Pollenfallen stehen meist auf Flachdächern und nicht auf Nasenhöhe der Passanten. Der wissenschaftliche Leiter des Pollenwarndienstes in Kärnten berichtet von seinen Messungen mit Forschungspollenfallen.
Pollenwarndienst des Landes Kärnten
Für die Erhebung der Messdaten zum Pollenflug werden üblicherweise Messstationen verwendet, die sich in städtischen Siedlungsgebieten auf Flachdächern diverser Gebäude befinden. Auch die sogenannte „Standardpollenfalle Klagenfurt“ steht auf dem Flachdach der Abteilung für Nuklearmedizin in 20 Metern Höhe. Durch das Aufstellen in der Höhe können unerwünschte lokale Beeinflussungen des Pollengehaltes in der Luft minimiert werden.
Allergiker halten sich aber eher selten auf Flachdächern in Städten auf, sondern befinden sich meist in Gebäuden oder in Bodennähe in der freien Natur. Die Frage nach der realen Pollenbelastung in der freien Natur und in Bodennähe ist ein bedeutendes Anliegen für die Erstellung einer guten Pollenflugprognose. Um auf diese Fragen Antworten zu erhalten, wird in Kärnten seit dem Jahr 2009 eine sogenannte „Forschungspollenfalle“ betrieben, mit der alle zwei Jahre der Messstandort gewechselt wird.
Bereits im Jahr 1985 und in den Jahren von 1990 bis 1993 wurde an vielen verschiedenen Standorten der Pollenflug in Atemhöhe gemessen. Im Juli des Jahres 1991 stand die Pollenfalle für sechs Tage auf einer Waldlichtung nahe des Ortes Plöschenberg (Gemeinde Köttmannsdorf, Kärnten). Im Jahr 2023 stand und aktuell im heurigen Jahr 2024 steht die Messstation in einem Waldgebiet nahe des Ortes Wurdach (Gemeinde Köttmannsdorf, Kärnten). Mithilfe der erhobenen Messdaten können nun erste Aussagen zur Belastung mit Gräserpollen in Waldgebieten gemacht werden.
Abb. 1 und 2: Wenig Pollenflug in der Stadt (Messstelle: Flachdach).
Pollenwarndienst des Landes Kärnten
Gräserpollenflug auf einer Waldlichtung Gräserpollenflug auf einer Waldlichtung (Datenerhebung: 8. bis 13. Juli 1991). Die Pollenfalle stand für sechs Tage auf einer Waldlichtung mit einem großen Vorkommen einer Gras-Art mit dem Namen Drahtschmiele oder Schlängelschmiele ( Avenella flexuosa ) ( Abb. 1 ). Zeitgleich lief die Messstation auf einem Flachdach im LKH-Gelände von Klagenfurt. Die Abbildung 2 zeigt den extrem hohen Unterschied bei den Messwerten zwischen der Stadt Klagenfurt und der Waldlichtung. In Klagenfurt wurden am 8. Juli 15 Pollenkörner pro Kubikmeter Luft registriert, auf der Waldlichtung waren es 1.263 Pollenkörner pro Kubikmeter Luft. In Summe wurden in den sechs Tagen der Datenerhebung in Klagenfurt 70 Gräserpollenkörner und auf der Waldlichtung 4.286 Pollenkörner gezählt. Betrachtet man den Tagesverlauf des Pollenfluges auf der Waldlichtung ( Abb. 3 ) ist zu erkennen, dass die Pollenfreisetzung bereits am 6 Uhr in der Früh beginnt und der Höhepunkt um 10 Uhr am Vormittag erreicht wird.
Abb. 3 Pollenfreisetzung erreicht vormittags ihren Höhepunkt.
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Gräserpollenflug im Vergleich zwischen der Stadt Klagenfurt und einem Waldgebiet Gräserpollenflug im Vergleich zwischen der Stadt Klagenfurt und einem Waldgebiet in der Gemeinde Köttmannsdorf. Im Jahr 2023 stand die Forschungspollenfalle in einem Waldgebiet in der Nähe des Ortes Wurdach (Gemeinde Köttmannsdorf) in einer Meereshöhe von 820 Metern. Die Messstation stand auf einem Dreifuß, der Ansaugschlitz der Pollenfalle befand sich in einer Höhe von 170 cm über dem Boden ( Abb. 4 ).
Abb. 4 und 5: Hoher Gräserpollenflug in der Stadt in Hauptblütezeit.
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Die Vegetation der Umgebung bestand aus einem Mischwald mit Rotbuchen, Fichten, Lärchen und Wald-Kiefern. Die Krautschicht wurde vorwiegend aus Schwarzbeer-Sträuchern und Adlerfarn gebildet. Mit der Messreihe sollte das Ausmaß der Belastung durch Gräserpollen innerhalb eines Waldstandortes in der Zeit der Hauptblüte von Wiesengräsern erhoben werden. Die Abbildung 5 zeigt, dass bei der Messstation Klagenfurt zwar generell ein höherer Gräserpollenflug gemessen werden konnte, dass aber im Waldgebiet an vielen Tagen die allergische Reizschwelle durch den Gräserpollenflug ebenfalls deutlich überschritten werden konnte. Die Summe der gezählten Gräserpollenkörner vom 1. Mai bis 30. September 2023 betrug in Klagenfurt 5.206 Pollenkörner und im Waldgebiet 2.474 Pollenkörner.
Abb. 5 Pollenfallen mit Pollenschlitz
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Die Messreihen von der Waldlichtung mit der Drahtschmiele und die Vergleichsuntersuchung aus dem Jahr 2023 zwischen der Stadt Klagenfurt und dem Waldgebiet in Wurdach zeigen, dass für Gräserpollen-Allergiker Aufenthalte in Waldgebieten nur einen bedingten Nutzen bringen und zeitweise die Belastung mit Gräserpollen in einem Waldgebiet sogar um einiges höher sein kann als in städtischen Siedlungsgebieten. Neben der Drahtschmiele ( Avenella flexuosa ) können auch das Rote Straußgras ( Agrostis capillaris ) und die verschiedenen Arten des in Waldgebieten vorkommenden Reitgrases ( Calamagrostis spp. ) für eine erhöhte Belastung durch Gräserpollen in Waldgebieten verantwortlich sein.