01.05.2016 | Originalarbeit
Vom Vermeiden und Versinken
ADHS und Suchtverhalten –Ein multimodaler Behandlungsansatz mit MI und Neuer Autorität
Erschienen in: psychopraxis. neuropraxis | Ausgabe 3/2016
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Impulsivität und dopaminerge Unterversorgung führen bei ADHS-Betroffenen zu erhöhtem Suchtrisiko. Nicht selten ist das familiäre Klima durch die Verhaltensauswirkungen der Erkrankung deutlich beeinträchtigt. Das führt zu eingeschränkter Behandlungsbereitschaft der jugendlichen Klienten und zu Problemen in der Umsetzung von gesprächsorientierter Psychotherapie – auch, wenn bereits erkennbares ausweichendes Verhalten das Risiko für eine Suchterkrankung deutlich macht. Im beschriebenen multimodalen Behandlungsansatz wurde auf drei Ebenen angesetzt. Die Mutter des dreizehnjährigen Klienten wurde in den Prinzipien der Neuen Autorität nach Haim Omer geschult. Die Kombination aus Wachsamer Sorge und Bereitschaft zum Gewaltlosen Widerstand brachte die allein erziehende Adoptivmutter zurück in eine natürliche Haltung der Autorität und Stärke gegenüber den massiven Übergriffen ihres Sohnes. Dadurch verbesserten sich das Familienklima und so auch das Vertrauen des Jungen in therapeutische Unterstützung. Beim Betroffenen selbst wurde mittels Motivational Interviewing von Miller und Rollnick [6] ein Interesse für die Erkrankung und deren steuerbare Anteile erweckt. Zudem wurde MI auch psychoedukativ verwendet, als es zum Übergang des gesundheitlich noch eher unproblematischen Verhaltens (exzessive Beschäftigung mit Elektronik) zu suchtnäheren Themen wie Tabakkonsum kam. Als dritte Interventionsebene wurden Mutter und Sohn in die Ankerhaltung nach Omer [9, 10] eingeführt, die beiden ermöglichte, gegen unerwünschte manipulative oder schädigende Verhaltensimpulse Widerstand zu leisten. Eingebettet wurden die Interventionen in eine enge multiprofessionelle Vernetzung und psychosoziale Unterstützungsmaßnahmen.
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