Seit zwei Monaten leitet Alexander Barta den Wiener Standort des Verlags. Er hätte sich keinen spannenderen Zeitpunkt aussuchen können!
Interview mit dem Chef. Martin Krenek-Burger befragt Alexander Barta in der Redaktion.
Patrizia Steurer
Ärzte Woche: Interviews mit dem eigenen Chef sind ja immer eine schwierige Angelegenheit für den Interviewer, der ja auch Angestellter des Unternehmens ist. Man ist befangen. Gleichzeitig bin ich neugierig. Sie haben vor Kurzem die Rolle des Geschäftsführers bei Springer Wien übernommen. Sie kommen aus der Pharmabranche. Was hat Sie eigentlich bewogen, zu wechseln?
Alexander Barta: Ich bin immer schon fasziniert gewesen von der Gesundheitsbranche, mittlerweile seit über 20 Jahren in diesem Bereich tätig, und davon überzeugt, dass dem Verlagswesen eine wesentliche Rolle in der Gestaltung des österreichischen Gesundheitswesens zukommt. Die Mischung aus Veröffentlichung, Verbreitung und Bereitstellung von medizinischem Wissen und von neuen Erkenntnissen ist etwas sehr Spannendes und Wesentliches. Und da habe ich nicht lange überlegen müssen!
Ärzte Woche: Das ist interessant, weil das Verlagswesen ja nicht gerade als Boombranche verschrien ist. Wie beurteilen Sie die wirtschaftliche Lage des Verlagswesens hierzulande?
Barta: Also auf der einen Seite sehe ich Springer als sehr starke Marke. Springer ist ein absolutes Traditionsunternehmen. Wir feiern heuer das hundertjährige Bestehen in Österreich. Die Marke steht für Seriosität, für objektiven, qualitativ hochwertigen Journalismus. Auf der anderen Seite sehen wir in der ganzen Branche eine Veränderung, eine Transformation des Kerngeschäftes – das macht es aber auch interessant. Wir gehen weg von den klassischen Buch- und Printprodukten, hin zu digitalen Services und anderen Dienstleistungen –, aber auch das Thema Open Access spielt eine immer wichtigere Rolle.
Ärzte Woche: Was sind so die nächsten Ziele, die Sie sich gesetzt haben?
Barta: Für mich ist es zuerst einmal wichtig, den Konzern zu verstehen – also die Abläufe, die Menschen und die Prozesse im Unternehmen –, aber auch die Spezifika im Verlagswesen kennenzulernen. Das wird mich sicher in den nächsten Wochen und Monaten noch gut beschäftigen. Auf der anderen Seite ist es für mich wichtig zu verstehen, was denn unsere Kunden, die Gesellschaften, Ärzte und andere Health Care Professionals, die Pharmaindustrie sowie andere Partner und Stakeholder sich von uns erwarten. In weiterer Folge gilt es dann natürlich, auf diese Kundenbedürfnisse entsprechend einzugehen.
Patrizia Steurer
Ärzte Woche: Die für mich spannendste Frage an Vorgesetzte ist: Wo sehen Sie das Unternehmen in fünf Jahren?
Barta: Ich wünsche mir, dass wir unsere Position als wesentlicher Player im Gesundheitswesen stärken, dass wir aber auch weiterhin die neuesten medizinischen Erkenntnisse veröffentlichen und entsprechende Informationen, Fortbildungen und Trainings unseren Kunden zur Verfügung stellen. Auf der anderen Seite wünsche ich mir auch, dass wir ein starker Partner im Gesundheitswesen bleiben und den Dialog im Gesundheitssystem vorantreiben.
Ärzte Woche: Wie würden Sie Ihren Führungsstil beschreiben?
Barta: Ich bin ein sehr teamorientierter und kommunikativer Mensch, sehr offen und stehe für Transparenz. Ich tausche mich sehr gerne mit Mitarbeitern aus und möchte dabei vor allem als Sparringpartner wahrgenommen werden. Auf der anderen Seite wünsche ich mir, dass sich unsere Mitarbeiter als eigenständige Unternehmer für ihren Bereich sehen und auch entsprechend handeln, und nicht wegen jeder Kleinigkeit ihre Führungskraft kontaktieren müssen.
Ärzte Woche: Was machen Sie, wenn Sie nicht gerade beim Sparring mit Ihren Mitarbeitern im Verlag sind?
Barta: Als moderne Firma arbeiten wir natürlich auch einige Tage im Homeoffice. Abseits der Arbeit bin ich viel draußen in der Natur unterwegs, beim Sport, der meine große Leidenschaft ist. Sonst trifft man mich auch oft bei der Arbeit im Garten an oder bei Unternehmungen mit meiner Familie.
Patrizia Steurer
Ärzte Woche: Nicht ganz unwichtig – worüber können Sie herzlich lachen?
Barta: Also – sehr oft über mich selbst. Insbesondere jetzt mit dem Alter und den Unzulänglichkeiten, die das Alter mit sich bringt. Ich erinnere mich auch vor ein paar Tagen, als meine Frau und ich wirklich herzlich gelacht haben über Verhaltensweisen, die wir bei unseren Kindern festgestellt haben, die wir ihnen sicher nicht bewusst in der Erziehung mitgegeben haben und die sehr ähnlich unseren eigenen sind.
Ärzte Woche: Was hätten Sie gern schon früher gewusst im Leben?
Barta: Manchmal ist es ganz gut, Dinge einfach nicht zu wissen. Und ich schaue auch nicht wehmütig zurück, das bin nicht ich. Positiv in die Zukunft schauen und sein Leben genießen.
Mitarbeit : Patrizia Steurer (Bildredaktion) und Josephine Gruber (Social Media)