Medikamente, Medikamente bei Durchblutungsstörungen.
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Bei Bedarf Unterstützung durch spezifisch geschulte Diätolog:innen, Ergotherapeut:innen, klinische Psycholog:innen, Psychotherapeut:innen, Physiotherapeut:innen und diplomierte Krankenpflege.
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Im Falle von Schwerstbetroffenen braucht es eine „high-intensive home care“, in diesem Fall ist es wichtig, dass den Patient:innen und pflegenden Angehörigen entsprechend geschultes Gesundheitspersonal (z. B. für die Jejunalsondenpflege und Ernährung) und Hilfsmittel (von Antidekubitus-Matratzen bis zu elektrischen Rollstühlen mit Liegefunktion sowie zukünftige Möglichkeiten des Telemonitorings) zur Verfügung gestellt werden.