Grundlagen
Die Prävalenzraten an Übergewicht und Adipositas haben in den letzten Jahrzehnten besonders in den reichen Ländern stark zugenommen, gleichzeitig sind die Erfolgsraten bei den morbid Adipösen mittels konservativer Therapie mangelhaft. Deswegen ist die bariatrische Operation bei diesen Patienten die Therapie der Wahl. Da besonders bei den Adipösen, die eine professionelle Hilfe aufsuchen, eine hohe Komorbidität bzgl. psychischer Störungen, Essstörungen und psychosozialer Belastungssituationen besteht, ist eine psychische Evaluation vor der bariatrischen Operation wichtig.
Methodik
Untersucht wurden 547 adipöse Patienten (389 Frauen, 158 Männer), die wegen einer morbiden Adipositas an der Chirurgie vorstellig wurden und zur psychologischen präoperativen Evaluation (semistrukturiertes klinisches Interview, SCID) an die Klinik für Psychosomatische Medizin zugewiesen wurden.
Ergebnisse
Die Ergebnisse der präoperativen psychologisch-psychiatrischen Abklärung an 547 morbid adipösen Patienten zeigen, dass mehr als die Hälfte eine oder mehrere psychische Störungen, v. a. Depressionen und Anpassungsstörungen, und Persönlichkeitsstörungen, vorwiegend vom Cluster C, aufweisen. Ein Großteil der adipösen Patienten weist auch eine oder mehrere gestörte Essverhaltensweisen auf, deutlich mehr Frauen als Männer eine „Binge-Eating“-Störung, während Männer vorwiegend als „Overeaters“ eingestuft werden können.
Schlussfolgerungen
Eine exakte präoperative psychische Abklärung ist ein wichtiger Beitrag dazu, die adipösen Patienten herauszufiltern, die einerseits für eine bariatrische Operation nicht geeignet sind, oder andererseits nach der bariatrische Operation eine zusätzliche psychiatrische und/oder psychotherapeutische Behandlung brauchen, um mit den Anforderungen der postoperativen Umstellungen zurecht zu kommen.