Eine umfangreiche klinische Literatur betont, dass sich in der Anamnese einer großen Anzahl von psychotischen Patienten in ambulanter und stationärer Behandlung Hinweise für schwerwiegende traumatische Erfahrungen in den frühen Entwicklungsjahren finden lassen. Hiermit geht eine Reihe von nachteiligen Faktoren hinsichtlich des klinischen Schweregrads, des Krankheitsverlaufs und der sozialen Adaptation einher. Vor einer vorschnellen Zuschreibung eines unlinearen kausalen Beitrags zum Risiko klinisch diagnostizierter psychotischer Störungen sind mehrere konzeptuelle und methodische Probleme zu klären. In einer konzeptuellen Perspektive definieren klinisch diagnostizierte psychotische Störungen eine relativ kleine Subgruppe innerhalb eines breiten Psychose-Kontinuums in der Allgemeinbevölkerung. Frühkindliche Traumatisierungen sind nach Art, Intensität, Zeitpunkt und Kontext zu unterscheiden. In der Allgemeinbevölkerung besitzen frühe Traumatisierungen eine hohe Grundhäufigkeit. Methodische Fragen in der Bestimmung psychotischer Symptome einerseits, in der Erfassung traumatischer Erlebnisse während früher Entwicklungsjahre andererseits müssen gelöst werden. Die empirische Literatur zeigt, dass frühkindliche Traumatisierungen mit einem erhöhten Risiko für die allgemeine psychische und psychosomatische Morbidität im Erwachsenenalter assoziiert sind. Der Nachweis einer solchen Assoziation auch zu einem erhöhten Psychoserisiko ist nur über geeignete Kontrollgruppen zu führen. Eine systematische Literaturrecherche zeigt, dass nur eine sehr überschaubare Anzahl von Studien überhaupt Kontrollgruppen beinhaltet. Diese Studien unterstreichen aber, dass frühkindliche Traumatisierungen in einem signifikanten Ausmaß mit dem Psychoserisiko klinisch diagnostizierten psychotischer Populationen korreliert sind. Der Stellenwert dieser Traumata ist aber nur innerhalb eines multifaktoriellen biopsychosozialen Krankheitsmodells näher zu bestimmen.